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Essig, Hermann
Ueberteufel: Tragödie in fünf Aufzügen — Berlin, [1912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27657#0022
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18

Lüstling.

Jmmer kvmmt zur rechten Zeit, wer kommt.

Jst es anders bei gewissen Pflanzen?

Jmmergrün bricht man durchs ganze Jahr,
Schachtelhalme nicht und Kirchemvanzen.

's ist nur Sach' vom richtigen Gefühl,
alle Spuren riechen und sie finden,
wer dann Mut zum Stubensteigen hat
und die Zunge kann zu Worten winden,
dem gelingt's. Wie mir. — Schön guten Tag.
Selma (sieht sich um un'v seufzt).

Lüstling.

Seht Erinnerung, sie sah mich schon.

Bin ihr vor dem Cabaret begegnet.

„Ja, der war schön wie roter Siegellack,

Hätt's gehagelt oder sehr geregnet!"

Mir war's damals nicht so recht geschickt,
mußte singen, klimpern, kivs o' eloall toa.

— Hätte sie den Pelz schon umgehabt
und den Rock gehoben bis zum Fußknie —
welche Stimme gab dir diesen Wink?

Selma.

Meine Mutter ist ein Goldschatz.

Lüstling.

„Mutter."

Solche Mutter wird von mir besucht.

Mit den Müttern, ohne Vater, schwätz' ich gern.
Wären alle Mütter solche Kutter,
dann, dann, gäb es überschwere Fracht.
(Schnobbert, dann niest er laut.)

Hatzi! sitzt sie horchend nebenan?

Selma.

Wer hat da qenossen? Antwort. — Keiner.

(Seufzt.)

Keiner als der Kaufmann, dieser Hecht.
Lüstling.

So gefällt mir's. Jeder ist nicht einer.
Augenblicklich hat sie noch Geschmack.

Hat sie? Weil sie ihn nicht hat? Womöglich.
Leis. Sie spricht von ihrer Schönheit. Ach.
 
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