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Papiers chnitzeln.
„Sechs."
„Sind es Buben oder Mägdlein?"
„Zwei Buben und vier Mägdlein."
„Mein, wie viel gewinnt Ihr denn des Tags?"
„Bisweilen fünf, bisweilen sechs Goldgulden, je nach-
dem's fällt."
„Und wie viel braucht Ihr in Eure Haushaltung?"
„Es geht eben gleich auf und so viel ich einnehme, muß
ich auch wieder ausgeben."
„Was gibt es sonst Neues in der Stadt?"
„Das weiß ich wohl nicht; ich Hab' mit meiner Arbeit
vollauf zu thun und also nicht viel Zeit, den neuen Zeit-
ungen nachzufragen. Weil ich aber noch viel Arbeit zu ver-
fertigen und daheim Niemand im Laden hübe, so bitte ich
Euch, Ehrwürdige Frau! mich bald abzufertigen."
„Sogleich," antwortete die Pförtnerin, „will ich zur
Aebtissin hin und Euch anmelden."
Unterdeß erschienen noch zwei andere Klosterfrauen und
examinirten den armen Handwerksmann mit eben denselben
Fragen, womit ihn schon die Pförtnerin geplagt hatte. Auch
darauf antwortete er mit größter Geduld, als endlich die
Aebtissin kam und ihn fragte, ob er der Meister wäre, den
sie erst kürzlich angenommen hätte.
„Ja, gnädige Frau," antwortet jener in größter Eile,
„ich bin derselbe, in eigener Person, heiße Franz, wohne
nächst beim Schloß, bin verheirathet, mein Weib heißt Vik-
toria, ist ungefähr fünfunddreißig und ich werde achtund-
dreißig Jahre alt sein. Es ist schon zehn Jahre, daß ich
verheirathet bin, habe sechs Kinder, zwei Buben und vier
Mägdlein, gewinne des Tags zuweilen fünf, zuweilen sechs
Goldgulden, je nachdem es fällt und soviel geht auch-
„Gemach, gemach lieber Mann!" fiel die Aebtissin ein, „ich
frage nicht nach diesen Sachen, die Ihr mir so erzählet."
„O liebe gnädige Frau!" entgegncte hierauf Meister Franz.
„Ich habe Niemand in meinem Laden gelassen und möchte
deßhalb gern zu Hause sein. Deßwegen habe ich geschwind
auf alle Punkte antworten wollen, über die ich schon von
der Pförtnerin und den beiden andern Klosterfrauen befragt
wurde, vermeinend, daß es die Regel Eures Klosters so mit
sich bringe, daß mich Jede auf solche Weise ausfragen müsse."
Wurden also solchermasseu die Wünsche Meister Franzens
zu ihrem endlichen Ziele, die fürwitzigen Fragerinnen dagegen
in die wohlverdiente Beschämung gebracht.
Kindliche Zärtlichkeit. „Bua! laf glei in's Dorf
eint zum Bader, daß er außer kimnit; i sei recht schlecht krank!"
„Voter, schaugt's außi wie's schncibt und stürmt! i moan,
cs ist besser, es weard grad Aner hin, statt alle Zwa."
Sonderbare Petition. Hochwohlgebornes Land-
gericht! „In Hinsicht in die Concursmäßige Concurs-
masse des durch Lüderlichkeit entstandenen Antons Michel
dahier im Ort Steinbach sehe ich mich in die Gerührte Ver-
anlassung gerichtet mich Ew. Hochwohlgeborenheit bitterlich
zu Füssen zu stellen indem ich dermalen durch hohe Mittel
zur auspfändung wegen einer Bezahlung in dieser Verwirr-
ung und Masse angetragen bin. Wollte Hochwohlgebornes
Landgericht nicht ungestimmt nehmen, daß jetzt die Geld er-
mangelnden Zeiten so unbarmherzig schlecht ist, als daß ich
die unschuldige Schuldigkeit so ohne weiteren Anhalt beruh-
igen könnte.
Da mir mitlerweilen der Herr Landrichtersdiener die Ehre
zur Vollziehung der Auspfändung verleihen wollen, so wolle
Hochwohlgebornes Landgericht nicht unverschämt werden wenn
ich mit einer solchen Anflehnung mich andrünge: mich von
jener Hochverehrlichen Auspfändungs-Verfügung nur noch einige
Stunden gua circa vier Wochen Gnädigst zu absolutiren."
Dero allergeringfügigster Freund und ausgelernter Unterthan
_ Briörl.
Alles nimmt ein End'. Landrichter. „Jos.
