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Wenn ich den Kerl nur noch einmal hätl'.

Thür einen Spezial „Rothen" bestellt hatte. Am Ende treibt
Euch der Pariser Staatsstreich auch das Blut in den Kopf,
j .weil Ihr so in den Harnisch gerathet?" Klöpflein hörte wenig
j auf den Witzreißer und schimpfte und tobte in einem fort, den
Fremden, den Spitzbuben in alle Ewigkeit zu verwünschen.
Endlich auf wiederholtes Befragen erzählte er in kurzem Zu-
sammenhänge den Verlauf der Geschichte und der lange Buch-
binder, Klöpfleins Nachbar, der den Mißgriff mit dem fünf
Thaler-Schein ja schon von früher her kannte, mußte aus
vollem Halse lachen. Dieses erbitterte den Angeführten nur
noch mehr und zornentbrannt schlug er auf den Tisch, streckte
die geballte Rechte abermals aus und rief: „Aber wenn
ich den Kerl nur noch einmal hätt'."

_ F. Tr.

Papierfchnitzeln

Eheliche Aufopferung. Arzt. „Hat die Frau die
Buttermilch, die ich verordnet habe, zu sich genommen?"

Mann. „Rein, Herr Doktor — sie war ihr zu sauer —
da Hab ich Zucker dran gethan, und sie selber gegeffen."

Eigenes Naturspirl. Weinreisender. „Aber Kell-
ner, wo bleibt mein Souper — meine kalte Karbonade —
i ich warte schon seit einer halben Stunde."

Kellner (sehr eilig). „Gleich, gleich Ew. Gnaden —
den Augenblick — sie ist noch nicht fertig."

Weinreisender (äußerst erstaunt). „Was? — kalte
Karbonade und nicht fertig?"

Leipziger Diensteifer. Tambour. „Rrrrrrrrrrr —
j Rataplan Rataplan Rataplan Rrrrrrrrr."

Bürger (im Fenster). „Sie — Sie — Heren Se emal
— Sie — Herr Gardiste, wo brennt Sie's denn eigentlich?"

Tambour. „Ja sehn Sie Herr Miller, des weeß ich Sie
' 'Merklich nich, ich gloobe Sie ooch gar nich daß Feier is —

! Rrrrrrrrr — Rataplan Rataplan Rataplan — Rrrrrrrrr."

Der Münchener hohe Biertarif. Ein Münchner fragt
den Andern, warum denn jetzt so viele Patrouillen die Stadt
durchziehen? worauf ihm dieser erwicdert: „Ja, sie müsien
halt aufschaugn, daß die Bräuer den Leuten die Fenster nicht
einwerfen, weil sie das theure Bier nicht trinken wollen."
_

Aus dem Rathszimmer. Direktor. „Ihr Votum,
Herr Landesdirektionsrath von Gründling!"

Rath (aus dem Schlafe auffahrend). „Ich-ich stimme

ganz wie mein verehrter Herr Kollege, Rath Lichtenberg."

Direktor. „Der ist noch gar nicht da."

Rath. „Nicht da? kurios! — aber das thut nichts; j
er wird schon noch kommen, und bis dahin reservirc ich mir
mein Votum."

Das heißt angeführt. Wohin doch allzugroße Vorsicht
und Furcht vor dem Uebervortheiltwerden führen kann, das

Papierschnitzeln. 143

beweist eine Geschichte, die mir ein Bekannter, der Hauptmann
Stauderl von dem österreichischen W.-Regimente erzählt hat,
und die ich nun wieder erzählen will.

Nachdem das besagte kaiserlich-königlich-österreichische W.-
Rcgiment in die Hansestadt Hamburg eingezogen ist, nimmt der
Hauptmann Stauderl seinen Bedienten, den Franzl coram und
flößt ihm allerlei allgemeine Lehren und Prinzipien ein, wie
sie für einen jungen Mann namentlich für einen Bedienten
von Nutzen sein können, sobald er auf einige Zeit sich in den
Kreisen einer bedeutenden Handelsstadt zu bewegen hat. Unter
Anderm und insonderheit bindet er dem Bedienten auf die
Seele, sich nicht übervortheilen (betrügen, übers Ohr hauen,
anschmieren, kränken, schinden rc. rc.) zu lasten, denn hier in
Hamburg sei Treu und Redlichkeit nicht mehr zu Hause. So
muffe er z. B. beim Einkäufen rc. nie mehr als die Hälfte
von dem verlangten Preis bieten und geben.

,,3'bfchl, Gnaden," antwortet der Franzl und macht
„Kehrt." Am nächsten Morgen gibt ihm der Hauptmann
einen Brief, mm ihn auf die Post zu bringen.

Der Franzl'macht sich damit auf den Weg.

Auf dem Postamt angekommen, fragt er den Beamten,
was der Brief koste. „Acht Schillinge," ist die Antwort.

Der Franzl zählt mit Ruhe vier Schillinge auf den Tisch,
legt den Brief hin und will sich entfernen. „Heda" — ruft
der Schreiber eifrig, „noch vier Schillinge." — Der Franzl 1
kehrt um, lächelt den Beamten pfiffig an und sagt: „Na, Se
thun's wohl Halter für die Viere." — Aber nein, der Post- j
beamte läßt nicht mit sich spaßen, wirft daö Fenster ihm vor !
der Nase zu und läßt erst wieder mit sich sprechen, als der
Franzl volle und richtige acht Schillinge Courant hinzählt.

Kaum aber hat dieser den letzten Schilling hingelegt, als
er wie von dem leibhaftigen Teufel geplagt, davonrennt mit
dem Briefe in der Hand. — Athemlos kommt der Bediente
zu seinem Herrn gelaufen und erzählt ihm die Geschichte.

„Do hot mi der Secretär von die Poscht wollen betrü-
gen, Ew. Gnaden; i Hab ihm aber halt doch anführt. Die
acht Kreizer Hab' i zahlt, aber schaun's her, Gnaden, den
Brief Hab' i'm net geben. —"

Triftiger Beweis. „Auch stehen mir die empfehlendstcn
Atteste zur Seite; erlauben Ercellenz."

„Lasten Sie's in der Tasche; darauf gebe ich gar nichts!
Ich selber habe immer die allerbesten Zeugniffc gehabt und
ich weiß doch, was ich war und konnte. Atteste sind reine
Formalicn."

Der Letzte im Regiment. (Mehrere Offiziere treten in
die Stube eines alten Militär-Arztes.) Offizier. „Herr
Doktor, es ist kein anderer Ausweg, außer Sie schlagen sich;
diese Beleidigung können Sie nicht auf sich sitzen lasten. Wir
sind dcßwcgen gekommen, um Ihnen zu sagen: daß, wenn
Sie sich nicht in kürzester Zeit aus dieser fatalen Lage hcr-
ausziehen, so können wir nicht mehr mit Ihnen dienen."

Doktor. „No, nachher dien' ich halt allein." —
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