Der geprellte Teufel.
(Schluß.)
„Ueberlistet!" sprach er noch vor dem Einschlafen, „denn
• n unterrichte ich auch nicht ein Kind mehr, und so komme
? ^icht zu einer hübschen Summe und verletze mein Ge-
wiss,
mein
!stn doch nicht; durch mich soll kein Kind moralisch
°°rben
ver-
werden können."
Am
^ , — • nächsten Morgen erschien ein Bote beim I'astor
■ Cl Mit der Meldung, daß der Schulmeister außerordentlich
und angegriffen sei, er also für heute und die nächsten
^8e unmöglich Schule halten könne. Das fiel nicht im
Kingston auf, da der Lehrer ohnehin ein so übles Aussehen
. ite. Der Pastor sagte: „Daö Hab' ich längst gedacht, daß cs
kommen werde; wie oft habe ich dem guten Mann den
' ^kh gegeben, er möge doch nahrhaftere Speisen zu sich
^Mcn und zuweilen ein Glas Wein trinken; aber immer
. k>c ich in den Wind geredet! Nun haben wir die Be-
'^eerung! Wie soll's denn anders kommen können, wenn
"an alle Tage nur Schwämme und Kartoffel ißt? Bei
"'Ur solchen Kost wäre ich gewiß auch zu einem Skelett
%
^istZehrt. Aper der Schulmeister hat immer so seine eigenen
Karotten!"
. Wie ein Lauffeuer ging's durch's Dorf: Der Lehrer ist
lkrank geworden, hie und da wurde hinzugcsetzt, es sei
^ Hungern. Die Mähr kommt auch zu des Schulzen sonst
^häutigen Ohren und „der fühlt denn ein menschlich Rühren,
schnell —" auf die Abendstunde die Gemeinde zur Ber-
ußt
^»Uulung entbieten.
Nach sachgemäßem Vortrag bei der Versammlung wird
n der Gemeinde beschlossen, daß dem Lehrer zu seiner
. „arkung vierundzwanzig Kreuzer aus der Gemeinde-
lke angewiesen werden sollten, und dieser Beschluß wird
^7 (Heil dir, Schullehrer!) von dem Obcrhaupte der Ge-
in Gnaden sanktionirt.
"°inde
Es verging aber Woche auf Woche, die Schwäche wollte
. 7 nicht heben; die Gemeinde konnte gar nicht begreifen,
lc i'pi 11«+»^»,".+,,.«^" die Kräfte des Lehrers sich
heben;
bei „ihrer Unterstützung"
schneller heben wollten.
. Da sich die Sache in die Länge zog, der Lehrer selbst
^nrentirte: „Ach, ich werde wohl keine Schule mehr halten
kö
kaw
$
0lttten!" und auch der Arzt die Achseln bedenklich zuckte,
auf die nun erfolgte uuterthänige Vorstellung des Herrn
^!tors, ein hohes Regierungs-Reskript des Inhalts: Der
^)rer soll mit Belastung der Hälfte seines Einkommens
~. ken Ruhestand verseht und die Stelle durch einen Sub-
akuten verwaltet werden.
^ Im Stillen belächelte der Lehrer diese Maßregeln, vor
-C’n Herrn Pastor aber und einigen Anderen, die ihn be-
?chte», seufzte er: „Wie soll ich nun mit der Halste Be-
,^ung durchkommen, da ich beim Bezug der ganzen mit
"c>net Familie schon am Hungcrtuche nagen mußte!"
Doch halfen diese Klagen eben nur so viel, wie alle
anderen Klagen helfen, welche bedrängten Lehrern die Noth
abpreßt, das heißt — sie halfen gar nichts!
Erst bei völliger Ruhe und besserer Kost (unter Bei-
hilfe der Doppel-Louisd'ors) erholte sich nach und nach der
Lehrer, und als er sich nun völlig erkräftigt fühlte, erklärte
er: „Ich verzichte auf die, mir überlassene halbe Besoldung,"
und ergriff eine andere, leichte Bcrufsart.
Als Das Lucifer sah, war er ganz außer sich, denn bis
jetzt hatte er immer noch gehofft, der Lehrer werde sich mit
Hilfe des Geldes noch erholen und sein Amt wieder an-
trctcn, um seiner eingegangcneu Bedingung gemäß, ihm in
die Hände zu arbeiten. Nun sah er wohl, daß alle Hoss-
nung vorbei war; er kratzte sich hinter den zottigen Ohren,
nannte sich einen dummen Teufel und brach in die Worte
aus: „Nun und nimmer hätte ich doch geglaubt, daß mich
so ein vertraktcr, ausgehungerter Dorfschulmcister noch über-
listen würde!"
Wir geben ihm zu bedenken, daß Hunger wehe
und daß die Noth erfinderisch macht!
thnt,
Lucifer konnte es sich aber nicht versagen, nochmals
als Grünrock vor dem Er - Schulmeister vorbei zu defiliren
und ihm eine Faust zu machen; der aber sagte yiit freund-
lichem Anstande: „Guten Morgen, Herr Grünrock!"
(Schluß.)
