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178 Der Besuch

säch als moralisch geohrfeigt! Sähen Sä säch sör dreifach
relegärt an!"

„Herr Direktor, ich komme, um Sie zu retten! Belei-
digen Sie mich nicht!"

„Zo rätten? Welche Onverschümtheit! Aufmachen sollen
Sä, oder..."

„Wollen Sie mich ruhig anhören, Herr Direktor? Ich
versichere Sie, Alles wird sich ausgleichen."

Samuel überlegte.

„Goot", sagte er endlich. „Ich wäll müch herablassen...
Rüden Sä. . ."

„Sehen Sie, ich wollte Ihnen nur zeigen, das; meine
Kunst doch nicht so ganz ohne praktische Bedeutung ist. . .
Verzeihen Sie, wenn ich dabei scheinbar die vorzügliche Hoch-
achtung und Verehrung verletzen mußte, die ich Ihnen aus
vollstem Herzen zu zollen mir freudig bewußt bin."

„Sä sänd ein Schelm, Rompf!"

„Herr Direktor. . . Wie wär's, wenn Sie mir die Carcer-
strafe erließen, die Drohung betreffs der Relegation zurück-
nühmen und mir erlaubten, über alles Vorgefallne das strengste
Stillschweigen zu beobachten. . .?"

„Das gäht nächt! . . . Ähre Strafe müssen Sä ab-
sitzen..."

„So? Na, dann leben Sie wohl, Herr Direktor. Klin-
j geln Sie nicht zu viel!"

„Rompf! Hären Sä doch! Äch wäll Ahnen was sagen...
Rompf!"

„Bitte . . .!"

„Sä sänd in välen Bezähungen ein ongewöhnlicher Münsch,
Rompf . .. ond da wäll äch einmal eine Ausnahme machen...
Öffnen Sä nor!"

„Erlassen Sie mir die Carcerstrafe?"

„Aa."

„Werden Sie mich relegiren?"

„Nein, än Teufels Namen."

„Geben Sie mir Ihr väterliches Wort, Herr Direktor!

im Carcer.

„Rompf, was onterstähn Sä säch..."

„Ihr väterliches Wort, Herr Direktor!"

„Goot! Sä haben's!"

„Jupiter Ultor ist Zeuge."

„Was?"

„Ich rufe die Götter zu Zeugen an."

„Machen Sä auf!"

,, Gleich, Herr Direktor. Sie tragen mir's aber auch
ganz gewiß nicht nach?"

„Nein, nein, nein! Würden Sä müch non bald heraus-
lassen?"

„Sie ertheilen mir volle Absolution?"

„Ja, onter der Bedüngung, daß Sä Nämanden erzählen,
wä schwär Sä säch vergangen haben. Ich habe Ahnen ja
gesagt, äch halte Sä sör einen ongewöhnlichen Mänschen,
Rompf..."

„Ich danke Ihnen für die gute Meinung. Mein Ehren-
wort: so lange Sie Direktor des städtischen Gymnasiums und
Ordinarius der Prima sein werden, soll keine verrätherische
Silbe über meine Lippen gleiten!"

Und damit drehte er den Schlüssel um und öffnete. . .

Wie der Uhland'sche König aus dem Thurme, so stieg
Samuel Heinzerling an die freie Himmelsluft. Tief holte er
Athem. Dann strich er sich mit der Rechten über die Stirne,
als ob er sich besinne. . .

„Rompf", sagte er, „ich verstehe Spaß. . . Aber . . .
nächt wahr, Sä thun mär den Gefallen, müch nächt wüder
mimisch zu copiren? Sä, ... Sä machen dä Geschächte zo
ähnlich!"

„Ihr Wunsch ist mir Befehl!"

„Goot!! Ond non machen Sä, daß Sä hinonter kom-
men. Es äst noch nächt drei Bärtel. Sä können noch am
Onterrächt Theil nehmen!"

„Aber würde man nicht stutzen, Herr Direktor? Jeder-
mann weiß, daß Sie mir drei Tage Carcer dictirt haben..!"

„Goot! Äch gähe mät Ahnen."

So eilten sie selbander die Treppe hinab.

„Ouaddler!" rief der Direktor in's Erdgeschoß.

Der Pedell erschien an der untersten Windung und fragte
dienstbeflissen, was der Gebieter zu verlangen geruhe.

„Äch habe dem Rompf aus verschädnen Gründen die
drei Tage geschänkt", sagte Samuel.

„Ah . . .! Drum sind der Herr Direktor noch einmal
zurückgekommen. . . Hm. . . Ja, aber was ich sagen wollte,
der Herr Rumpf war gar nicht ruhig in seiner Zelle. Nichts
für ungut, Herr Direktor, aber er hat geschimpft, wie ein
Rohrspatz..."

„Lassen Sä 's goot sein, Ouaddler. Äch wäll däßmal
aus ganz besondren Motäven Gnade sör Recht ergehen lassen.
Sä können den Carcerschlössel abzähen!"

Ouaddler schüttelte befremdet das Haupt.

„So!" sagte Samuel. „Ond non kommen Sä mät nach
der Präma, Rompf!"
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