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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0076
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Schwäbisch Gmünd bis zum Untergang der Staufer
von Peter Spranger und. Klaus Graf

Das Zeugnis der Tradition
Gründungssagen, schon von alters her dichterisch verwoben in die Frühgeschichte
von Städten, »um ihre Anfänge erhabener zu machen«,1 ranken sich auch um den
Ursprung von Schwäbisch Gmünd. Am bekanntesten geworden ist die Sage von dem
verlorenen Ehering der Herzogin Agnes, die den »Morgenglanz des Wunderbaren«2
über die Anfänge der Stadt breitet: Es war auf einer Jagd, die den ersten Stauferher-
zog Friedrich und seine Gemahlin Agnes, Kaiser Heinrichs IV. Tochter, in ditwild-
nus des sumpfigen Remstals führte — oder waren es bereits die lustige(n) Wälder und
fischreiche(n) Thäler im Norden der neu erbauten Stammburg droben auf dem
Hohenstaufen?3 —, als die hohe Frau ihren Ehering verlor. Man suchte, vergebens.
Sollte sich das Kleinod wiederfinden, so gelobte der Herzog, dann werde man an der
Fundstelle eine Kirche erbauen, anderswo liest man von einer ganzen Stadt. Das
Unerwartet-Erwartete geschah: Im Geweih eines erlegten Hirsches fand sich der
Ring. Der Staufer hielt sein Versprechen und erbaute — sei es die Gmünder Johan-
niskirche oder die Stadt Schwäbisch Gmünd oder beides zugleich.4
Auch in der Folgezeit, so das Zeugnis der Chroniken, erfuhr die junge Gründung
herrscherlich-staufische Zuwendung in Fülle. Die Stadt war eine Stiftung der Herzo-
ge von Schwaben — dies ist der Kern der schon im Spätmittelalter faßbaren Stadt-
gründungstradition.5 Bereits im 14. Jahrhundert erscheint Gmünd in einem Ritterro-
man als »Residenz« der schwäbischen Herzoge. Herzoge von Schwaben aber waren
die Staufer. Als sich im Gefolge des Humanismus das historische Interesse vermehrt
der heimatlichen Geschichte und damit zugleich auch den Staufern zuwandte, fielen
neue glänzende Lichter auf die Anfänge der Stadt. Der Gmünder Ratsherr Paul
Goldstainer, Verfasser der ältesten erhaltenen Gmünder Chronik (um 1550), wußte
von »Ursprung und Anfang« der Stadt zu berichten: gegründet — spätere Chroniken
schreiben: ummauert — worden sei sie im Jahr 1110. Damals regierte der Stauferher-
zog Friedrich II., der seinem 1105 gestorbenen Vater im Amt nachgefolgt war. Sein
Bruder, König Konrad III., habe 1140 das Gmünder Augustinerkloster gegründet.
Die Stadt, zunächst Kaisersgereut, dann Tiergarten geheißen, wurde schließlich
 
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