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Papierschnitzeln.

A« Seine Eksellen; des königlichen Ministers von
das Pustwesen. Wohlgeboren.

Ich bin der Schulze von Slermern bei des Belitzer Be-
zirk und bin den Tag als die Ruschen*) herschaften durch-
fuhren gekomandirt das ich die Kaiserin Mutter Vorspannen
soll. Da die Reihe von das Vorspannen noch nicht an mir
war, so habe ich denn ohnverachtet doch meine Schuldigkeit,
was ich so hohn Kaiserin Mutter schuldig bin, nicht außer
Ogen gesetzt. Alles laß ich liegen und stehn, um die Kaiserin
Rusche vorzuspannen. Ich fuhr selbst schon eine Stunde vor
die gedictictirte Zeit mit meiner Frau nach Belitz, und man
hat mir nicht geacht wegen meiner Schuldigkeit, und als die
Rusche kam da dürft ich fie nicht Vorspannen, und wurde
durch den Herrn Post-Secletair mit Grobheit beleidigt, so daß
ich meinen braun Bedientenvolk Rusches vorlegen mußte. Da
es nun wieder eine Verordnung und mir zugediktirles Affis
geschehen ist, und ich habe statt Jhro Kaiserin Mutter Bedie-
nung nehmen müssen, welche kein Wort deutsch verstunden,
und mir ohn alles Trinkgeld verlassen haben, wogegen die
Kaiserin gewiß einen Lodor Trinkgeld gegeben hätten, deswegen
wollte ich mich bei Erellenz hochedelgeboren melden, damit ich
zu das Meinige gelange und Erellenz hochedelgeboren gütigst
so gnädigst zu sein und den Post-Sekletair Bescheid zu sagen
das er mir nich nach mein gediktirles hat Vorspann lassen
und mich mit Grobheit behandelt, welches dieser Mensch eigent-
lich nich kann, denn ein Sekletair ist kein Postmeister
und soll keinen nicht beleidigen, der seine Schuldigkeit beob-
acht, ohne die Reihe an ihm zu sein darum bitte ich Erel-
lenz mit meiner Sache zu verhelfen wie ich verbleibe.

Gottfried Wilhelm Wendekorn,

d. Z. Schulze.

An den hochgebornen Herrn Baron von Jtzenblitzen

allhier.

Hochedelster! Vor zwei Jahren hatten Euer Gnaden die
Gnade, mir zu beehren. Sie bestellten bei mir, in der Vor-
aussetzung Ihrer Verheirathung mit das reiche Fräulein von
Scheermaier Ihr sämmtliches Meublenlent. Sie erinnern fich,
da ich Ihnen noch von der Wiege abrieth, welche Sie durch-
aus gleich haben wollten, und ich keinen einzigen Grund dazu
einsah. Sie werden fich erinnem, daß ich noch sagte: „Kommt
es, so ist es immer noch Zeit zu ihr; kommt es nicht, gut,
so ist fie auch nicht nöthig."

Warum nun aus Ihre Heirath nichts geworden ist, da-
rüber herrschet eine verschiedene Sttmmung, von die mir keine
etwas angeht. Nur weiß ich, daß aus meinen Meubeln etwas
geworden ist, nämlich — ich genire mir nicht Ihnen dieses
zu schreiben — Geld. Sie haben die Meubeln verkauft, ohne

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mir zu bezahlen. Glauben Sie denn, daß ich mir das Ma-
hagony vom Kopf herunterschütteln kann, und daß ich meine
Gesellen gestohlen habe? Glauben Sie denn, daß eine Frau
und fünf Kinder keinen Appetit haben, wenn Sie hungrig
find? O erlauben Sie, das geht nicht! Da konnten Sie viel
Anforderungen an mir bekommen, und meine Frau und fünf
Kinder könnten am Ende verhungern, weil Sie nicht zum Hei-
rathen kommen. Das Gericht wird entscheiden, wenn Sie
nicht bis nach Verlauf von acht Tagen mir sämmtliche Meu-
beln bezahlt haben: das Gericht wird Ihnen schon zwingen,
fich honett zu zeigen. Sie müssen doch immer bedenken, daß
ich mir honett zeigte, indem ich Ihnen von die Wiege abrieth!
Zu was wäre fie jetzt da? Sie könnten fich nicht hinein-
legen, dazu wäre fie zu kurz und Sie wären zu lang! Also
haben Sie die Güte und bezahlen Sie mir meine Forderung,
denn ich habe mir honett gezeigt, und Sie nicht, also zeigen
Sie fich honett und bezahlen Sie mir.

Der ich bin der Tischlermeister

Jeremias Purkandel.

Militär-Examen. Corpora!. „Also wie gesagt:
der Soldat muß Respekt vor seinen Vorgesetzten, besonders
aber vor seinem Corporalschasts-Unterofstzier haben, sowohl bei
Tage, wie bei Nacht. Was thust Du z. B. Brummerniann,
wenn Dir des Nachts von mir, Deinem Herrn Zimmerkom-
mandanten träumt?" —

Brummermann. „Wenn ich von Ihnen ttäume? ich
— ich — ich schnarche!"

Corpora!. „Was? — schnarchen thut der Kerl? Du
Lümmel! wenn Dir von mir, Deinem Herrn Vorgesetzten
ttäumt, so nimmst Du die Mütze ab."

Das leichte Näthsel. Studiosus Leichtfuß. „Nun,
Herr von Salbänder!, will ich Ihnen aber ein recht leichtes
Räthsel aufgeben. — Vier Personen spielten einen ganzen
Abend miteinander, und da fie aufhörten, hatten alle Viere
gewonnen. Wie ist das zugegangen?"

Herr von Salbanderl zerreißt fich schier den Kopf,
bringt aber nichts heraus und erklärt endlich: „Ich halte es
für ganz unmöglich, daß alle Vier gewonnen haben!"

St. L. „Und doch ist cs so; es waren vier Mufikanten,
die einen Abend zusammen Mustk gespielt hatten und dafür
bezahlt worden find."

Bor dem Rathhause. „Dort geht der Advokat
Schmidtmüller, der steht recht grimmig aus. Ja, das ist kein
Wunder, der hat heute da oben einen Prozeß verloren."

„Einen Prozeß hat er verloren? Ach, wenn ihn doch
der Advokat Fischer, der bei mir wohnt, fände! Der arme
Teufel hat nie einen."

*) Russischen.
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