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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0089
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Schwäbisch Gmünd bis zum Untergang der Staufer
ten der Johannismarkt am Fest des Schutzpatrons der Johanniskirche (24. Juni),
schließlich ein traditioneller Viehmarkt im Frühjahr.55
Aufschlußreicher noch als diese Art von Indizienkette zur wirtschaftlichen Seite der
Gmünder Stadtgründung sind Quellenbelege aus der Stauferzeit selbst. Den Beweis,
daß die Staufer auch in Deutschland wie in Ober- und Mittelitalien die Städte mit
ihren Zöllen, Steuern und Abgaben als ergiebige Einnahmequellen erschlossen
haben, liefert die sogenannte Reichssteuerliste von 1241.56 Die hohe Summe von 160
Mark, welche Gmünd dieser Aufzeichnung zufolge an die königliche Kammer zu
bezahlen hatte, wird nur von den Steuerbeiträgen ganz weniger Städte übertroffen:
von Frankfurt a. M., Gelnhausen, Basel, Hagenau, Schwäbisch Hall und Wetzlar,
den finanzkräftigsten Stützpunkten staufischer Macht. Gmünd erscheint auf einer
Ebene mit dem bedeutend größeren Colmar. Geringere Abgaben zu leisten hatten
Biberach, Bopfingen, Dinkelsbühl, Giengen, Ravensburg, Rothenburg, Ulm, auch
sie wichtige Zentren staufischer Herrschaft, manche — wie Ulm (80 Mark) —
ungleich bedeutender als Gmünd. Die naheliegende Vermutung, daß die Einkünfte
aus dem umfangreichen staufischen Hausgut in der Nähe der Stammburg der städti-
schen Steuer hinzugezählt wurden, läßt sich allerdings nicht beweisen.57
Auf die hohe Steuerleistung der Stadt verweist auch eine von Kaiser Friedrich II. in
Capua ausgestellte Urkunde von 1243. Friedrich benötigte 3200 Mark Silber Kölner
Gewichts für den Erwerb der Grafschaft Allgäu. Für die zweite Rate der Kaufsum-
me in Höhe von 500 Mark (117 kg) bestimmte der Kaiser, sie solle durch einen seiner
Dienstmannen vom Ertrag einer in Esslingen und Gmünd erstmals auferlegten (Son-
der-)Steuer entrichtet werden, die eigentlich für die Hofhaltung bestimmt war.58
Mehr noch als die in der Liste von 1241 erwähnte Stadtsteuer ist die dort ebenfalls
verzeichnete Judensteuer ein Beweis für wirtschaftliche Aktivität, ein unmittelbarer
Gradmesser für die vor allem von Juden betriebenen Geldgeschäfte. Nach den Anga-
ben der Steuerliste hatte Gmünd 12 Mark zu entrichten, mehr als Hall, Ulm, Donau-
wörth, Bopfingen, Überlingen und Lindau, aber erheblich weniger als Straßburg,
Worms, Basel, Esslingen, Konstanz und Hagenau.59 Dieser früheste Quellenbeleg
zur Geschichte der Juden in Gmünd beweist, daß schon in staufischer Zeit mit einer
allerdings nicht streng ghettoartig abgesonderten jüdischen Gemeinde von durch-
schnittlicher Größe zu rechnen ist.60 Ihre Bedeutung für den Stadtherrn lag in der
besonderen Schutzsteuer, die die Juden an die königliche Kammer zu entrichten hat-
ten.
Inwieweit beim Ausbau Gmünds zu einer befestigten Stadt auch territorialpolitisch-
strategische Erwägungen eine Rolle gespielt haben, läßt sich aus schriftlichen Quel-
len nicht ablesen. Dies gilt auch für die Vermutung Hans-Martin Maurers zu den
Gründungsmotiven Konrads III.: »Unter Konrad III., und nur unter ihm, war das
 
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