eine Kanonenkugel requirirt, die war in 'nein Kaufladen als Jewicht verwendet
nn hatte ’n Henkel. Nu — als es bei Landau zum Losschießen von den drei
Kanonen kommen sollte, da dacht' ich: wenn so ’n’ Luder zerspränge und stellte
mich rückwärts auf. Aber das war jar nicht nöthig — wie denn? Da war
für die drei Kanonen n’ einzige Kugel da: die mit'n Henkel, nn die war zu
jroß; da war's mit'n Schieß'n nischt, ich lief deßhalb nach Neustadt.
Jberhanpt, was ich auch jleich einjesehen habe, wars nischt mit der janzen
Patisierie — wie denn? es war nichts Revolutioneres daran. Die Beamten
liefen herum nn' hatten ihre Köpfe noch auf und ich war wohl an drei Wochen
in der Falz nn' hatt nich 'n' Thaler Jeld zu Jeficht bekommen, von 'n' Ferd
will ich nu jar nischt reden. Bei der Revolutton hielt ich es auch nich lange
ans und ging nach Sttaßburg, später nemlich.
Ich erschrack tüchtig und sind mir damals die
Haare so hinausjestanden.
Darnach aber verlor ich den Appettt und
fing wirklich nach Sttaßburg zu Struve'u in
'n' Rebstock; un ich hatte gerade Zeit jehabt
— wie denn? — kaum fünf Wochen später
sah ich vom Münster ans die Preußen in
Kehl einziehen.
»8 Erinnerungen aus den Jahren 1848 und 1849.
II. Auszug aus den Papieren des Arbeiters Dieterich über die Sommennonate des Jahres 1849.
— — Drüben war ich leicht. Wie denn? Ich kaufte
mir 'n' Blouse, un das war da 'n' bess'rer Paß, als ’n’ Brief
von Heckern selber, wie denn? weil ihn jedermann lesen konnte.
Ta in Ludwigshafen war es sehr scheen, ich sah Blenkern und
seine Frau — sah aus
wie 'n' Amazonin, mit
ihrer Büchse — die hing
sie übern Rücken. Herr
Jeses! da fällt mir die
Landauer Jeschichte ein:
die Hab ich Dir 'mal tüch-
tig mitjemacht, Blenker
war auch dabei — der
hat ’nen scheenen dicken
langen Bart. Jberhanpt
ärgerte es mich immer
tüchtig, wenn ich die
Gerl's ansah mit ihren
großen scheenen Hecker-
bärten. Wie denn? Ich
habe auch von der lieben
Natur nich 'n' Stümp-
chen Haare in's Jesicht
jeflanzt bekommen, und
wer da nich' so 'n' recht
tücht'gen Bart anhatte,
da war's nischt,derkonnte
revolutioniren so viel er
wollte, kein Hund hatte Respekt davor. Aber da wegen Landau,
das jettau' ich mir tüchtig zu behaupten, wenn es da anders
jejangen wäre, so hätten wir das Landau selbiges mal wirklich
jenommen. Wie denn? Ta hatten wir 3000 Sensen und drei
scheene Kanonen, un der Blenker. der hatte noch beim Abmarsch
Zuerst aber da hatt' ich noch 'n' verfluchten Strauß zu be-
stehen. Wie denn? das war in Ladenburg, wo wir die Hessen
angriffen, nee — ich glaub die Hessen uns — doch das ist uu
wursttg! — kurz — da sitz ich so zu Tische in mein Qnartter,
denn damals waren wir immer einjequartirt, draussen schießen
sie auf einander los nu wie verrückt — pumps! fliegt ’n'
Bombe zum Fenster herein, un gerad in die Suppenschüssel;
sie war zum Glück von Zinn, glaub ich, sonst wäre sie richtig
hin gewesen, so aber löschte das Zündloch in der Suppe aus.
nn hatte ’n Henkel. Nu — als es bei Landau zum Losschießen von den drei
Kanonen kommen sollte, da dacht' ich: wenn so ’n’ Luder zerspränge und stellte
mich rückwärts auf. Aber das war jar nicht nöthig — wie denn? Da war
für die drei Kanonen n’ einzige Kugel da: die mit'n Henkel, nn die war zu
jroß; da war's mit'n Schieß'n nischt, ich lief deßhalb nach Neustadt.
Jberhanpt, was ich auch jleich einjesehen habe, wars nischt mit der janzen
Patisierie — wie denn? es war nichts Revolutioneres daran. Die Beamten
liefen herum nn' hatten ihre Köpfe noch auf und ich war wohl an drei Wochen
in der Falz nn' hatt nich 'n' Thaler Jeld zu Jeficht bekommen, von 'n' Ferd
will ich nu jar nischt reden. Bei der Revolutton hielt ich es auch nich lange
ans und ging nach Sttaßburg, später nemlich.
Ich erschrack tüchtig und sind mir damals die
Haare so hinausjestanden.
Darnach aber verlor ich den Appettt und
fing wirklich nach Sttaßburg zu Struve'u in
'n' Rebstock; un ich hatte gerade Zeit jehabt
— wie denn? — kaum fünf Wochen später
sah ich vom Münster ans die Preußen in
Kehl einziehen.
»8 Erinnerungen aus den Jahren 1848 und 1849.
II. Auszug aus den Papieren des Arbeiters Dieterich über die Sommennonate des Jahres 1849.
— — Drüben war ich leicht. Wie denn? Ich kaufte
mir 'n' Blouse, un das war da 'n' bess'rer Paß, als ’n’ Brief
von Heckern selber, wie denn? weil ihn jedermann lesen konnte.
Ta in Ludwigshafen war es sehr scheen, ich sah Blenkern und
seine Frau — sah aus
wie 'n' Amazonin, mit
ihrer Büchse — die hing
sie übern Rücken. Herr
Jeses! da fällt mir die
Landauer Jeschichte ein:
die Hab ich Dir 'mal tüch-
tig mitjemacht, Blenker
war auch dabei — der
hat ’nen scheenen dicken
langen Bart. Jberhanpt
ärgerte es mich immer
tüchtig, wenn ich die
Gerl's ansah mit ihren
großen scheenen Hecker-
bärten. Wie denn? Ich
habe auch von der lieben
Natur nich 'n' Stümp-
chen Haare in's Jesicht
jeflanzt bekommen, und
wer da nich' so 'n' recht
tücht'gen Bart anhatte,
da war's nischt,derkonnte
revolutioniren so viel er
wollte, kein Hund hatte Respekt davor. Aber da wegen Landau,
das jettau' ich mir tüchtig zu behaupten, wenn es da anders
jejangen wäre, so hätten wir das Landau selbiges mal wirklich
jenommen. Wie denn? Ta hatten wir 3000 Sensen und drei
scheene Kanonen, un der Blenker. der hatte noch beim Abmarsch
Zuerst aber da hatt' ich noch 'n' verfluchten Strauß zu be-
stehen. Wie denn? das war in Ladenburg, wo wir die Hessen
angriffen, nee — ich glaub die Hessen uns — doch das ist uu
wursttg! — kurz — da sitz ich so zu Tische in mein Qnartter,
denn damals waren wir immer einjequartirt, draussen schießen
sie auf einander los nu wie verrückt — pumps! fliegt ’n'
Bombe zum Fenster herein, un gerad in die Suppenschüssel;
sie war zum Glück von Zinn, glaub ich, sonst wäre sie richtig
hin gewesen, so aber löschte das Zündloch in der Suppe aus.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Erinnerungen aus den Jahren 1848 und 1849"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 10.1849, Nr. 221, S. 38
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg