Auf der Londoner Industrie-Ausstellung. 149
die Industrie - Ausstellung als königlich sächsischer
Terke mit Berliner terkischen Maaren. Ja heernse
- sehnse."
Patriotische Scham.
'—■/IV-
Ein Berliner Kind trieb sich in den Hallen der Weltausstellung umher
und traf einen Türken, welcher in seiner Bude Zahnbürsten von Missak,
Hachich, um sich in üppige Träume zu rauchen, Rastic und Henneh zum
Färben der Haare und andere seltene Artikel an einem der Ausgänge feil hielt.
Das war etwas für den Berliner. Ec stürzte hin und kaufte von den
in allen Sprachen der Welt annoncirten Artikeln. Aber es gefiel ihm nicht,
daß der Türke Alles mit Zeichen abmachte, sprechen wollte er mit ihm,
sprechen — um in Berlin sagen zu können, er habe sich mit einem Türken,
uf Ehre, mit einem echten Türken unterhalten. Er holte sein Kanual pour
Io eonveraation heraus und begann:
.,por>er-Vou8 lran^ais Konsieur?“
Der Türke beugte verneinend den Kopf zurück. —.
„Speak you english Sir?“
Gleiche Verneinung. —
„Parlate italiano Signore?“
Dieselbe Antwort.
„An Ioqueris latinam linguam Domine ?‘‘ holte der Berliner aus seinem
Gedächtniß hervor, aber er empfing denselben Bescheid.
Ec besann sich, daß er einen Band aus Tausend und einer Nacht bei
sich habe und las daraus auf gut Glück:
„Choseh bulduh, sefa gjeldin!“
Aber der Türke verstand es nicht. —
Verzweiflungsvoll stand der Berliner da. Sollte er den Türken deutsch
anreden? Es war wohl eitle Hoffnung, daß der Mann ihn verstehen würde,
aber er riSkirte es darauf.
„Deutsch verstehen Sie woll ooch niche?
„Ach ja heernse — ich bin ja aus Stetteritz bei Leipzg un besuche
„Schönes Mädchen, wissen Sie keinen Schnei-
der, der dauerhafte und nicht zu theure Makin-
toshe vorrälhig hätte?"
„Auf diese Frage wird Ihnen keine Leip-
zigerin von Ehre antworten."
Oskar, der letzte Postillon.
(Aus einem größer,, Gedichte von Hermiue von
Sylph eustein.)
.Selma strich dem bleichen Jüngling die
Locken von der Stirne, und küßte ihm die Thräne
aus dem Auge —
„Ja," sprach Oskar, „ja, du Engel, warst's,
der zuerst der Liebe sonnigen Faden dem trauten
Ich umschlang — du bist's noch — Huldin —
aber — mag nimmer leben, Selma — bin unnütz
hier — Dampf ist nun die Losung — hörst du
Selma? — all' die Rosse todt — was soll ich noch
hier? — was soll noch der Postillon? — Gib,
Selma," rief er plötzlich, und rieß der Erschrockenen,
sie konnt's nicht hindern, die Schaale aus der Hand
und stürzte sie aus mit den Worten:
die Industrie - Ausstellung als königlich sächsischer
Terke mit Berliner terkischen Maaren. Ja heernse
- sehnse."
Patriotische Scham.
'—■/IV-
Ein Berliner Kind trieb sich in den Hallen der Weltausstellung umher
und traf einen Türken, welcher in seiner Bude Zahnbürsten von Missak,
Hachich, um sich in üppige Träume zu rauchen, Rastic und Henneh zum
Färben der Haare und andere seltene Artikel an einem der Ausgänge feil hielt.
Das war etwas für den Berliner. Ec stürzte hin und kaufte von den
in allen Sprachen der Welt annoncirten Artikeln. Aber es gefiel ihm nicht,
daß der Türke Alles mit Zeichen abmachte, sprechen wollte er mit ihm,
sprechen — um in Berlin sagen zu können, er habe sich mit einem Türken,
uf Ehre, mit einem echten Türken unterhalten. Er holte sein Kanual pour
Io eonveraation heraus und begann:
.,por>er-Vou8 lran^ais Konsieur?“
Der Türke beugte verneinend den Kopf zurück. —.
„Speak you english Sir?“
Gleiche Verneinung. —
„Parlate italiano Signore?“
Dieselbe Antwort.
„An Ioqueris latinam linguam Domine ?‘‘ holte der Berliner aus seinem
Gedächtniß hervor, aber er empfing denselben Bescheid.
Ec besann sich, daß er einen Band aus Tausend und einer Nacht bei
sich habe und las daraus auf gut Glück:
„Choseh bulduh, sefa gjeldin!“
Aber der Türke verstand es nicht. —
Verzweiflungsvoll stand der Berliner da. Sollte er den Türken deutsch
anreden? Es war wohl eitle Hoffnung, daß der Mann ihn verstehen würde,
aber er riSkirte es darauf.
„Deutsch verstehen Sie woll ooch niche?
„Ach ja heernse — ich bin ja aus Stetteritz bei Leipzg un besuche
„Schönes Mädchen, wissen Sie keinen Schnei-
der, der dauerhafte und nicht zu theure Makin-
toshe vorrälhig hätte?"
„Auf diese Frage wird Ihnen keine Leip-
zigerin von Ehre antworten."
Oskar, der letzte Postillon.
(Aus einem größer,, Gedichte von Hermiue von
Sylph eustein.)
.Selma strich dem bleichen Jüngling die
Locken von der Stirne, und küßte ihm die Thräne
aus dem Auge —
„Ja," sprach Oskar, „ja, du Engel, warst's,
der zuerst der Liebe sonnigen Faden dem trauten
Ich umschlang — du bist's noch — Huldin —
aber — mag nimmer leben, Selma — bin unnütz
hier — Dampf ist nun die Losung — hörst du
Selma? — all' die Rosse todt — was soll ich noch
hier? — was soll noch der Postillon? — Gib,
Selma," rief er plötzlich, und rieß der Erschrockenen,
sie konnt's nicht hindern, die Schaale aus der Hand
und stürzte sie aus mit den Worten:
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auf der Londoner Industrie-Ausstellung"
"Patriotische Scham"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Regenbekleidung
Lokalpatriotismus