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Wie der Khalif zu seinem Rechte kam.

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'C'te- „Ihr guten Leute, helft mir zu meinem Recht! Ich
alter, schwacher Manu und mit meines siechen Leibes
ü?!]) Kräften vermag ich nichts auszurichten gegen diesen
^ E^Nren Bösewicht, den Allah strafen wolle an Gut und
^' Qn Kindern und Kindeskindern. Ich traf ihn hier auf
1^ttlQ^en Wege nach der Stadt, zwei Wegstunden weit,
Hfy ,lln^ elend und halb verschmachtet, da bat er mich flehent-
% mitzunehmen. Es jammerte mich seiner, und ich ließ
'r'Mn aufsitzen. Und anstatt mir dafür zu danken, will
^i„,> * hier hinunterwerfen und mit meinem Pferde, mit dem
was ich armer Mann noch besitze, davontraben! Ich
gute Leute, helft mir!"

^geblich bemühte sich Harun, die Umstehenden von der
^l^ Eit zu überzeugen. Was der Bettler mit kreischender
und geheuchelten Thränen vortrug, machte auf die
kt „^nden Eindruck. Es klang viel weniger glaubhaft, was

Nen"kere erzählte, daß er, der Besitzer des Pferdes, abge-
\ . H dem Lahmen auf den Rücken des Thieres geholfen
iim-7^ den besseren Vorderplatz eingeräumt habe.

Der Un-

>e' ^er Rühmte und augenscheinlich der viel Aermere war,
m Mitleid ein. Viele der Männer und Weiber, die
3te ettrer durch sein Geschrei angelockt hatte und zu seinen
I>k anrtef, lebten selbst in großer Dürftigkeit, und für
^ er Einer Ihresgleichen, mit dem sie gern gemeinsame

Sache machten. Es gab aber auch Andersgesinnte, denen der
tückische, lauernde Blick des Alten und sein überlautes Gebaren
Mißtrauen einflößte und die dem ruhigen Manne im braunen
Kaftan mit den ehrlichen, freundlichen Augen eine so arge und
heimtückische That nimmermehr zutrauen konnten.

So waren denn die Meinungen getheilt, und um dem Ge-
zänk hüben und drüben ein Ende zu machen, sprach Harun:
„Laßt uns zum Kadi reiten. Für das Geschehene ist kein
Zeuge zur Stelle. Der Kadi wird wissen, wessen Aussage er
Glauben zu schenken hat. Und was er entscheidet, das geschehe!"

Der Lahme, der sich auf die Kunst, durch seine Darstellung
Arglose zu täuschen und zu rühren, und auf seine leichtfließen-
den Thränen verließ, war dessen wohl zufrieden, und alle Um-
stehenden stimmten zu.

Als sie den kühlen Raum betraten, wo der Kadi, ein
würdiger Greis, mit weißem Bart und grünem Turban, zu
Gericht saß, und ihre Sache Vorbringen wollten, wurde ihnen
bedeutet, zu warten, da der Richter noch in anderen Streitig-
keiten zu entscheiden hatte.

Da standen vor dem niedrigen Polster, auf dem der Kadi
mit ernster, geduldiger Miene saß, in heftigem Wortwechsel ein
Teppichwirker und ein Fleischer. Der begüterte Fleischer gab
zu, einen Teppich um fünf Ducaten erhandelt zu haben, be-
hauptete jedoch, er habe die fünf Ducaten sogleich auf den

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wie der Khalif zu seinem Rechte kam"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Pferd <Motiv>
Kalif
Türkei
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 111.1899, Nr. 2822, S. 99
 
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