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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Oth.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Teil 2): Ausgewählte Schrotblätter aus öffentlichen Sammlungen und Bibliotheken in Berlin, Darmstadt, Erfurt, Halle a. S., Leipzig, London, Münster i. W., Oxford, Straßburg i. E., Ulm, Wittenberg, Würzburg, Zürich — Straßburg: J.H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.61936#0058
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gormesse» am nächsten, auch scheint die Sternpunze, die
dort zur Verzierung der casula des hl. Gregor Verwend-
ung gefunden hat, mit jener gleich zu sein, die auf un-
serm Blatt zur Ausschmückung des Hintergrund-Teppichs
benutzt wurde. Da nun jenes Blatt ziemlich sicher aus
der Werkstatt des «Jesus in Bethanien» hervorgegangen
ist, so dürfen wir das Gleiche auch von dem vorliegen-
den vermuten, zumal auch andere Blätter jener Werkstatt

I eine ähnliche Technik (z. B. Tf. 11 des ersten Teils) auf-
weisen.
Das Blatt ist aus dem Einband einer heute nicht
mehr festzustellenden Inkunabel gelöst, in der sich auch
der in Bd. 36 dieser Sammlung auf Tf. 2 abgebildete
Holzschnitt (das Kind Jesus mit Neujahrswunsch) einge-
klebt befand. Größe 174:118.
[Sehr. 2537 c] Niederländischer Metallschnitt um 1475.

HALLE a. d. Saale.
MARIENBIBLIOTHEK.

73. Die hl. Sippe Christi in einer Wein-
laube.
In der Mitte vorn sitzt Maria mit dem Kinde, dem
Joseph eine Weintraube reicht, hinter ihr befindet sich
die Großmutter Stnna zwischen <£4ßopf)ajä und Sfnadjim
zur Linken, Salome und SUpIjpuj» zur Rechten. Links
von der Jungfrau steht g-cljeiieu^ neben MSaria ^almnr,
die den kleinen Sfoljannc«» auf ihrem Schoß hält, während
3tacoü niaior daneben steht. Rechts sitzt JiDaria ULIeopIje
zwischen ihren Kindern Siibajr tijaimijl und .^yinon ;
davor hocken 3Jacutm£ ininor und Sofcplj iuftu£ am
Boden.
Hier liegt nicht nur in der Umrahmung, sondern
auch in dem Bilde mit seinen kräftigen Nasen eine so
typische Arbeit des «Mesters mit den Bergwolken» vor,
daß jeder Zweifel von vornherein ausgeschlossen ist. Das
Blatt ist, wie der harte und unruhige Faltenwurf beweist,
erst späteren Datums, doch weist sonderbarerweise die
Umrahmung in der linken Hälfte der oberen Leiste noch
nicht jenen Sprung auf, der sich auf der Tf. 69 des vor-
liegenden und den Tafeln 6 und 7 des ersten Teils so
stark bemerkbar macht. Das berechtigt zu dem Schluß,
daß die Werkstatt ältere Formschnitte immer wieder von
neuem abdruckte.
Das Blatt wurde aus dem Einband eines Exemplars
der 1478 von Koberger in Nürnberg gedruckten Vitas
patrum des Hieronymus (Hain 8595) abgelöst. Bildgröße
245: 194, Umrahmung 329:250.
Sehr. 2753. Niederdeutscher Formschnitt um 1480
ibis 1490.
Bemalung: Spahngrün, lackrot, gelb.
74. Der Kalvarienberg.
Ich habe bisher das vorliegende Blatt immer als eine
Kopie nach der auf Tf. 14 im ersten Teil abgebildeten
Darstellung betrachtet; zumal da mir von dem hier in
Betracht kommenden Metallschnitt bisher nur eine sehr

verkleinerte Photographie zu Gebote stand. Jetzt, wo ich
es in Originalgröße vor mir habe, möchte ich eher glau-
ben, daß das Verhältnis umgekehrt war. Zunächst ist
auf dem vorliegenden Blatt nur der linke Reiter blind,
der rechte aber sehend dargestellt, während auf der Tf. 14
irrtümlich beide Reiter blind sind. Ferner sind die Fal-
ten im Gewände Mariä erheblich weicher und verständ-
nisvoller als auf dem früher abgebildeten Blatte, des-
gleichen ist der Brustpanzer des links vom Kreuze be-
findlichen Reiters mit dem Federbusch besser der Kör-
perform angepaßt.
Die Technik erinnert etwas an die weiterhin abge-
bildete Tf. 105 und durch diese werden wir zu dem
«Jesus am Oelberg» (Sehr. 2241; abg. als Nr. 58 in Bd. II
der Wiener Einblattdrucke) geleitet. Die Verwandtschaft
dieses letzteren Blattes mit dem unsrigen ist offensicht-
lich. Nicht nur, daß wir in der Unterschrift jenes Blat-
tes derselben eigentümlichen Form des r wie in unserer
Unterschrift begegnen (Molsdorf hat diesem bizarren r,
das er als niederländisch bezeichnet, in seiner Studie
«Schrifteigentümlichkeiten auf älteren Holzschnitten»,
Straßburg, Heitz 1914 eine sehr eingehende Untersuchung
gewidmet), sondern wir sehen dort unten rechts auch
einen Baumstamm fast in gleicher Ausführung wie auf
unserem Blatt neben dem Hinterfuß des Pferdes des
vorn rechts befindlichen Reiters.
Trotzdem will ich keineswegs behaupten, daß unser
Blatt von derselben Hand herrührt wie der «Jesus am
Oelberg», sondern ich möchte annehmen, daß ein ver-
schollenes Original aus der Werkstatt des «Jesus am Oel-
berg» unserem Blatte als Vorbild gedient hat.
Das vorliegende Exemplar wurde aus dem Einband
einer 1474 gedruckten lateinischen Bibel abgelöst. Ein
zweites befindet sich in der Sammlung Edmond de Roth-
schild in Paris. Größe 397 : 266.
Sehr. 2334. Niederländischer (?) Metallschnitt um
1460.
Bemalung: Braunes lackrot, gelb, grün, blaßbraun.

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