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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Oth.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Teil 2): Ausgewählte Schrotblätter aus öffentlichen Sammlungen und Bibliotheken in Berlin, Darmstadt, Erfurt, Halle a. S., Leipzig, London, Münster i. W., Oxford, Straßburg i. E., Ulm, Wittenberg, Würzburg, Zürich — Straßburg: J.H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.61936#0064
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noch besser begründen zu können. Zunächst sitzen die
Augenbrauen des hl. Johannes viel zu hoch, das gleiche
zeigt sich bei der «Aachener Madonna» (abg. Tf. 25 in
Bd. 36) und der Rigaer «Hl. Katharina» (abg. Bd. 41
Tf. 19); zweitens begegnen wir der weißen Punktierung
des Kreuzes auch auf den beiden Schächerkreuzen des
Dresdener «Kalvarienberges» (abg. Bd. 22 Tf. 70) und

dem Rigaer «Kreuztragenden Christus» (abg. Bd. 41
Tf. 21), bei letzterem sehen wir auf den Aermeln des
Henkerknechtes auch die kleinen Kreise wie auf unserem
Blatt am Kragen des Johannes. Größe 100:73.
[Sehr. 2324 a], Niederdeutscher Formschnitt um
1460.
Bemalung: Gelb, grün.

ULM.
STADTBIBLIOTHEK.

109. Die hl. Jungfrau auf der Mondsichel.
Es sind bisher vier verschiedene Bearbeitungen die-
ses Blattes bekannt geworden, nämlich die Wiener (Sehr.
2496, abg. Wiener Einblattdrucke II Nr. 87), die Pariser
(Sehr. 2497, abg. Bouchot Nr. 67), die Oxforder (Sehr.
2498, abg. Schreiber, Manuel Bd. VI Taf. 29) und die
vorliegende Ulmer. Strix hält das Wiener Blatt für das
•Original und zwar für eine Arbeit des «Meisters des hl.
Georg» (Sehr. 2636). Ich habe im Manuel leider den
Fehler gemacht, das Wiener und das Nürnberger Exem-
plar des hl. Georg als Abzüge von derselben Platte auf-
zuzählten, während sie tatsächlich verschieden sind. Beide
Blätter haben ihre Vorzüge und ihre Mängel, und die
Frage, welches von beiden das Original war, ist schwer
zu entscheiden. Ich habe einstweilen das Wiener Blatt
als 2636, das Nürnberger als 2636 a bezeichnet, ohne die
■Priorität festlegen zu wollen.
Nach meinem Dafürhalten könnte die hier in Rede
stehende Ulmer Madonna, nach der die Oxforder getreu

von der Gegenseite kopiert ist, sehr wohl von dem Mei-
ster des Nürnberger hl. Georg (also 2636 a, abg. auf
Tf. 21 in Bd. 13 dieser Sammlung) herrühren. Traugott
Schulz hat in seinem Text zu dem Nürnberger Exemplar
die Unfähigkeit dieses Künstlers, ein Bild plastisch zu
gestalten, in durchaus zutreffender Weise charakterisiert.
Größe 155:115.
[Sehr. 2497 a] Oberdeutscher (?) Metallschnitt um
1460; leider sind die Gesichter etwas abgerieben.
110. Die hl. Margareta.
Dieses Blatt, welches zu den geschmackvollsten Er-
zeugnissen der frühen Metallschneidekunst gehört, steht
dem vorhergehenden sehr nahe und ist nach meiner An-
sicht unbedingt oberdeutschen bezw. oberrheinischen Ur-
sprungs. Es erinnert an die Blätter des Meisters mit
dem Keulenwappen, doch wüßte ich keines namhaft zu
machen, das man als ein Gegenstück zu dem vorliegen-
den bezeichnen könnte. Größe 175:115.
[Sehr. 2697 a], Oberdeutscher Metallschnitt um 1460

WITTENBERG.
PREDIGERSEMINAR.

111. Christus am Kreuz.
Dies ist der erste mir bekannt gewordene Metall-
schnitt, der den Heiland an dem sogenannten Gold-
schmiedkreuz darstellt. In Holz ist diese Art der Dar-
stellung mehrfach geschnitten worden. Zu den von mir
unter den Nrn. :941—943 beschriebenen Blättern haben
sich zwei weitere gesellt, die in Bd. 42 dieser Sammlung
auf Tf. 10 und in Bd. 50 auf Tf. 23 abgebildet sind.
Die Behandlung d.es Faltenwurfs und der Gewandung
■entspricht völlig unserer Tf. 67, so daß wir unser Blatt
•ohne weiteres als ein Kölner Erzeugnis betrachten dürfen.
Und in der Tat hat Molsdorf in seiner Schrift «Die Be-
deutung Kölns für den Metallschnitt» auf S. 15 bereits
■den rautenförmigen Hintergrund als ein charakteristisches
.Merkmal der Werkstatt mit dem «Kölner Wappenschild»

nachgewiesen. Ein Vergleich mit anderen Blättern dieser
Werkstatt läßt auch den letzten Zweifel verschwinden,
denn beispielsweise entspricht der Fuß des Johannes ge-
nau dem Fuße Christi auf der Darstellung des «Christus
und die Samariterin am Brunnen» (Sehr. 2215).
Obschon der in der Weise der Tafeln 14 und 74
getüpfelte Körper Christi etwas eigenartig anmutet und
die Symbole der Evangelisten und Kirchenväter recht
flüchtig gearbeitet sind, so macht das Ganze doch einen
recht ansprechenden Eindruck. Das Blatt klebt in dem
Einband eines Exemplars des 1473 und 1474 in Straß-
burg gedruckten Petrus Berchorius (Hain 2795). Größe
258:178.
[Sehr. 2469 m], Kölner Metallschnitt um 1470 ohne
Bemalung.

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