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Handlungen, sowie von allen Postämtern und M, den Band von 24 Nummern 3 sl. 36 kr, R,W. ^
Zeitnngsexpeditionen angenommen, ob. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten l2 kr, od, 3 ggr.
Patchouli oder des Onkels Wahn.
iFortsetzung.l
So stand er vor uns, der verwitterte granitne töinoin
; entschwundener militairischer Gloire, — und Cathinka, die
sanfte, aber gefühlstiefe Cathinka, fiel bei seinem Anblick,
dem trotz seiner scheinbaren bienveillauee doch ein gewisses
bon eontro coeur aufgedrückt war, — sogleich ans das an-
tique Sopha, von einer impuissance prodigieuse stürmisch
überfluthet, deren gewaltiger Wogendrang nach kurzem, aber
heldenmüthigen Kampfe selbst meine stärkere Seele in ihre
ehernen Fesseln schlug, durch deren sinnbetäubendes Klirren
ich nur noch eine, von einer wahren Chrestomatie unaussprech-
licher Worte begleitete laute Lache, (wie sie nur — ein Kugel-
fang anfzuschlagen fähig ist) — und bald darauf die vergeb-
' lichen Wiederbelebungs-Versuche von Seite der bestürzten Ma-
dame Berglwagner zu vernehmen vermochte,
Cathinka war eben, — das sah ich nunmehr immer
klarer, — nur eine Persönlichkeit, niemals aber ein Charakter,
III,
Vendredi, den 8, September 1848 ^Nachmittags 5 Uhr),
„Das also war des Pudels Kern!?" rief ich mit Goethe's
reizendem Faust in stolzer Freude aus, die nur ein leichter
Reflex lächelnder Verachtung etwas trübte, als uns I« Oolo-
nel die Motive entwickelte, nach welchen er sich gestern Abends
den Thee auf seinem Zimnier hatte serviren lassen,
C’est dröle, ma foi! Man höre: Die doppelzüngige Gräfin
Peters de Sellery, eine dam« d un esprit caustique, seine alte
belle soeur, hatte ihm, als er gestern Nachmittag bei ihr zu
Caffee gebeten war, — mit Hilfe ihres falschen Emaille-Kiefers
ganz en confience mitgetheilt, eine ihrer Nieten, — (ich
glaube, Emily, die Zweitälteste der sieben coketten Katzenklau's)
Hütte vorgestern, als sie mit Barons Jgelweiher von einer Art
von Präsentation (die ivegen der Ankunft der neuen Vice-
Präsidentin von Hirnwitz arrangirt ward) — von Legations-
raths Hahnenfuß nach Hause fuhr, — von einer gleichfalls
mitfahrenden Miß Ellinor Partycook (einer Halbschwester jenes
bornirten Mr, Swineagle, des früheren Attache der vorigen
englischen Gesandtschaft, der jetzt, nachdem er die arme Nelly
Runenstein vor der ganzen Residenz compromittirt hat, sich,
muthmaßlich aus Reue darüber, zum eavaliere servente der
lenzreichen Comtesse von Billeneuf, »de de Semailcour ver-
bannte,) in Erfahrung gebracht, Cathinka, das süße Musenkind, !
sollte jüngst bei einer 8oirde dausante bei Marquis de Fiasco
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Handlungen, sowie von allen Postämtern und M, den Band von 24 Nummern 3 sl. 36 kr, R,W. ^
Zeitnngsexpeditionen angenommen, ob. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten l2 kr, od, 3 ggr.
Patchouli oder des Onkels Wahn.
iFortsetzung.l
So stand er vor uns, der verwitterte granitne töinoin
; entschwundener militairischer Gloire, — und Cathinka, die
sanfte, aber gefühlstiefe Cathinka, fiel bei seinem Anblick,
dem trotz seiner scheinbaren bienveillauee doch ein gewisses
bon eontro coeur aufgedrückt war, — sogleich ans das an-
tique Sopha, von einer impuissance prodigieuse stürmisch
überfluthet, deren gewaltiger Wogendrang nach kurzem, aber
heldenmüthigen Kampfe selbst meine stärkere Seele in ihre
ehernen Fesseln schlug, durch deren sinnbetäubendes Klirren
ich nur noch eine, von einer wahren Chrestomatie unaussprech-
licher Worte begleitete laute Lache, (wie sie nur — ein Kugel-
fang anfzuschlagen fähig ist) — und bald darauf die vergeb-
' lichen Wiederbelebungs-Versuche von Seite der bestürzten Ma-
dame Berglwagner zu vernehmen vermochte,
Cathinka war eben, — das sah ich nunmehr immer
klarer, — nur eine Persönlichkeit, niemals aber ein Charakter,
III,
Vendredi, den 8, September 1848 ^Nachmittags 5 Uhr),
„Das also war des Pudels Kern!?" rief ich mit Goethe's
reizendem Faust in stolzer Freude aus, die nur ein leichter
Reflex lächelnder Verachtung etwas trübte, als uns I« Oolo-
nel die Motive entwickelte, nach welchen er sich gestern Abends
den Thee auf seinem Zimnier hatte serviren lassen,
C’est dröle, ma foi! Man höre: Die doppelzüngige Gräfin
Peters de Sellery, eine dam« d un esprit caustique, seine alte
belle soeur, hatte ihm, als er gestern Nachmittag bei ihr zu
Caffee gebeten war, — mit Hilfe ihres falschen Emaille-Kiefers
ganz en confience mitgetheilt, eine ihrer Nieten, — (ich
glaube, Emily, die Zweitälteste der sieben coketten Katzenklau's)
Hütte vorgestern, als sie mit Barons Jgelweiher von einer Art
von Präsentation (die ivegen der Ankunft der neuen Vice-
Präsidentin von Hirnwitz arrangirt ward) — von Legations-
raths Hahnenfuß nach Hause fuhr, — von einer gleichfalls
mitfahrenden Miß Ellinor Partycook (einer Halbschwester jenes
bornirten Mr, Swineagle, des früheren Attache der vorigen
englischen Gesandtschaft, der jetzt, nachdem er die arme Nelly
Runenstein vor der ganzen Residenz compromittirt hat, sich,
muthmaßlich aus Reue darüber, zum eavaliere servente der
lenzreichen Comtesse von Billeneuf, »de de Semailcour ver-
bannte,) in Erfahrung gebracht, Cathinka, das süße Musenkind, !
sollte jüngst bei einer 8oirde dausante bei Marquis de Fiasco
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Patchouli oder des Onkels Wahn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 15.1852, Nr. 338, S. 9
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg