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Die Historia
D'rum über alle Nasen
Zerbrach man jetzt den Stab;
Und wie die reifen Birnen
So fielen sie nun ab.
Ach! ach! da steht der König
Von Rechtens wieder auf,
Und stürzt den Usurpator
Vom Thron', und steigt hinauf.
Das war nun für die Schranzen
Ein wahrer Todesstoß!
Sie saßen bei einander
Gar nasenhoffnungslos!
Denn wer zum König hintritt,
Und keine Nase hat.
Der ist von ihm betreten
Beim grellsten Hochverrats.
Was war da anzufangen?
Die Nase wuchs nicht mehr!
„O, gebt mir eine Nase,
Und war' sie centnerschwer!!!"
Der Eine nur weiß Rath sich.
Was thut der schlaue Mann?
Er setzt sich eine Nase
Von weichem Wachse an.
Der König schmunzelt gnädig
In seinen alten Bart,
Daß alle seine Großen
Die Treue ihm bewahrt.
So war vor langen Zeiten
In jenem Land gescheh'u.
Und so entstand das Sprichwort:
„Wem eine Nase dreh'»."
Nun aber kömmt das Aergste
In dieser Elegie:
Der kluge Höfling beugte
Vor'm König just sein Knie. —
Der König, der ihn liebte.
Den stets bereiten Man»,
Er saßet ihn zum Scherze
An seiner Nase an!
Doch ach! — wer malt sein Zürnen,
Und wer des Günstlings Schnnd? —
Die unglücksel'ge Rase
Bleibt in des Königs Hand!
von den Nasen.
Gleich wirft er in den Kerker
Den ungetreuen Wicht.
Er läßt den Hof versammeln,
Und sitzet zu Gericht.
Nimmt Jeden bei der Nase,
Und wessen Nase wich,
Den schickte er zum Teufel,
Und schimpfte fürchterlich.
So endet die Geschichte
Aus jener gold'nen Zeit.
„Er nimmt ihn bei der Nase",
So sagt die Welt noch heut.
Der Rex nimmt jetzt die Nasen,
Und hüllt sie in ein Blatt,
Worauf er seine Ungnad
Gar dick geschrieben hat.
Und 'schickt sie jedem Höfling
Hinab in's Kerkcrloch. —
„Er kriegte eine Nase",
So sagt man heute noch.
___ F. >i. Scherl'.
Vorsichtig.
Landrichter: „Mit welcher Kraft haben Sie heute den
Leuten an's Herz gesprochen! Die Bewußten müssen es ge-
fühlt und beherzigt haben." — Pfarrer: „Bitte, bitte, ich
sprach nur, was der Text mit sich brachte. Ganz im Allge-
meinen, ohne Beziehung! Ich meinte Niemand und sprach
Niemand an's Herz, da könnte ich schön anstoßen!"
Die Historia
D'rum über alle Nasen
Zerbrach man jetzt den Stab;
Und wie die reifen Birnen
So fielen sie nun ab.
Ach! ach! da steht der König
Von Rechtens wieder auf,
Und stürzt den Usurpator
Vom Thron', und steigt hinauf.
Das war nun für die Schranzen
Ein wahrer Todesstoß!
Sie saßen bei einander
Gar nasenhoffnungslos!
Denn wer zum König hintritt,
Und keine Nase hat.
Der ist von ihm betreten
Beim grellsten Hochverrats.
Was war da anzufangen?
Die Nase wuchs nicht mehr!
„O, gebt mir eine Nase,
Und war' sie centnerschwer!!!"
Der Eine nur weiß Rath sich.
Was thut der schlaue Mann?
Er setzt sich eine Nase
Von weichem Wachse an.
Der König schmunzelt gnädig
In seinen alten Bart,
Daß alle seine Großen
Die Treue ihm bewahrt.
So war vor langen Zeiten
In jenem Land gescheh'u.
Und so entstand das Sprichwort:
„Wem eine Nase dreh'»."
Nun aber kömmt das Aergste
In dieser Elegie:
Der kluge Höfling beugte
Vor'm König just sein Knie. —
Der König, der ihn liebte.
Den stets bereiten Man»,
Er saßet ihn zum Scherze
An seiner Nase an!
Doch ach! — wer malt sein Zürnen,
Und wer des Günstlings Schnnd? —
Die unglücksel'ge Rase
Bleibt in des Königs Hand!
von den Nasen.
Gleich wirft er in den Kerker
Den ungetreuen Wicht.
Er läßt den Hof versammeln,
Und sitzet zu Gericht.
Nimmt Jeden bei der Nase,
Und wessen Nase wich,
Den schickte er zum Teufel,
Und schimpfte fürchterlich.
So endet die Geschichte
Aus jener gold'nen Zeit.
„Er nimmt ihn bei der Nase",
So sagt die Welt noch heut.
Der Rex nimmt jetzt die Nasen,
Und hüllt sie in ein Blatt,
Worauf er seine Ungnad
Gar dick geschrieben hat.
Und 'schickt sie jedem Höfling
Hinab in's Kerkcrloch. —
„Er kriegte eine Nase",
So sagt man heute noch.
___ F. >i. Scherl'.
Vorsichtig.
Landrichter: „Mit welcher Kraft haben Sie heute den
Leuten an's Herz gesprochen! Die Bewußten müssen es ge-
fühlt und beherzigt haben." — Pfarrer: „Bitte, bitte, ich
sprach nur, was der Text mit sich brachte. Ganz im Allge-
meinen, ohne Beziehung! Ich meinte Niemand und sprach
Niemand an's Herz, da könnte ich schön anstoßen!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vorsichtig"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 58.1873, Nr. 1441, S. 71
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg