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Höchstcs Phlegma.
„Sie, auf dem Platz hat noch Niemand einen Fisch g'fangen,
da ist die ganze Plag' umsonst!" — „Ach was, ich bin froh;
wenn Keiner anbeißt, brauch' ich ihn nit 'rauszuzieh'n!"
Wie der Khalif zu seinem Rechte kam.
(Eine türkische Geschichte.)
er Tag war heiß und drückend. Am Saume des
steinigen, bäum- und schattenlosen Weges, auf den
die Mittagssonne ihre glühenden Strahlen herab-
sandte, kauerte ein lahmer Bettler in staubigen Fetzen.
Als dem der Mann, der sein kleines Pferd in langsamem
Schritt die aufsteigende Straße gehen ließ, auf zwanzig Schritte
nahe gekommen war, erhob er seine Stimme und flehte ihn
winselnd und fromnie Segensspriiche plärrend um ein Almosen an.
Der Reiter hielt, betrachtete den Lahmen, griff dann in
seinen Gurt und warf ihm ein kleines Silberstück hin.
iie der Khalif zu seinem Rechte kam.
„Möge Allah Dir Deine Gntthat lohnen, edler v ^
rief der Bettler, der das Geldstück aufgehoben h^'^j»^
humpelte an den Reiter heran und küßte den Sauw^ ^r
Kaftans. Dabei sprach er: „Wolltest Du die Schale
Gnade füllen, dann würdest Du mich mit auf Dein +^,i
nehmen und nach der Stadt bringen, denn der Weg
ist noch weit und beschwerlich, und mit meinem kranken,
Beine schleppe ich mich nur mühsam vorwärts!"
Wiederum musterte der Mann mit den großen, kluge" j
guten Angen und dem seidig glänzenden, schwarzen ~'1 ^ß>
aufmerksam den lahmen Alten. Dann stieg er ab, h"
Lahmen auf's Pferd und gab ihm die Zügel. Er fd&f* ^
setzte sich hinter ihn und hielt ihn, damit er sicherer
beiden Seiten. Der Bettler war von so viel Güte tief 6
S°
und dankte seinem Wohlthäter überschwänglich.
Er ahnte nicht, daß der dienstbereite Mann, dessen ^ „|'i
flächen er warm an seinen Seiten spiirte, kein anderer >
Harun al Raschid, der gewaltige, gütige und gerechte ^
Seiner Gepflogenheit gemäß war Harun wiederum
Gefolge in der unansehnlichen Tracht eines kleinen z>>
aus dem Volke durch das Land gezogen, um unerm ^
hören und zu erfahren, wie die wahre Meinung seines ^l)1
thanen sei, was sie lobten, was sic tadelten, was ihm'
und was ihnen wehe that. Er ritt kein prächtiges,
Pferd aus seinem Marstall. Er hatte das gute und $
Thier erst vor einem Monde von einem Bauern ^ ,>i^
pflegte, striegelte und fütterte es selbst, und obwohl c ^cii|1
aus edlem Geblüt war, war es ihm doch lieb geworden-
der Mann int schlichten, braunen Kaftan auf seinenff
Pferdchen vor einer Hütte hielt und Wasser für da« ^
Thier oder Herberge für die Nacht begehrte, so meinte ff !
es sei ein mäßig begüterter Händler, den seine GeschO
Bagdad führten. ^
Gemächlich ritten die Beiden voran, in Sonnengln
Staub, ohne viel zu sprechen, der Bettler vorn,
hinter ihm. Sie waren froh, als sie den Kuppel" ' ^
narets der Moscheen, die auf dem blauen Hinterge"
wolkenlosen Himmels in blendendem Weiß strahlten, /
näher kamen. Und nun lenkten sie in die Vorstadt
dann in die lange Straße der inneren Stadt, die )'
und zum großen Platze führte.
Als sie dort angekommen waren, ließ der ^ ^
Pferd halten und wandte sich zu scineni Hintermann- 0
„Nun steig' ab! Wir sind hier am großen Pl>^ hc>"
hier aus wirst Du Deinen Weg wohl finden. 3$
retten!
Harun traute seinen Ohren nicht. ,
„Ich soll absteigen? Von meinem Pferde? 31.’ 11
ich Dir die Gastlichkeit auf, Du undankbarer Sche ^
wärst Du kein Krüppel, so würde ich Dich
,Da seh' mir Einer den schlechten Menschen!
der Bettler aus Leibeskräften, so daß die Vorn
stehen blieben, und sich alsbald viel Volk um die ^
-1 ' r ' , . „ S,iß .Ml1'
Pflaster setzen. Aber beeile Dich, sonst verlier rch'd -e i>
^r-i ii'li7 mir ß-ittpr hptl fitVfprh+pn Ntö-N iäwN! ,
Höchstcs Phlegma.
„Sie, auf dem Platz hat noch Niemand einen Fisch g'fangen,
da ist die ganze Plag' umsonst!" — „Ach was, ich bin froh;
wenn Keiner anbeißt, brauch' ich ihn nit 'rauszuzieh'n!"
Wie der Khalif zu seinem Rechte kam.
(Eine türkische Geschichte.)
er Tag war heiß und drückend. Am Saume des
steinigen, bäum- und schattenlosen Weges, auf den
die Mittagssonne ihre glühenden Strahlen herab-
sandte, kauerte ein lahmer Bettler in staubigen Fetzen.
Als dem der Mann, der sein kleines Pferd in langsamem
Schritt die aufsteigende Straße gehen ließ, auf zwanzig Schritte
nahe gekommen war, erhob er seine Stimme und flehte ihn
winselnd und fromnie Segensspriiche plärrend um ein Almosen an.
Der Reiter hielt, betrachtete den Lahmen, griff dann in
seinen Gurt und warf ihm ein kleines Silberstück hin.
iie der Khalif zu seinem Rechte kam.
„Möge Allah Dir Deine Gntthat lohnen, edler v ^
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ist noch weit und beschwerlich, und mit meinem kranken,
Beine schleppe ich mich nur mühsam vorwärts!"
Wiederum musterte der Mann mit den großen, kluge" j
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beiden Seiten. Der Bettler war von so viel Güte tief 6
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und dankte seinem Wohlthäter überschwänglich.
Er ahnte nicht, daß der dienstbereite Mann, dessen ^ „|'i
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Seiner Gepflogenheit gemäß war Harun wiederum
Gefolge in der unansehnlichen Tracht eines kleinen z>>
aus dem Volke durch das Land gezogen, um unerm ^
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der Mann int schlichten, braunen Kaftan auf seinenff
Pferdchen vor einer Hütte hielt und Wasser für da« ^
Thier oder Herberge für die Nacht begehrte, so meinte ff !
es sei ein mäßig begüterter Händler, den seine GeschO
Bagdad führten. ^
Gemächlich ritten die Beiden voran, in Sonnengln
Staub, ohne viel zu sprechen, der Bettler vorn,
hinter ihm. Sie waren froh, als sie den Kuppel" ' ^
narets der Moscheen, die auf dem blauen Hinterge"
wolkenlosen Himmels in blendendem Weiß strahlten, /
näher kamen. Und nun lenkten sie in die Vorstadt
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der Bettler aus Leibeskräften, so daß die Vorn
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Höchstes Phlegma"
"Wie der Khalif zu seinem Rechte kam"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)