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Bericht des Kunstliebhabers Mynheer van Os

^ro- 618. Stillleben. Ein Glas bei einem Aschenbecken.

»vorauf eine Pfeife liegt, im Hintergrund steht ein Quispel-
door*) von Koopmann.

Mo. 621. Architekturbild von
Verschuyt. In den Vorhallen
eines adeligen Hauses steht ein
Page, einen Falken auf der Haud
wiegend; wobei mit vielem Natur-
studium das kühle Helldunkel der
Halle gegenüberdem Sonnenschein
im Hofe wiedergegeben ist.

Mo. 650. Blumenstück (Por-
trait der berühmten Tulpe Pallas
Athene, welche voriges Jahr für
den Graf Chester, in Haarlem für
1500 fl. angekauft wurde) von
Mejuforouw Knyff.

Mo. 651. Thierstück mit Landschaft nach dem Gewitter
— von Derselben, einer Dame, welche schon oft unsere Aus-
stellungen mit ihren allerliebsten Kunstprodukteu zierte und
sich mit vielem Glück, wie das Beispiel zeigt, in verschiede-
nen Richtungen bewegt. Bei letzterem Bild hätte ich nur
gewünscht, daß die Landschaft weniger reich und mehr als
Nebensache behandelt wäre, damit das Interesse des Beschauers
mehr von dem Thiere, welches doch unstreitig der Haupt-
gegenstand ist, gefesselt würde. Es stürzt sich mit Behaglich-
lichkeit in die erfrischenden Fluthen, die kreisförmigen Wellen
lassen einem vermuthen, daß schon mehrere Grünröcke voran-
gegangen sind. —

2C.

Nun zum Schluß noch eine bedeutende Erscheinung auf
dem Felde der Historienmalerei. Herr Smet, der geniale
Darsteller unserer vaterländischen Geschichte, führt uns dieses-
mal eine Episode vor Augen, welche jeden Patrioten tief er-
schüttern muß. Er hat den tragischen Moment gewählt, wo

*) Quispeldoor heißt im holl, der Spucknapf, welcher in rein-
lichen Häusern auf Tischen und Kaminen steht. Anm. d. Red.

Wilhelm I. von Oranien den Saal verlassend, durch den berüch-
tigten Franz Guyon aus einem Hinterhalt ineuchlerisch er-
schossen wird.

Das Werk reiht sich durch Darstellungs- und Behandlungs-
weise als würdiges Seitenstück an die früheren Arbeiten des
Künstlers und ist mit Stimmeneinheit zum Gegenstand unse-
res Kunst-Vercinsblattes für's nächste Jahr gewählt worden.—

Lieber Koevoet, ich habe Dir nun eine Auswahl des Besten
vorgeführt und glaube, mir Deine Zufriedenheit damit erwor-
ben zu haben. Biel Gutes wäre noch zu besprechen, aber
meine Zeit ist gemessen. Werfen wir noch einen Gesammtblick
auf die Ausstellung, so kann man dieselbe als eine äußerst
gelungene, an Vorzüglichem und Gutem reiche nennen. Die
Ankäufe des Vereins und der Privaten sind bedeutend und
geeignet unsere Künstler in ihrem ferneren Streben anzuregen.

Von Franzosen ist auch einiges ausgestellt. „Viel Lärm
um nichts!" Eine Landschaft von einem Timerman aus
München in Deutschland, hat Berge, die halb in den Wol-
ken stecken, was mir gar nicht gefallen will; sie sind extrava-
gant wie die Deutschen überhaupt, die immer in höheren
Regionen schweben und welchen meiner Ansicht nach der Sinn
für's Einfache und Behagliche fehlt. Auch vermisse ich in
dem Wasser die nöthige Ruhe; es stürzt so hastig von Fels
zu Fels, daß einem wahrhaft ängstlich zu Mnth wird.

Da lobe ich mir doch unsere Holländer, die verstehen sich
auf Natur! Halte z. B. einen Schelfhout neben diesen Timer-
man oder Cimerman, wie gemächlich läßt sich's da auf dem Ka-
nal und über die grünen Wiesen spazieren fahren; während bei
dem anderen nichts als Steine und Baumstämme herumliegen,
wie es am Tag nach der Sündfluth ausgesehen haben mag, aber
jetzt unmöglich mehr Vorkommen kann. Es wird Einem bange vor
diesem Bilde. Drum sage ich ein- für allemal: es geht nichts
über unser Holland und seine Künstler und schließe in der
Hoffnung Dich bald bei mir zu sehen, mit dem Ruf: „Es lebe
die niederländische Malerkunst, Oranien hoch!" — „Het
leve deNederlandscke Schilderkunst, Oranje boven!“

Dein treuer van Os.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bericht des Kunstliebhabers Mynheer van Os, an seinen Freund Mynheer Koevoet über die Kunstausstellung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Kunst <Motiv>
Frosch <Motiv>
Interieur
Sprung <Motiv>
Schießen
Landschaftsmalerei
Blumenmalerei
Malerei <Motiv>
Karikatur
Mord
Stillleben
Satirische Zeitschrift
Niederlande
Oranje-Nassau, Willem van

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 393, S. 71
 
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