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da suchte er jene nie vergönnte Vereinigung der beiden Weltkulturen, die auch der westische
Klasstzismus nie erreichte.
In einzelnen tragischen Gestalten deutschen Geistes glänzt das griechische Band der germa-
nischen Bewegung durch das graue neunzehnte Jahrhundert: Winckelmann-Goethe-Hölderlin-
Nietzsche heißen die vier großen, einsamen Kämpfer sür „das Band mit den Griechen". Und ob-
gleich der hoffende Nietzsche bekannte: „Wir werden von Tag zu Tag griechischer... Hier liegt
und lag von jeher meine Hoffnung sür das deutsche Wesen!", versank auch dieser weithin deutende
Komet wie der unglückselige Hölderlin im einsamen Dunkel. -
Dies mußte geklärt werden, um anzudeuten, warum der germanische Geist des Deutschen
immer wieder stch selbst im nordischen vorsokratischen Griechen anries und warum in der deutschen
Kunst der Romantik trotz ihrer inneren Gotik auch griechische Spiegelungen nicht ganz sehlen.
Fragen wir uns, wo bei Caspar David Friedrich Germanisch-Griechisches in letztem Erbgut des
Nordens zu stnden wäre, so ist auf folgendes hinzuweisen: Nicht nur der auffallende, unerklär-
liche Hang sür die vorgeschichtlichen Nläle, sür Hünengräber, Findlinge, Großsteine, die schon
der Knabe immer wieder besuchte und verehrte, sondern auch die damals seltene Umdichtung dieser
Reste in Bild und Blatt ist bemerkenswert. Der junge Friedrich mit seiner nordischen Lichtliebe,
Steinliebe, Grabliebe, mit seinem erdgebundenen Naturkult ist gewiß germanischer als alle seine
Zeitgenossen, auch wenn wir Arndt, Seume und Grimm nicht vergessen. Aber in seinen späteren
Jahren bricht plötzlich ein griechisches Element durch, das nicht nur in den griechischen Nkälen
seiner patriotischen Grabbilder, sondern noch viel mehr in seinem kämpferischen Wesen, in seinem
Untergangswillen, in seiner Schicksals- und Todesliebe, in seinerglühenden Vaterlandsliebe an alt-
griechische Wesenszüge des germanischenGeistes erinnert. Auch in seinem „Stirb und Werde" stndet
die nordische Bewegung des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts einen bedeutenden Zeugen.

Nordische Bewegung
ie stch die großen Wanderströme der nordischen Rasse südwärts über Europa
I ergossen haben und wie von einem Wikinger-Stoßtrupp Amerika lange vor
Columbus entdeckt wurde, dies ist heute geschichtlich bekannt. In die Erztaseln
der Geschichte sind die politischen Taten der nordischen Bewegung eingegraben. Viel weniger
bekannt sind die Taten der geistigen Eroberung, die ausgreifenden Züge des nordischen Gedankens,
dessen Führer einzelne große Geister waren.
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