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Zur Naturgeschichte der Touristen.

M die Natur etwas Neues hineinzulegen verstehen muß, wenn j
Las Neue wieder heransschauen soll.

Der Berg-Fex hat sich also, wie es scheint, nur darum
aus das Erklimmen der höchsten Bcrgspitzcn verlegt, weil er
hierin das einzige Mittel findet, seiner sonst unbedeutenden
Persönlichkeit eine Art Relief zu geben.

Es giebt Leute genug, welche zu faul sind, nm jemals
einen Berg zu ersteigen, und daher Jeden bewundern, von
dem es heißt, er habe schon 42mal den Watzmann, 30 mal
den Rigi, 64mal den Untersberg erstiegen!

Das ist ja ein Teufelskerl!

Folglich ist unser Berg-Fex ein Teufelskerl, und darum
| ist es ihm ja eben zu thun.

Die Journale sind im Ganzen genommen nicht verpflichtet,
j die Ursachen und Zwecke einer Bergersteigung zu ermitteln.
Sie theilen so etwas, wie 1000 andere Facta, z. B. daß
ein Hund vom dritten Stocke herabsprang, ohne sich zu ver-
letzen, bereitwillig ihren Lesern mit.

Vergönnen wir ihm seine „Triumphe." Er hat sie
manchmal schon theuer bezahlt.

Er hat sich einmal beim Abrutschen jenen Thcil des
Körpers gräßlich geschunden, den man wohl nicht strenge ge-
nommen zum Bergsteigen, aber zum — Ruhigsitzen nothwendig
braucht. Ein anderes Mal hat er sich zwei Zehen am Fuße
und die Nase erfroren. Seitdem hinkt er ein klein wenig,

> und besitzt seine Nase jene Färbung, welche Uneingeweihte leicht
dazu verführen könnte, zu glauben, der Mann sehe ebenso gerne
in die — Wein- und Schnapsflasche, wie in die Gebirgs-
schluchten.

Ein drittes Mal, als er auf einer „Alm" einer hübschen
Sennerin nachlief, nahm dies der ..Almstier" aus noch unerklärten
Gründen sehr übel, und trieb ihn mit vorgehaltenen Hörnern
so weit den Berg hinab, daß nicht viel gefehlt hätte, und der
Unglückliche hätte in einen tiefen Abgrund springen müssen.

Er kam mit dem allerdings nicht kleinen Schreck davon,
hat aber die Absicht, in irgend einer Alpenvereinsversammlung
nächstens einen Vortrag zu halten, worin gefragt werden soll,
ob denn die Stiere auf der „Alm" unumgänglich nothwendig,
und ob sie nicht im Interesse der Vereinsmitglieder polizeilich
abzuschaffen wären!

Man sicht jedenfalls aus diesen kurzen Mittheilungcn,
daß ihm seine Parthien manche Opfer kosten, auch au Geld,
denn trotz der Anspruchslosigkeit der Alpennatur, kriegt man
i in ihr nichts — umsonst, viel eher noch um — den doppelten
Normalpreis!

Sehr viel Auslagen machen ihm die vier Führer, ohne
welche er keine Bergbesteigung vornimmt. Es geschieht diese
Vorsicht gewiß nur, weil er die Tücke der Alpengünge kennen
: gelernt.

Die Meinung Einiger, unser Berg-Fex habe schon manche
Hochspitzenparthie auf dem Rücken seiner Führer gemacht,

■ wollen wir als eine gewiß verleumderische nicht weiter berühren.

Begegnet dir der Bergspitzen-Fex, sg ^ge ja nicht etwa,
du habest nicht die geringste Lust, sein Vergnügen zu theilen!

Er würde dich sogleich (zum Glücke!) moralisch wie ein nutz-
loses Insekt mit seinen schweren Schuhen zertreten.

Sage lieber — eine Nothlüge ist in gewissen Fällen um des
lieben Friedens willen erlaubt! — sage lieber, du kämest direct
von der nächsten Bergesspitze herab, und er wird dich an sein
Bruderherz drücken!

Denn die Bergspitzen-Fexen — das ist notorisch und
schön — sie halten wie die Freimaurer zusammen. —

Ein schöner Mann.

Und wenn wir ihm noch so neidisch sein sollten, — und
das kommt auch unter Männern manchmal vor! — so
müßten wir bekennen, er sei wirklich ein schöner Mann.

Wo er eintritt, wenden sich allsogleich alle Damenblicke
nach ihm.

Sollen wir es ihnen übel nehmen? Machen wir es
etwa anders, wenn wir eine schöne Frau erblicken?

Die Hand auf's Herz! Wir fragen auch blutwenig darnach,
wenn uns eine neue Schönheit in's Auge sticht, ob unsere
Gattin, oder Braut oder Geliebte neben uns über unsere
Theilnahme für eine fremde Schönheit ärgerlich wird oder nicht!

Wenn aber unser „schöner Mann" irgendwo erscheint,
werden die Ehemänner sehr mürrisch, und die Bräutigame
werfen ihm vergiftete Pfeile zu, und die Liebhaber möchten
den Damen ihrer Herzen so gerne gleich die Augen verbinden.

Das weiß der „schöne Mann," und daruni lächelt er
meist so siegesbewußt.

Da hilft einmal Alles nichts! Ein schöner Mann ist allen
Frauen gefährlich, auch wenn er sonst ein innerlich grundleerer,
ja sogar stockdummer Mensch wäre.

Man hat wunderbare, unglaubliche Beispiele davon! Da
kommt cs doch öfter unter Männern vor, daß sie ein schönes
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zur Naturgeschichte der Touristen"
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Serientitel
Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 57.1872, Nr. 1415, S. 66
 
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