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Essig, Hermann
Ueberteufel: Tragödie in fünf Aufzügen — Berlin, [1912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27657#0088
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Karl. Weg, Vater! ich bin nicht dein Sohn; ein^andere^
hat dich erschlagen, den lachst du an. 2 ^ ^

Vater. Karl, sei doch ruhig. '

Karl (flehend). isflrich nicht so gütig, Vater. (Er weint laut,.
kommt aus seinen Phantasien wieder znrück zur Umgebung.)

(Die Erscheinung verschwindet.)

Karl (auffahrend, blitzartig). Hurenweltschrecken . . . Voll inr
Genuß wird mir die Lüge verdeckt. — Die frißt mich auf! . . .
Und du, oh himmlische Erkenntnis löst mich auf. So hängt's
zusammen. Die Höhe wirkt die Tiefe, das ist, wo Menschew
sind; wo eb'ne Oede liegt, da wohnen keine Menschen.

MufiK.

(Karl hört derselben reguugslos zu.)

Wir wohnen hier, das ist ein Land
Groß, weit, ohne Rand
„Un, liebliche Heimat".

Es klatscht in dem Schlamm,

Es watet daher —

Der Mann, der die Stille bewacht,

Wenn ein Knochen zum Regen erwacht.

Un, das ist schön
„Knochengesang",

So tönt bei den Menschen nicht wieder
Das tontote Fleisch um die Glieder.

„Un, lieblichstes Sein."

Der Schmerz blüht das Glück,

Die Wurzel im Schlamm,

Die Blüten im Unwind „Gesang".

Karl (spricht vorwurfsvoll). Hört man dort auf? — (Ent-
schlossen.) Oder ich soll dahin. — (Klagend.) Jetzt muß ich sterben,.
wo ich leben möchte, erwacht vom Tode zum lebendigen Er--
kennen. — (Erregt.) Jch merk ihn schon, wie er von außen
schiebt, mit gelüstiger Wut auf dieses Freudenhaus, wie maw
mich an die Sonne zerrt, verrückt vor Wollust, unr mich hin zw
 
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