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23

Frailenlogik.

Er (empört): „. . . Aber, Elise,
Du hast ja gar nichts bezahlt! . .
Dem Fleischer und Bäcker bist
Du allein 400 Mark schuldig ge-
blieben?"

Sie: „Dafür Hab'ich mir aber
vom Haushaltuugsgeld den ganzen
Landaufenthalt erspart!"

Fatal.

Tochter des Hauses (die
sich Hoffnung auf einen Leutnant
macht): „Was meinen Sie, Anna,
der Leutnant scheint sich so recht
heimisch bei uns zu fühlen!"

Zofe: „O ja! Mich hat er schon
in die Backe gezwickt!"

Milderungsgrnnd.

. Gleich nachdem Sie aus dem Gefängnis entlassen waren, haben Sie
wieder einen Anzug gestohlen?" - „Natürlich! Es war mir ja alles zu eng ge-
worden — ich hatte fünfzig Pfund zugenommen!"

^^er Hiesl Dberfteiner stieg mit seinem Nachbar Gottfried
Blechinger zu Tal.

Eben begann der Maien sein Frühtagwerk. Hinter
einer weit vorspringenden Felswand, die init viel Schnee belastet
war, huschte er herfür und schlang sich ein Kettlein güldener
Sonnenstrahlen nur die Schultern. Vater Sirocco aber blies dein
kaum erwachten Morgen seinen heißen Glutodem über die Backen,
daß der jungfrohe Gesell die frischen blauen Augen geschwind
noch eininal schloß und das sonnige Gesicht ins graue Wolken-
bett grub.

Hiesl und Gottfried blieben stehen.

„Du", sagte der Dberfteiner, „jetzt wenn sie niederging' -
die Lahn' . . . . manstot wären wir all' zwei!"

Auf einer Zunderstaude, deren obere Hälfte aus dein Schnee
lugte, saß ein Rabe und krächzte sein Hungerlied.

Da plötzlich ein pfeifen — die Zwei bekreuzten sich — ein
Sausen, Tosen und Krachen, als ging' die Erde auseinander.
Dben am Kar just über dem Fels brach ein weißer Ball los,
sprang wie toll wachsend und sich wälzend herunter und begrub
den Raben, der an Futtersehnsucht gelitten, und im nächsten Hui
auch den Hiesl Dberfteiner.

Der Blechinger Gottfried war gerad' noch mH einem
Seitensprung davongekommen.

Einen Augenblick stand er schreckstarr. Dann aber
D, gleich inachte er sich wacker an die Arbeit, den Nachbar
yj 0 zu befreien.

Zuerst zog er den Raben heraus. Der war tot.

Unverdrossen grub er fort. Tüchtig heiß wurde ihm
dabei. Endlich kam Hiesls rechtes Bein ans Tageslicht — dann
ein ausgestreckter, wie zur Wehr erhobener Arm —- die unver-
letzte pfeife daneben.

Schließlich wurde auch das Gesicht frei.

Schon hatte der Todesschreck zwei scharfe Linien hineinge-
zeichnet. Aber der zähe Bauer schnaufte doch bald wieder und
sah dankbar auf seinen braven Retter. Noch war er der Red'
nicht mächtig. Wie ein hilfloses Kind ließ er sich herausheben
aus dem Schneebett und in die Sonne legen, die hin und wie-
der aus den dichten fliegenden Wolken brach.

Endlich könnt' er mit kurzen Worten seinen Dank stottern
und setzte bei: „Sell ischt
und bleibt: Von jetzt
ab teil'n wir all's
m i f f a m m'. . . willscht
D', Gottfried?"

Gerührt von so viel
Dankbarkeit schlug der
Blechinger ein. Eine


Lräne lief ihm dabei über's wetterbraune gefurchte Gesicht.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Milderungsgrund" "Die Lebensrettung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Otrey, Alexander
Entstehungsdatum
um 1904
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1909
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 121.1904, Nr. 3076, S. 23

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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