Lampelbacher von Katzenellnbogen ist wegen Diebstahl ange-
klagt, und zwar soll er dem Herrn Pfarrer eine Ente ge-
stohlen haben?"
Bauer. „Ja genommen Hab i oane."
Landrichter. „Was hat ihn denn dazu bewogen?"
Bauer. „Ja schauens Herr Landrichter, der Herr
Pfarrer hat gesagt, alles nimmt ammal an End', und da
Hab' i halt meine auch gnommen."
Das Kompliment. Soldat. „Heinerle, wie geht's
denn Deiner Mutter?"
Bub. „Sie ist immer noch krank und liegt im Bett."
Soldat. „Was macht denn bei Vater?"
Bub. „Den kenn i gor net, ober mei Mutter sagt
alleweil, er is a rechter Lump."
Soldat. „Sag Deiner Mutter a schöns Kumplement
von mir und bet Vater läßt ihr gute Besserung wünschen."
Geistesgegenwart. Lehrer. „Wenn Ew. Hoch-
würden der Herr Schuldirektor, meine Klassen da examiniren,
werden's halt a Freud haben. Das sein Buben, die können's
von vorn und von hinten befragen, a Antwort kriegen's
halt immer. Das hab'n 's aber von mir, i bin a so a
geistesgegenwärtiger Mensch."
Schuldirektor. „Wir wollen einmal sehen. Du, mein
Söhuchen, sag mir, warum betest Du im Vater unser „unser
tägliches Brod gib uns heute?" warum betest du nicht gleich
„unser Brod für morgen, übermorgen, für ein paar Wochen
oder ein paar Monate gib uns heute?"
Lehrer. „Rasags'sSeppel,bistjaasakrischgescheidterBu."
Seppel. „Weil halt die Frau Mahm 's Altbackne
nit zerbeißen kann, sie hat kane Zähn' mehr."
Die Herren Brüder.
Wenn ein Fremder bei dem großen Gutsbesitzer und
Weinhändler Baumaier einkehrt und an den zweiten Schoppen
kommt, so holt der Wirth aus dem Nebenzimmer einige Säck-
chen mit grober und gewöhnlicher Silbermünze und stellt sie
auf den Tisch neben dem des Gastes. Hierauf holt er ein
Papiers chnitzeln.
„Sechs."
„Sind es Buben oder Mägdlein?"
„Zwei Buben und vier Mägdlein."
„Mein, wie viel gewinnt Ihr denn des Tags?"
„Bisweilen fünf, bisweilen sechs Goldgulden, je nach-
dem's fällt."
„Und wie viel braucht Ihr in Eure Haushaltung?"
„Es geht eben gleich auf und so viel ich einnehme, muß
ich auch wieder ausgeben."
„Was gibt es sonst Neues in der Stadt?"
„Das weiß ich wohl nicht; ich Hab' mit meiner Arbeit
vollauf zu thun und also nicht viel Zeit, den neuen Zeit-
ungen nachzufragen. Weil ich aber noch viel Arbeit zu ver-
fertigen und daheim Niemand im Laden hübe, so bitte ich
Euch, Ehrwürdige Frau! mich bald abzufertigen."
„Sogleich," antwortete die Pförtnerin, „will ich zur
Aebtissin hin und Euch anmelden."
Unterdeß erschienen noch zwei andere Klosterfrauen und
examinirten den armen Handwerksmann mit eben denselben
Fragen, womit ihn schon die Pförtnerin geplagt hatte. Auch
darauf antwortete er mit größter Geduld, als endlich die
Aebtissin kam und ihn fragte, ob er der Meister wäre, den
sie erst kürzlich angenommen hätte.
„Ja, gnädige Frau," antwortet jener in größter Eile,
„ich bin derselbe, in eigener Person, heiße Franz, wohne
nächst beim Schloß, bin verheirathet, mein Weib heißt Vik-
toria, ist ungefähr fünfunddreißig und ich werde achtund-
dreißig Jahre alt sein. Es ist schon zehn Jahre, daß ich
verheirathet bin, habe sechs Kinder, zwei Buben und vier
Mägdlein, gewinne des Tags zuweilen fünf, zuweilen sechs
Goldgulden, je nachdem es fällt und soviel geht auch-
„Gemach, gemach lieber Mann!" fiel die Aebtissin ein, „ich
frage nicht nach diesen Sachen, die Ihr mir so erzählet."
„O liebe gnädige Frau!" entgegncte hierauf Meister Franz.