„Ueberlistet!" sprach er noch vor dem Einschlafen, „denn
• n unterrichte ich auch nicht ein Kind mehr, und so komme
? ^icht zu einer hübschen Summe und verletze mein Ge-
wiss,
mein
!stn doch nicht; durch mich soll kein Kind moralisch
°°rben
ver-
werden können."
Am
^ , — • nächsten Morgen erschien ein Bote beim I'astor
■ Cl Mit der Meldung, daß der Schulmeister außerordentlich
und angegriffen sei, er also für heute und die nächsten
^8e unmöglich Schule halten könne. Das fiel nicht im
Kingston auf, da der Lehrer ohnehin ein so übles Aussehen
. ite. Der Pastor sagte: „Daö Hab' ich längst gedacht, daß cs
kommen werde; wie oft habe ich dem guten Mann den
' ^kh gegeben, er möge doch nahrhaftere Speisen zu sich
^Mcn und zuweilen ein Glas Wein trinken; aber immer
. k>c ich in den Wind geredet! Nun haben wir die Be-
'^eerung! Wie soll's denn anders kommen können, wenn
"an alle Tage nur Schwämme und Kartoffel ißt? Bei
"'Ur solchen Kost wäre ich gewiß auch zu einem Skelett
%
^istZehrt. Aper der Schulmeister hat immer so seine eigenen
Karotten!"
. Wie ein Lauffeuer ging's durch's Dorf: Der Lehrer ist
lkrank geworden, hie und da wurde hinzugcsetzt, es sei
^ Hungern. Die Mähr kommt auch zu des Schulzen sonst
^häutigen Ohren und „der fühlt denn ein menschlich Rühren,
schnell —" auf die Abendstunde die Gemeinde zur Ber-
ußt
^»Uulung entbieten.
Nach sachgemäßem Vortrag bei der Versammlung wird
n der Gemeinde beschlossen, daß dem Lehrer zu seiner
. „arkung vierundzwanzig Kreuzer aus der Gemeinde-
lke angewiesen werden sollten, und dieser Beschluß wird
^7 (Heil dir, Schullehrer!) von dem Obcrhaupte der Ge-
in Gnaden sanktionirt.
"°inde
Es verging aber Woche auf Woche, die Schwäche wollte
. 7 nicht heben; die Gemeinde konnte gar nicht begreifen,
lc i'pi 11«+»^»,".+,,.«^" die Kräfte des Lehrers sich
heben;
bei „ihrer Unterstützung"
schneller heben wollten.
. Da sich die Sache in die Länge zog, der Lehrer selbst
^nrentirte: „Ach, ich werde wohl keine Schule mehr halten
kö
kaw
$
0lttten!" und auch der Arzt die Achseln bedenklich zuckte,
auf die nun erfolgte uuterthänige Vorstellung des Herrn
^!tors, ein hohes Regierungs-Reskript des Inhalts: Der
^)rer soll mit Belastung der Hälfte seines Einkommens
~. ken Ruhestand verseht und die Stelle durch einen Sub-
akuten verwaltet werden.
^ Im Stillen belächelte der Lehrer diese Maßregeln, vor
-C’n Herrn Pastor aber und einigen Anderen, die ihn be-
?chte», seufzte er: „Wie soll ich nun mit der Halste Be-
,^ung durchkommen, da ich beim Bezug der ganzen mit
"c>net Familie schon am Hungcrtuche nagen mußte!"
Doch halfen diese Klagen eben nur so viel, wie alle
anderen Klagen helfen, welche bedrängten Lehrern die Noth
abpreßt, das heißt — sie halfen gar nichts!
Erst bei völliger Ruhe und besserer Kost (unter Bei-
hilfe der Doppel-Louisd'ors) erholte sich nach und nach der
Lehrer, und als er sich nun völlig erkräftigt fühlte, erklärte
er: „Ich verzichte auf die, mir überlassene halbe Besoldung,"
und ergriff eine andere, leichte Bcrufsart.
Als Das Lucifer sah, war er ganz außer sich, denn bis
jetzt hatte er immer noch gehofft, der Lehrer werde sich mit
Hilfe des Geldes noch erholen und sein Amt wieder an-
trctcn, um seiner eingegangcneu Bedingung gemäß, ihm in
die Hände zu arbeiten. Nun sah er wohl, daß alle Hoss-
nung vorbei war; er kratzte sich hinter den zottigen Ohren,
nannte sich einen dummen Teufel und brach in die Worte
aus: „Nun und nimmer hätte ich doch geglaubt, daß mich
so ein vertraktcr, ausgehungerter Dorfschulmcister noch über-
listen würde!"
Wir geben ihm zu bedenken, daß Hunger wehe
und daß die Noth erfinderisch macht!
thnt,
Lucifer konnte es sich aber nicht versagen, nochmals
als Grünrock vor dem Er - Schulmeister vorbei zu defiliren
und ihm eine Faust zu machen; der aber sagte yiit freund-
lichem Anstande: „Guten Morgen, Herr Grünrock!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der geprellte Teufel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Faust <Motiv>
Hinterlist <Motiv>