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Heitz, Paul [Editor]; Ameisenowa, Zofia [Oth.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 69): Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhundert in Polen: Holz- und Metallschnitte in den Bibliotheken zu Gołuchów, Krakau, Lemberg, Lublin, Płozk, Thorn und Warschau — Straßburg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.30131#0026
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Maria steht vor einer Baliustrade, welche ein Wol-
kenband abschließt, und hält in beiden Armen das nackte
Christkind, welches ihre linke Brust umfaßt. Die Gottes-
mutter neigt das Haupt etwas nach links. Ihr langes, loses
Haar schmückt eine niedrige, offene Krone. Um den Hals
ist ein faltiges Tuch kragenartig gewunden. Dieses Blatt
scheint mit der Madonna (Schr. 1039, bei E. D. Rothschild
in Paris) desselben Formates in Zusammenhang zu stehen,
nur fehlt im Krakauer ßlatt der teppichartige Hintergrund.
Nach Schreiber ist das Pariser Blatt eine oberdeutsche Ar-
beit uni 1460—70. Ich habe das Blatt bei Rothschild nicht
gesehen und urteile nur nacli der Besclneibung Schreibers.

Die Krakauer Madonna ist wahrscheiniich aus der-
selben, vielleicht niederländischen, Werkstatt hervorgegan-
gen, aus welcher die oben besprochene «Krönung der
hl. Jungfrau» stammt. Nur ist sie kiinstlerisch bedeutend
schwächer (die Nase z. B. ist verzeichnet). Aber wir
finden Iiier dieselbe typische Doppellinie des Nasen-
rückens, gezeichnet zusammen mit den Augenbrauen, das
kleine Mündchen, dieselbe Frisur, das ein wenig vor-
geschobene Kinn, die strähnige Behandlung der Haare,
den weichen Fiuß der Draperien und keine Schraf-
fierung.

III. CZARTORYSKI-MUSEUM.

28. Anbetung der hl. drei Könige. Holz-
schnitt.

127 x 92 mm. Schr. 104.

Doppeleinfassung.

Gekauft bei L. Rosenthal in Miinchen aus dem Ka-
talog 90, Nr. 10. um 170 Mark.

Farben: karminrot — Mantel des knienden Königs, j
Kleid der Madonna, gelb — Mantel des Königs mit den
Schaftstiefeln, des Mohrenkönigs Balthasar ganze Kleid-
ung weißrot gestreift, die Nimben gold, die Landschaft
grün und gelb, etwas rosa und hellblau.

In einem rechteckig länglichen Gebäude mit Holz-
decke und offenstehenden Seitenwänden sitzt in der Mitte
die Gottesmutter, etwas nach rechts gewendet. Sie hält
auf den Knien mit beiden Händen das nackte Christkind,
welches sich zum rechts knienden König wendet, der ihm
ein offenes Kästchen mit Gold darbringt. Links kniet
barhäuptig Melchior mit dem Doppelpokal, sein bekrön-
ter Hut Iiegt vorne am Boden. Hinter ihm steht der Mohr
Balthasar mit einem bekrönten Turban auf dem Kopfe.
Er liält in der Rechten ein hornartiges Gefäß, die Linke ist
etwas erhoben. Oben, in zwei Linien, die Inschrift: «Gold
mirr un wyrach brige wir ön spot || Dem nüve küng wär
mensch und got.» Der Germanist Prof. Dr. Kleczkowski
(Posen) bezeichnete diesen Dialekt als alemannisch.

Nach Schreibers Angaben wurde dieser Holzschnitt
in Heilbronn gefunden. Das hübsch komponierte Blatt
ist in allen Details sorgfältig koloriert, was ihm ein fast
bildmäßiges Aussehen verleiht. Der Gesichtstypus der
Madonna ist gefällig und zeigt einen leisen Anklang an
die Kunst Schongauers. Die Männergestalten sind stark
realistisch behandelt.

Oberdeutsch, um 1470.

29. Kreuzigung. Holzschnitt.

80 x 59 mm. Schr. 491.

Gekauft bei L. Rosenthal in München (Katalog 90,
Nr. 24) um 30 Mark.

Farben: karmin, grün, hellblau.

In der Mitte Christus am T-Kreuz. Der hagere Kör-
per ist etwas nach links gewendet, das ziemlich lange
Perizonium ist an der rechten Hüfte geknotet. Unter dem
Kreuze ein Totenschädel und Gebeine. Links sinkt die
hl. Jungfrau in die Arine des Johannes. Rechts vorne
der Hauptmann im Profil naeh Iinks, einen großen Tur-
ban auf dein Kopfe; hinter ihm steht ein feister Mann im
zylinderartigen Hut, welche Ende des XV. Jahrhunderts
Mode waren.

Oberdeutsch? Um 1475—80.

Dieses nachiässig geschnittene Blatt ist dazu sehr
schlecht erhalten. Nach Schreiber erinnert das Kostiim
der Männer an die Trachten auf dem Holzschnitte des
Jan Swart van Groningen «Die Schiffspredigt» (Bartsch VII,
492).

30. Gefangennahme Christi. Schrotblatt.

43 x 37 mm. Schr. 2259.

Gekauft bei L. Rosenthal in Miinchen (Katalog 90,
Nr. 120).

Farben: Kleider Petri und des Malchus lackrot, Bo-
den, Kleid des Judas grün, Judas’ Mantel gelb.

Der Boden ist punktiert. In der Mitte umfängt Judas
den Erlöser und küßt ihn auf die linke Wange. Hinter
ihnen stehen vier bewaffnete Krieger. Rechts Petrus mit
einem krummen Schwert. Links vorne kniet Malchus, mit
Laterne und Keule, welchem Christus das abgehauene
Ohr anwachsen läßt.

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