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Ter Teufel und ein altes Weib.

erbitterte. Sie wurde geflohen wie die Sünde und gefürchtet
wie der Tod: das aber war's eben, was die Alte nur noch
giftiger machte Es schien, als müsse sie alltäglich eine gewisse
Portion Galle produziren und wieder verschlucken, um existiren
zu können; das war ihr gesund, das hielt ihr Leib und Seele
zusammen. So eifrig nun die Dorfbewohner beteten, der Him-
mel möge sie von diesem Plagegeist erlösen, so wollte die Alte
doch nicht sterben, und die Nachbarn selbst trugen zu ihrer
Lebensverlängerung bei, indem sie ihr aus Furcht zum Aus-
gedinge die fettesten Hühner und Gänse, die beste Butter,
die schmackhaftesten Weizenkuchen lieferten.

Als der Teufel an die Hütte der Alten gelangt war,
kam ihm ein Gedanke. Tie böse Hexe war seine alte Be-
kannte, er hatte zuweilen des Abends bei ihr eingesprochen
und sich mit ihr über die Nächstenliebe unterhalten. Konnte
sie ihm auch nicht helfen, dachte er, so mochte er doch sein
bekümmertes Herz vor ihr ausschütten. Die Theilnahme
edler Seelen gewährt Trost.

Er trat in das Gärtchen hinter dem Hause, wo die Alte
in der Sonne saß und sich wärmte, den großen Kater im
Schooße. Sie hatte in der Hand ein Stück alte Leinwand,
die zerzupfte sie Faden fiir Faden- — nicht um etwa für einen
Verwundeten Charpie zu machen, sondern instinctmäßig, weil
; sie gerade müßig war, keinen Gegenstand hatte, ihren Aerger
; d'ran auszulassen, keinen guten Ruf. keinen ehrlichen Namen
' zerpflücken konnte. Und als sie mit der Leinwand fertig
war, griff sie nach der Hecke an ihrer Seite und nahm ein
Blätterbüschel und verfuhr mit diesem eben so.

Der Teufel trat ein, machte seine Reverenz und wünschte
einen schönen guten Abend.

Sie dankte durch ein: „Gelobt sei Jesus Christus!"
— denn sie war beineben eine sehr fromme Frau und flei-
ßige Kirchengüngerin — worüber jedoch der Teufel abermals
eine grimmige Fratze schnitt, denn diese Sorte von Begrüß-
ung war nicht nach seinem Styl.

Die Unterhaltung war bald im Gange, ein Wort gab
das andere, und so erzählte denn auch der Teufel den Grund
seiner gegenwärtigen Bekümmerniß, und fragte endlich, die
Alte mehr muthwillig herausfordernd als ernstlich, ob sie
sich wohl getraue, jenes junge glückliche Ehepaar, das ihm
ein Dorn im Auge, zu entzweien.

„Nichts leichter als das!" kicherte die Alte und sah
den Teufel mit ihrem grünen Blicke, aus welchem bewußte
Ueberlegenheit blitzte, fast geringschätzig an.

— „Nichts leichter als das?" wiederholte der Teufel
verdutzt, „und ich gebe mir schon seit Monaten vergebliche
Mühe. Ich habe den Leuten sogar einiges Mißgeschick auf
den Hals geladen, aber das hat sie nur noch zärtlicher ge-
macht, noch inniger aneinander gekettet."

„Man muß die Sache nur ordentlich anpacken," meinte
die Alte, „ich weiß, was ich sage, und verspreche nichts,
was ich nicht halte. — Aber — was gebt Ihr mir für
eine Belohnung, wenn ich die Sache nach Wunsch zu Stande
bringe? Ihr wißt, umsonst ist der Tod."

— „Verlangt, was Ihr wollt, — ich bin kein Knauser."

„Ich habe mir schon längst ein Paar rothsammtne Pan-
toffeln mit Gold gestickt gewünscht; die Leute werden nicht
wissen, woher ich den neuen Putz habe und sich ärgern. —
Wenn Ihr also drauf eingeht —?" —

— „Nicht mehr als das?" rief der Teufel verwundert.
„Für solche Bagatelle nur, — ich wäre bereit gewesen —."

„Weil es gar so kinderleicht ist. Man muß sich nicht
über den Span bezahlen lassen, das ist meine Moral. Und
vielleicht hätt' ich's auch' umsonst gethan, bloß für ein gutes
Wort. — Kommt in paar Tagen wieder und Ihr sollt mit
mir zufrieden sein." —

Der Teufel war zwar noch immer ungläubig; aber die
zuversichtliche Haltung der Alten imponirte ihm, sie gab ihm
binnen wenig Tagen Hoffnung, und so strich er vergnügt sei-
nen Backenbart, machte die Referenz und verabschiedete sich.

Als am folgenden Vormittag die junge Bäuerin von
der Wiese zurückkehrte, wo sie die Mägde beaufsichtigt hatte,
und bei der Hütte der Alten vorüberkam, saß diese vor der
Thür mit dem Kater und sonnte sich, denn des Vormittags
schien die Sonne von dieser, das ist, von der Morgenseite.

Sie erschrack förmlich, als sie die Hexe erblickte und
wollte vorübereilen, und so thun, als habe sie dieselbe nicht
gesehen.

Aber die Alte kreischte: „Guten Morgen Katscha (Ka-
tharine)! Wer wird so vorüberlaufen bei einer armen alten

L
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Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Der Teufel und ein altes Weib"
Weitere Titel/Paralleltitel
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Teufel <Motiv>
Hexe <Motiv>
Karikatur
Baum <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 10.1849, Nr. 217, S. 2

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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