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Essig, Hermann
Ueberteufel: Tragödie in fünf Aufzügen — Berlin, [1912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27657#0082
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ist gegen mich liebreicher als ein Federbett mit „Braunen". Hecht
hat iirir sein Metall und Kunstholz vermacht. Karl ist inein
genialer, unniaterieller Sohn. Selma meine dumme Tochter. Marie
meine Reserve. Das ist meine Burg, „ich möchte fast den Choral
singen". Jch werde steinreich, dann krieg' ich immer wieder Männer,
und meine Bälge erben mich einmah wenn ich's verjubelt habe.
^Pause, es schlägt auf der Kirche dreiviertel zwölf Uhr.) Jetzt muh ich
dann an Karl denken, es hat dreiviertel geschlagen. Karl, mach
es gut, gerat in deine Wut! womöglich schlag dem Alten über
seinen Nischel, dann mag er weiter knieen und um mich betteln.
Der Mann meint ja wunderwas von sich, daß ich für ihn da
sein soll. Das war Kinderei mit seinem „lieb sein", was rechte
Menschen sind, die sind sinnlicher als Tiere. Jch werde doch
kein Herzklopfen kriegen, das wäre neu. Was soll das sein?
Jch habe doch nie etwas von ihm gewollt. Warum klotzt mich
das Bild, das ich fortwährend in mir herumtrage, auf einmal
so unverschämt an? das weint ja alles zusammen. Meine
Kinder und alles! Höret doch auf, sehet hinum! Hecht, bleibe
liegen! Hecht, bleibe liegen! Hecht, steh nicht auf! Du sollst
ja Gesellschaft kriegen. Jch möchte es wenigstens. Gerade wegen
dem Falschen hast du dich erschossen. Der Oberst hat mir
nichts getan, der kriegerische Schulmeister. — Karl hat die
Türe eingedrückt, ich hab's gespürt. (Mit heftigem Pressen
der Hand aufs Herz.) Wie mag's da aussehen?! Schlägt's
bald? schlag, schlng, schlag. (Pause, es schlägt zwölf Uhr.) Jch
denk an dich, ich will beten. (Betet.) Herr Jesus, Gottes
Sohn, dreieiniger Gott, allmächtiger Herr, hoffentlich geht's gut.
Wir tun es, weil wir gerecht sind. Wir wollen überall deinen
Rtthm zu unserem täglichen Brot. (Während des Gebetes schlagen
ringsum alle Uhreu.) Karl, lvas machst du? (Ausschreiend.) Der
lst ja gespalten, der Kopf! (Sie packt sich krampfhaft mit der Hand
tm Nacken, grunzend.) Karl, er ist vor dir geknieet; dir geht es
schlimm. (Pause, vor dem Garten Fackelschein und viele Schritte, knarrende
Wagenräder.)

(Beamte und Leichenträger mit Sarg erscheinen, Lüstling unter ihnen, mit
furchtbar erschütternder Niedergeschlagenheit.)

Frau Hecht. Sie kommen und holen mich! (Beim
Sichtbarwerden der ersten Uniformen.) Was Wvllt ihr da?

Beamter. Sind Sie Frau Hecht?

Frau Hecht. Ja, ja, ich bin's. Was wollt ihr denn
von mir?
 
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