„Ich habe Niemand in meinem Laden gelassen und möchte
deßhalb gern zu Hause sein. Deßwegen habe ich geschwind
auf alle Punkte antworten wollen, über die ich schon von
der Pförtnerin und den beiden andern Klosterfrauen befragt
wurde, vermeinend, daß es die Regel Eures Klosters so mit
sich bringe, daß mich Jede auf solche Weise ausfragen müsse."
Wurden also solchermasseu die Wünsche Meister Franzens
zu ihrem endlichen Ziele, die fürwitzigen Fragerinnen dagegen
in die wohlverdiente Beschämung gebracht.
Kindliche Zärtlichkeit. „Bua! laf glei in's Dorf
eint zum Bader, daß er außer kimnit; i sei recht schlecht krank!"
„Voter, schaugt's außi wie's schncibt und stürmt! i moan,
cs ist besser, es weard grad Aner hin, statt alle Zwa."
Sonderbare Petition. Hochwohlgebornes Land-
gericht! „In Hinsicht in die Concursmäßige Concurs-
masse des durch Lüderlichkeit entstandenen Antons Michel
dahier im Ort Steinbach sehe ich mich in die Gerührte Ver-
anlassung gerichtet mich Ew. Hochwohlgeborenheit bitterlich
zu Füssen zu stellen indem ich dermalen durch hohe Mittel
zur auspfändung wegen einer Bezahlung in dieser Verwirr-
ung und Masse angetragen bin. Wollte Hochwohlgebornes
Landgericht nicht ungestimmt nehmen, daß jetzt die Geld er-
mangelnden Zeiten so unbarmherzig schlecht ist, als daß ich
die unschuldige Schuldigkeit so ohne weiteren Anhalt beruh-
igen könnte.
Da mir mitlerweilen der Herr Landrichtersdiener die Ehre
zur Vollziehung der Auspfändung verleihen wollen, so wolle
Hochwohlgebornes Landgericht nicht unverschämt werden wenn
ich mit einer solchen Anflehnung mich andrünge: mich von
jener Hochverehrlichen Auspfändungs-Verfügung nur noch einige
Stunden gua circa vier Wochen Gnädigst zu absolutiren."
Dero allergeringfügigster Freund und ausgelernter Unterthan
_ Briörl.
Alles nimmt ein End'. Landrichter. „Jos.
Lampelbacher von Katzenellnbogen ist wegen Diebstahl ange-
klagt, und zwar soll er dem Herrn Pfarrer eine Ente ge-
stohlen haben?"
Bauer. „Ja genommen Hab i oane."
Landrichter. „Was hat ihn denn dazu bewogen?"
Bauer. „Ja schauens Herr Landrichter, der Herr
Pfarrer hat gesagt, alles nimmt ammal an End', und da
Hab' i halt meine auch gnommen."
Das Kompliment. Soldat. „Heinerle, wie geht's
denn Deiner Mutter?"
Bub. „Sie ist immer noch krank und liegt im Bett."
Soldat. „Was macht denn bei Vater?"
Bub. „Den kenn i gor net, ober mei Mutter sagt
alleweil, er is a rechter Lump."
Soldat. „Sag Deiner Mutter a schöns Kumplement
von mir und bet Vater läßt ihr gute Besserung wünschen."
Geistesgegenwart. Lehrer. „Wenn Ew. Hoch-
würden der Herr Schuldirektor, meine Klassen da examiniren,
werden's halt a Freud haben. Das sein Buben, die können's
von vorn und von hinten befragen, a Antwort kriegen's
halt immer. Das hab'n 's aber von mir, i bin a so a
geistesgegenwärtiger Mensch."
Schuldirektor. „Wir wollen einmal sehen. Du, mein
Söhuchen, sag mir, warum betest Du im Vater unser „unser
tägliches Brod gib uns heute?" warum betest du nicht gleich
„unser Brod für morgen, übermorgen, für ein paar Wochen
oder ein paar Monate gib uns heute?"
Lehrer. „Rasags'sSeppel,bistjaasakrischgescheidterBu."
Seppel. „Weil halt die Frau Mahm 's Altbackne
nit zerbeißen kann, sie hat kane Zähn' mehr."
Die Herren Brüder.
Wenn ein Fremder bei dem großen Gutsbesitzer und
Weinhändler Baumaier einkehrt und an den zweiten Schoppen
kommt, so holt der Wirth aus dem Nebenzimmer einige Säck-
chen mit grober und gewöhnlicher Silbermünze und stellt sie
auf den Tisch neben dem des Gastes. Hierauf holt er ein