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Papierschnitzeln.

Wie man, selbst Abends noch, sein nach der
Karte speisen kann. Gast. „Gellnerin! gann ich wohl
was zum Essen begommen, ja?"

Kellnerin. „Warum denn nit. Se! do hob'ns den
! Speisezettel, suchens Ihne nur was raus."

Gast (die Speisekarte lesend). „Kalbsbrod'n, Schofschleg'l
! in der Ramsoos, Bifflemott, a Ganzachtl, a holbidi Anten,
! a Viertl Spohfackl, größdi Kartoffi, a sauerne Lebern, a
Lunglvoress'n, Gselchdi, Gschwollni, an Schwoas, Kalbshax'n,
und an in Essi dinst'n Oxenschwoaf — Brrr!!! Gellnerin!

; wollen Sie mich chefälligst ene Portion Schöpsengeule chebcn, ja?"

Kellnerin (lacht). „Wos? — des hob'n mir ja gar
noch nie in der Kuch'l g'habt."

Gast. „Nicht? — Nun, so cheben Sie mich Loenk ü 1a
wolle."

Kellnerin. „Thut merleid, grad Habi'sletztihergeben."

Gast. „Aber Gälberbraten haben Sie wohl noch?"

Kellnerin. „Js a ansgangen, aber morgen gibts wie-
der an ganz frischen."

Gast. „So werde ich Gensebraten nehmen."

Kellnerin. „Ja do muaß ma scho früher kemma, denn
so Ivos geht immer glci z'erst wegga."

Gast. „Aber zum Kukuk! was ist denn cgentlich noch zu
haben?"

Kellnerin. „Nix'n, gor nix'n is mehr da, als a Kaas."

Gast. „Ovch chut! so cheben Sie mich Gase."

Kellnerin. „Glei auf der Stell, nur muaß i z'erst
schaug'n ob der Kramerlad'n noch off'n is."

Lustiger Aufschluß! Ein feines Fräulein fragt: „Sie,
Herr Candidat, Sie bleiben lange aus, und wollten uns doch
von dem Befinden unsrer kranken Magd Nachricht geben.
Wie geht es denn der guten Nanni?"

„Die?— die Hab ich schon vor vierzehn Tagen sezirt." —

Bekanntmachung. Eine Veröffentlichung durch die
Schelle. Morgen soll die Ertragsfähigkeit der neuen Brücke
j geprüft werden. Leute, ohne Unterschied des Geschlechts und
Alters, welche Lust haben, sich hiezu verwenden zu lassen, wollen
J heute Abends zwischen 5—-7 Uhr bei der Stadtwage erscheinen,
j wo sie gewogen und mit Gewichtspoletten versehen werden,
die sie dann au der Brücke dem Aufsichtspersonale zu über-
geben haben, und wogegen ihnen das darauf bezeichn etc
Gewicht per Psd. zu 1 Pfennig vergütet wird.

Die Weg-, Wasser- und Brucken-Inspektion
von

Kantönlingcn am Rothcnhiitlingsberg.

Drastisches Mittel gegen Meineid. Hat mal der

Michel einen körperlichen Eid vor Gericht ablegen sollen, daß

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er mit der Annamirl niemals Umgang gepflogen habe. Der
Schwurtermin war anberaumt, beide Partheien mit ihren
Anwälten erschienen, das Cruzifix war hergerichtet und die
Lichter angczündet. Der Beeidigungs-Commissär versuchte
nochmals die Sühne, aber vergeblich, und ermahnte hierauf -
mit aller ihm zu Gebote stehenden Beredsamkeit und Eindring-
lichkei! den Michel, doch ja keinen Meineid zu schwören, denn
er war nach Lage des ganzen Prozesses fest überzeugt, daß
wenn Michel den Eid schwöre, er einen falschen Schwur
leiste. Weil aber Michel fest auf seinem Starrsinn und dem
zu leistenden Schwur beharrte, so versuchte der Commissär
folgendes originelles und letztes Mittel gegen den offenbaren -
Meineid Michels. Er sagte dem Praktikanten N. einige
Worte leise in's Ohr, worauf dieser lächelnd ein großes Li-
neal vom Tische nahm, daran eine Schnur befestigte und sich
aus dem Zimmer entfernte.

Endlich sollte Michel schwören. „Glaubst Du an Gott?" :
frug der Commissär. „Vosteht si," sagte Michel. „Glaubst
Du auch an den Teufel?" frug jener. „Natürli," antwortete
dieser. „Hast Du schon einmal den Teufel gesehn oder ge-
hört? — Nicht? — Nun so sage ich Dir, daß, wenn Du
falsch schwörst, er Dich auf der Stelle sammt Haut und
Haaren holen möge! — Und jetzt schwöre und sprich mir j
nach." Michel reckte keck die drei Finger in die Höh' und be-
gann : „Ich schwöre." Da ertönte plötzlich vor dem Zimmer
ein dumpfes Brausen und Sausen, als ob mit aller Macht
Aeolus den Contrabaß striche. Michel hört's kaum, da stutzt
er, laugt nach seinem Hut, und läuft blaß wie eine Leiche
mit dem Ausruf: „I schwör net! Jesses, Maria und Joseph"
fort und hätte dabei bald den Praktikanten, der vor der
Thür' mit dem langen Lineal stand, umgeworfen. — Das
Mittel halt' geholfen, ein Meineid war vermieden.

Die Hinterlassenschaft. (Zwei Vagabunden.) Erster
„Ja sag mal Bruder, wie hast Du jetzt den Zeug kriegen
können, es waren doch ja drei Schlöffer an den Thüren."

Zweiter. „Ach das ist ganz leicht gegangen, hat mir
ja mein Vater, wie er vor einem Vierteljahr gstorben ist,
die Dietriche hinterlassen und g'sagt: „Schau Bua, ich kann
Dir nix geben, als das, jetzt mußt eben selbst schaun, wie
Dn Dir damit Dein Brod verdienen kannst."

Erster. „Da schau, drum i sag immer, man kann Gott
nit genug danken, wenn einem ein Vater was hinterläßt" —

Ehelicher Wunsch. Mann. „Ich Hütte Dich Schlange
geheißen? Wer kann das sagen! Im Gegentheile — ich wollte
Du wärest eine Schlange, liebster Schatz!"

Frau: „Und warum, warum?"

Mann. „Dann bekämst Du doch jährlich eine neue Haut!"

Aktuarspflicht beim Protokollircn Schreiber.
„Herr Assessor, darf ich nicht bald wieder ein Komma machen,
wir hab'n schon lang keins mehr g'habt!?"

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