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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Bearb.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Teil 2): Ausgewählte Schrotblätter aus öffentlichen Sammlungen und Bibliotheken in Berlin, Darmstadt, Erfurt, Halle a. S., Leipzig, London, Münster i. W., Oxford, Straßburg i. E., Ulm, Wittenberg, Würzburg, Zürich — Straßburg: J.H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.61936#0059
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LEIPZIG.
UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK.

75. Die hl. Barbara.
Aehnliche Schwierigkeiten wie bei dem vorhergehen-
den Blatt ergeben sich auch bei dem vorliegenden. Ich
habe schon bei der Tf. 18 des ersten Teils von den ver-
schiedenen Ausgaben einer Folge weiblicher Heiliger ge-
sprochen, deren Auseinanderhalten kaum möglich ist.
Zweifellos rührt der Urentwurf unseres Blattes von dem-
selben Künstler her wie derjenige der Tf. 18, aber das
vorliegende Bild ist geschickter geschnitten als die Ri-
gaer «Dorothea». Man kann ferner bei einem Vergleich
mit dem «Gekreuzigten zwischen den Schächern» (Sehr.
2343, abg. auf Tf. 6 in Bd. 13 dieser Sammlung) nicht
nur den gleichen tapetenartigen Hintergrund feststellen,
sondern sogar die Eigentümlichkeit des Zeichners, die
Augen durch das obere Lid halb zu verdecken. Aber wir
besitzen schon vier Varianten dieser Kreuzigung (Sehr.
2340—2343), und die technischen Unterschiede zwischen
Nr. 2343 und unserer Barbara lassen vermuten, daß noch
eine weitere Variante verschollen sein dürfte. Daß die
Blume unten links in der gleichen Weise gearbeitet ist
wie der Arabesken-Hintergrund der Tf. 17 des ersten
Teils reicht nicht aus, eine engere Verwandtschaft zu be-
gründen, da dieses Ornament auf vielen Blättern wieder-

l kehrt. Wir müssen uns also einstweilen mit der Fest-
stellung begnügen, daß unser Metallschnitt etwa zu der-
selben Zeit entstanden ist, in der der «Meister des hl.
Georg» tätig war, von dessen Arbeit wir ebenfalls scho'n
i drei Varianten (Sehr. 2635, 2636 und Tf. 21 in Bd. 13)
kennen. Es müssen also mehrere Werkstätten bestanden
haben, die einander in nicht sehr löblicher Weise Kon-
kurrenz machten. (Vgl. auch Tf. 77.) Größe 173:115.
Sehr. 2550. Vielleicht oberrheinischer Formschnitt
um 1460. Die Platte war auf einen Holzfuß aufgenagelt;
die Nagelköpfe lassen sich unten links unterhalb der
Blume und rechts neben dem Türmchen deutlich er-
kennen.
Bemalung: Braunrot, gelb, gelbgrün.
Die hl. Anna (Sehr. 2529).
Von der Reproduktion dieser Blattes wurde abge-
sehen, da es bereits in Band 15 auf Tf. 25 nach dem
Exemplar der Münchener Staatsbibliothek abgebildet ist.
Das hl. Abendmahl (Sehr. 2234).
Dieses Blatt ist bereits im VI. Bande meines Manuel
i auf Tf. 30 abgebildet.

LONDON.
BRITISH MUSEUM.

Aus der großen Zahl der dort befindlichen Metall-
schnitte schienen mir die folgenden für den vorliegenden
Zweck besonders geeignet, doch wäre die Reproduktion
verschiedener anderer sehr zu wünschen.
76. Christi Wirken am Auferstehungs-
tage.
Dieses Blatt trägt die unzweideutigen Kennzeichen
des Meisters des «Jesus in Bethanien», von dem ich bei
der Tf. 5 des ersten und Tf. 62 dieses zweiten Teils aus-
führlich gesprochen habe. Konnten wir bei dem letzteren
die Abhängigkeit von der Biblia pauperum nachweisen,
so entsprechen die Szenen auf unserem Blatte den Bil-
dern des bekannten, in so vielen Auflagen erschienenen
Buches der «Liden ons Heren», das zuerst i. J. 1482 von
Gerard Leeu in Gouda gedruckt wurde. Unten links
sehen wir die Auferstehung Christi aus dem Grabe, dem
sich die drei hl. Frauen nähern. In der Mitte erscheint
der Herr als Gärtner der Maria Magdalena. Ganz oben
nähert sich der Heiland dem ruhenden Petrus, daneben
gesellt sich der Herr zu den beiden Jüngern auf dem

Wege nach Emaus und nimmt darauf an ihrer Mahlzeit
teil; unten rechts nimmt er von der Mutter Maria Ab-
schied. Diese Anlehnung an eine niederländische Bilder-
folge liefert einen erneuten Beweis, daß wir die Nieder-
lande als die Heimat unseres Metallschneiders betrachten
müssen. Ob die beiden Wappenschilde über dem Tor
des Hauses oben rechts als Künstler- bezw. Werkstatt-
zeichen aufzufassen sind, muß dahingestellt bleiben. Größe
367:241.
Sehr. 2382; C. Dodgson Cat. p. 177, B. 8. Nieder-
ländisches Schrotblatt um 1480.
Bemalung: Blasses rot, grün, goldgelb, braun.
77. Die bl. Barbara.
Ein Vergleich dieses Blattes mit der Tf. 75 und der
Tf. 18 des ersten Teils ergibt, daß auf allen drei Bildern
der Körperumriß der Figur genau übereinstimmt und daß
nur das Symbol jedesmal ein anderes ist. Sie sind aber
von drei verschiedenen Metallschneidern geschnitten, was
wir am besten an den Händen feststellen können. Auf
Tf. 75 sind beide Hände mit Geschick und Verständnis

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