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„ Aber wo ist denn der Ort der Nothwendigkeit?" —
»Unten im Hose", erwidert die freundliche Ceres, „und hier
hängt der Schlüssel — den Morgenlafsee gebe ich auch .." —
„Brrrr." — „Die Kleider- und Schuhreinigung besorge ich
für 1 Thlr. per Monat. Der Abtritt wird nicht besonders
verrechnet." — „Gut, ich miethe für 1 Monat um 8 Thlr.
i — abgemacht!"
Endlich ist Herr Schulze also am Ziel angelangt, und
hat einen Platz gefunden, wo er wenigstens sein müdes Haupt
hinlegen kann. Er öffnet Koffer und Reisetasche und beginnt
sich häuslich einzurichten. Nachdem er ungefähr eine Stunde
hiemit beschäftigt, geht plötzlich die Thüre auf, ein Herr tritt
nn, grüßt stumm und verschwindet durch eine Tapetenthür, die
Schulze bisher gar nicht bemerkt hatte. Die furchtbare Wahr-
heit wird ihm plötzlich klar: Sein Zimmer bildet den Durch-
Lang zu der Wohnung dieses Individuums.
„Das lasse ich mir nicht gefallen, das ist eine Unver-
schämtheit!" Er schließt die Stubenthür ab, rückt die schwere
I Commode vor die Tapetenthür und fährt dann in seiner häus-
lichen Einrichtung wieder fort. Da — auf einmal klopft's -
wo? — an der Tapetcnthür. Er beachtet's nicht. Es klopft
stärker. „Was gibt's?" — „Aufmachen solle» €>’!" —
»Nein, da wird nix aufg'macht!" — Das Gepolter wird immer
stärker. „Ob S' mich 'nauslassen!" — „Nein, mein Zimmer
ist kein Durchgang!" — „Herrgott Sacramcnt, lassen S' mich
'naus, ich frag' Sie zum letzten Mal: lassen S' mich 'naus
oder nicht?!" — „Nein, von mir aus können S' pumpern so
lang S' wollen!" — „Ich frag' Sie noch einmal, ob S'
mich 'nauslassen wollen — ich schlag' Ihnen sonst die ganz'
Tapetenthür durch!" — „Nachher können Sie s' zahlen!" —
„Herrgott, Kreuz Donnerwetter, lassen S' mich 'naus oder. ..!"
— „Steigen S' zum Fenster 'naus!" — „Sie arroganter,
unverschämter Mensch Sie!" — „Wenn S' das noch einmal
sagen, nachher verklag' ich Sie, da werden S' erst recht eiuge-
j sperrt." — „So nehmen S' doch raison an und machen S'
auf, ich bitt' Sie!" Ucbcr dem Lärm kommt die Hausfrau
herein und ihrer demostheuischen Beredsamkeit gelingt es, die
erhitzten Gemüther zu beruhigen und einen friedlichen Ausgleich
zu Staude zu bringen. Die Commode wird wcggeschoben, die
Tapetenthür geöffnet, das Individuum herausgelassen; aber weil
der Herr Schulze sein Zimmer nicht als Corridor gebrauchen
lassen tvill, packt er seine sieben Sachen gleich wieder ein, zieht
aus, beginnt seine Wanderung und die Geschichte geht wieder
von Vorne an, — stehe Seite 141: Herr Schulze sucht ein
meublirtes Zimmer u. s. w.
Finanzpolitik.
Wenn man 50 Ministerialräthen 4 500 fl. Zulage gibt,
so macht dieß jährlich ein Mehr von 25,000 fl. Ausgabe; —
wenn man aber 600 Assessoren ä 100 fl- Zulage geben wollte,
so ergäbe sich ein Mehraufwand von 60,000 fl., folglich muß
man da sparen, wo es am ausgiebigsten ist.
Hier sind meublirte Zimmer zu vermietheu.
