Fliegende Blätter (15.1852 (Nr. 337-360))

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Moderne Romantik.

I.

„Wolf von Schönkopf, Rechtskandidat;" so hatte sich der
eben in den „goldnen Stern" eingekehrte Fremde in das Frem-
denbuch eingezeichnet. — Ein milder, in den Purpur der Abend-
sonne getauchter Himmel lag auf der stillen Rheinlandschaft,
in den nahen Dorfkirchen und Kapellen wurde zur Vesper
geläutet, in der Natur herrschte eine feierliche Sabbathstille;
es war ein bezaubernder Juniabend, wie man ihn nur am
Rhein genießen kann. Unser junger Reisende hatte von seinem
Zimmer aus im goldnen Stern, der am obern Theile eines

Fleckens längs des linken Rheinufers lag, den Zauber dieser
Landschaft mit durstigen Zügen eingesogen und bald ward von
seinem Herzen der Aktenstaub, der es, wie Mehlthau die Blü-
then, zu vergiften und zu vertrocknen gedroht hatte, hinweg-
geweht; aus seinem Kopfe waren die peinigenden Gedanken
von Carriore und Titeln geivichen, statt mit Töchtern der Re-
gierungsräthe bevölkerte sich seine entfesselte Phantasie mit Elfen
und Nymphen, verwunschenen Prinzessinnen, und eben so
reichen als nach Liebe sehnsüchtigen Königstöchtern aus roman-
tischen Opern. Die Reaction seiner unter Aktenstaub und

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