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18

Eginhard und Emma rc.

Actus quartus.
la Seena.

(Man ersiehe» eine erschröcklich grimmige Wildnis;, angefüllet
mit denen allerfvrchterlichsten wilden Bestien unter welchen zumalen
die Auerochsen, so man vordem Uri benamset, durch ihr über die
Massen grausames Gebrülle und blitzendes Augenfeuer das mensch-
liche Herz mit einem argen Schröcken und Forcht anstossen.)

Die stumme Person (tritt aus und spricht)

Seit jener granßen Nacht voll Unheil und voll Schröcken,
Wo Emm' und Eginhard um sich schnell zu verstecken
Vor dem gewaltgen Zorn des Kaysers Majestät
Entflohen miteinand und »vanderten unstät;

Und wo am andern Tag die Aja Frau Waldradis
Nebst dem Berräther Bertram schnöd in's saure Gras biß,
Seind allnun zwanzig Jahr im Zeitenlauf verflossen,

Und hat den Kayser offt sein jäher Zorn verdrossen.

Es schmollt die Kayserinn, die Hoffleut seind betrübet,
Dieweil sie gar zu sehr die Prinzessin geliebct. —

Nun fiel's dem Kayser ein, zu halten eine Jagd
Um zu zerstreuen sich vom Kummer so ihn plagt.

Er jagt in diesem Forst, wo wilde Bestien hausen

Mil seinem ganzen Hof und kennt nicht Forcht und Grausen;

Kein Bär ist ihm zu wild, kein Auerstier zu stark,

Er bricht ihm gleich entzwei die Knochen bis zum Mark:
Allein es hat die Lust ihn abgeführt gar weit
Von seinem Jagdgefolg was er itzund bereut,

Tenn seit drei Wochen irrt er in die Kreuz und Queere
Und hungert nun gar arg und dürstet noch viel mehre.

Schier ist sein Heldengeist dem Unglück unterlegen,

Kaum kann er einen Arm und Fuß nun mehr noch regen!
Dort seh' ich kommen ihn; es frißt die bittre Reu
Ob seinem zähen Zorn an seinem Herz aufs Neu!

Ich eile schnell davon, verstecke mich im Holz,

Sonst trifft am End mich noch sein scharfgespitzter Bolz!

(sxit.)

K. Carolus

(mit der Saufedern in der Hand tritt aus und spricht):

Ach wehe, wehe mir! So bin ich ganz verlassen!

Ich find' nicht Weg noch Steg der mich brächt' auf die Strassen!
Drei volle Wochen sinds, daß ich geh' in der Irren
Und thu mich stets nur mehr in diesem Wald verwirren.
Was hilfft mein 8eeptrum mir, was hilfft mir Krön und Reich —

; Wird mir nicht Rettung bald, und zwar schon allsogleich!
Ter Hunger plagt mich arg, vor Durst möcht' ich vergeh'n,
Und kann doch weit und breit kein Wirthshaus nicht erseh'n!

! (welcher entsetzliche Zustand allso gewaltig auf das stark und tapstere
Gemüthe des großen Helden und Potentaten einwürket, daß er ein
hefftiges Weinen und Seuffzen anhebet, so daß sich die grimmigen
Waldbestien schier erbarmen möchten. Auf dieses Lamentiren hin
öffnet sich aber ein gewaltig dicker Eichstammen, so innen ausge-
hvhlet, und der ehemalige geheimbde Kanzelliste Eginhard tritt
aus dieser seiner und seines liebreizenden Gemahels schlechter Be-
hausung hersür und spricht):

Eginhard.

2a Seena.

Hat sich ein Mensch verirrt in dieser Wildnuß dick,

Wohin seit zwanzig Jahr mich führt mein Mißgeschick?
Fürwahr dort steht ein Mann — ein stattlichs Heldenbild,
Aus dessen stolzem Aug ein Zährenstrom erquillt!

Heda, mein guter Freund! (er erkennet den Kayser) potz Bomben-
element !

Itzt ist mein Stündlein da, wenn sich sein Herz nicht wendt!
K. Carolus.

Bist du ein Engel? Sprich! — wenn du ein Mörder bist,
So will ich dir verzeih n, so groß dein Frevel ist —

Wenn du mir ein Stück Brod und einen Becher Wein
Kannst geben, daß ich nicht des blassen Todts muß sein!

Ja hättst du selbst an mir, des Kaysers Majestät,

Dich noch so sehr verfehlt, doch Gnad vor Recht ergeht!
Eginhard.

Ach hohe Majestät, da Ihr Pardon verheißen,

Wie thu' ich itzo doch den argen Zufall preißen,

Der Euch hieher geführt an dieses wilde Ort,

Auf daß erlöset werd ich meiner Pein sofort!

Sprecht! — Kennt Ihr mich nicht mehr, den schlechten

Kanzellisten,

Geheißen Eginhard? —

K. Carolus.

Wie — was? Du wärst der Tropff
Der einstmals hat verrückt so meiner Töchtern Kopff?

Sprich Kerl, wo hast du sie? Wo ist sie hingekommen,
Seitdem in jener Nacht ihr Zween Reißaus genommen? j
Ich habe schier geglaubt, ihr wäret übers Meer
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eginhard und Emma"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Schauspieler <Motiv>
Mutismus
Geste <Motiv>
Drama
Bühne <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 387, S. 18
 
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