„ Aber wo ist denn der Ort der Nothwendigkeit?" —
»Unten im Hose", erwidert die freundliche Ceres, „und hier
hängt der Schlüssel — den Morgenlafsee gebe ich auch .." —
„Brrrr." — „Die Kleider- und Schuhreinigung besorge ich
für 1 Thlr. per Monat. Der Abtritt wird nicht besonders
verrechnet." — „Gut, ich miethe für 1 Monat um 8 Thlr.
i — abgemacht!"
Endlich ist Herr Schulze also am Ziel angelangt, und
hat einen Platz gefunden, wo er wenigstens sein müdes Haupt
hinlegen kann. Er öffnet Koffer und Reisetasche und beginnt
sich häuslich einzurichten. Nachdem er ungefähr eine Stunde
hiemit beschäftigt, geht plötzlich die Thüre auf, ein Herr tritt
nn, grüßt stumm und verschwindet durch eine Tapetenthür, die
Schulze bisher gar nicht bemerkt hatte. Die furchtbare Wahr-
heit wird ihm plötzlich klar: Sein Zimmer bildet den Durch-
Lang zu der Wohnung dieses Individuums.
„Das lasse ich mir nicht gefallen, das ist eine Unver-
schämtheit!" Er schließt die Stubenthür ab, rückt die schwere
I Commode vor die Tapetenthür und fährt dann in seiner häus-
lichen Einrichtung wieder fort. Da — auf einmal klopft's -
wo? — an der Tapetcnthür. Er beachtet's nicht. Es klopft
stärker. „Was gibt's?" — „Aufmachen solle» €>’!" —
»Nein, da wird nix aufg'macht!" — Das Gepolter wird immer
stärker. „Ob S' mich 'nauslassen!" — „Nein, mein Zimmer
ist kein Durchgang!" — „Herrgott Sacramcnt, lassen S' mich
'naus, ich frag' Sie zum letzten Mal: lassen S' mich 'naus
oder nicht?!" — „Nein, von mir aus können S' pumpern so
lang S' wollen!" — „Ich frag' Sie noch einmal, ob S'
mich 'nauslassen wollen — ich schlag' Ihnen sonst die ganz'
Tapetenthür durch!" — „Nachher können Sie s' zahlen!" —
„Herrgott, Kreuz Donnerwetter, lassen S' mich 'naus oder. ..!"
— „Steigen S' zum Fenster 'naus!" — „Sie arroganter,
unverschämter Mensch Sie!" — „Wenn S' das noch einmal
sagen, nachher verklag' ich Sie, da werden S' erst recht eiuge-
j sperrt." — „So nehmen S' doch raison an und machen S'
auf, ich bitt' Sie!" Ucbcr dem Lärm kommt die Hausfrau
herein und ihrer demostheuischen Beredsamkeit gelingt es, die
erhitzten Gemüther zu beruhigen und einen friedlichen Ausgleich
zu Staude zu bringen. Die Commode wird wcggeschoben, die
Tapetenthür geöffnet, das Individuum herausgelassen; aber weil
der Herr Schulze sein Zimmer nicht als Corridor gebrauchen
lassen tvill, packt er seine sieben Sachen gleich wieder ein, zieht
aus, beginnt seine Wanderung und die Geschichte geht wieder
von Vorne an, — stehe Seite 141: Herr Schulze sucht ein
meublirtes Zimmer u. s. w.
Finanzpolitik.
Wenn man 50 Ministerialräthen 4 500 fl. Zulage gibt,
so macht dieß jährlich ein Mehr von 25,000 fl. Ausgabe; —
wenn man aber 600 Assessoren ä 100 fl- Zulage geben wollte,
so ergäbe sich ein Mehraufwand von 60,000 fl., folglich muß
man da sparen, wo es am ausgiebigsten ist.
Hier sind meublirte Zimmer zu vermietheu.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Hier sind meublirte Zimmer zu vermiethen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 57.1872, Nr. 1424, S. 143
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Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg