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9, Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- _, _ _ ^ _ Erscheinen wöchentl. ein Mal. Subscriptions- V vvvvv MV

Handlungen, sowie von allen Postämtern und » iM,«WUW» preis für den Band von 26 Numm. 3 fl. 54 kr. ^ '

Zeitungsexpeditionen angenommen. od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2^ Sgr.

Die Rose von Empfingen.

(Schluß.)

Der Wolfsburger und seine Gesellen hatten in ihrem
Versteck die Zeit abgewartet, da die Hausbewohner zur Ruhe
gingen, und legten, nachdem sie wahrgenommen, daß Alles
zur Ruhe war, die Strickleiter an die Mauer, um über diese
in das Gärtlein zu klimmen.

Der Ritter hob, auf den obcrn Sprossen angelangt, späh-
end das Haupt über die Brüstung, um sich zu überzeugen, ob
auch seinem Vordringen nichts im Wege stünde. Da wurde
er des Jünglings im Schatten der Eiche gewahr, und lauschte
eine Weile mit Staunen seinem Beginnen. „Welch' liebegir-
renden Fant stellt uns der Satan da in den Weg," flüsterte
er dem inzwischen an seine Seite gelangten Kaspar zu. „Reich'
mir die Armbrust," wandte er sich mit höhnischem Grinsen zu
dem Knechte, „wollen dem flötenden Gimpel mit einer Pille
den Schnabel stopfen, die ihn für immer seines Herzwehs ent-
ledigt." Mit leisen Worten that Jener den unten harrenden
Knechten des Gebieters Befehl kund, die, geräuschlos die Waffe
vom Sattel lösend, sie dem auf der Leiter Stehenden hinauf-
reichten. Einen grimmigen Fluch zwischen den Zähnen mur-
melnd, legte der Ritter sein Schießzeug an die Wange, und nach
kurzem Zielen entschwirrte der scharfe Bolzen der jäh erklingenden
Sehne, bis er, von des argen Schützen sicherem Auge geleitet,
todbringend des arglosen Jünglings Brust erreichte. Ein lauter
Schrei unterbrach des Sängers Lied, der zuckend auf den von
seinem Blute übergossenen Moosteppich dahinsank. Die Harfe
entglitt der zitternden Hand des Sterbenden, da er mit brechen-
den Augen einen letzten Blick nach der Geliebten Kämmerlein
sendend, von jähem Tode ereilt wurde.

Elsbeth lauschte, im Nachtgewande an das Giebelfenster
gelehnt, den herrlichen Tönen, bis des Jünglings Todesschrei
mit unheilverkündendem Klange ihr Obr erreichte. Von schreck-

licher Ahnung gepeinigt, rief sie mit lautem Hülferufe die
Schläfer im ganzen Hause wach'. „Albrecht, — im Garten"
— waren die einzigen Worte, welche die schreckensbleiche Jung-
frau auf der herbeigeeilten Eltern und Hausgenossen bestürzte
Fragen yervorzubringen vermochte. An seiner Gesellen Spitze
eilte der Meister in das Gärtlein, wo er bei der Eiche auf
den Wolfsburger stieß, der just mit zweien seiner Knechte
aus dem Gesträuch hervorbrach. Da man des bösen Kunden
ansichtig ward, ahnte man, was ihn herbeigeführt; trotz der
verzweifeltsten Gegenwehr lagen die drei Bösewichter nach
kurzem Kampfe, von der Schmiede nervigen Fäusten be-
wältigt, am Boden, mit gräßlichen Verwünschungen und
Lästerworten ihr armes Opfer verfluchend. Ucber der rauhen
Schmiede braune Wangen rannen reichliche Zähren, da sie
den bleichen Genossen in seinem Blute fanden.

Da lag der junge Gesell, dcß freundlich gefällig Wesen
ihm Aller Herzen gewonnen, der ihnen so manche fröhliche
Stunde durch sein Spiel und seine sinnige Rede bereitet,
starr und leblos mit gebrochenen Augen, noch vor wenigen
Stunden in der Fülle der Jugend prangend, jetzt ein Opfer
des schändlichsten Bubenstücks. „Gott verleih' seiner Seele
den Frieden und schenk' ihm eine freundliche Urständ!"
sprach nach kurzem, stillen Gebet Meister Eckbert, und

drückte dem wackeren Hausgenossen, der für sein Töchter-
lein sein junges, blühendes Leben dahingab, sanft die
Augen zu.

In ernstem Trauerzuge führten sie die blutige Leiche nach
dem Hause, allwo die Frauen mit angsterfüllten Herzen ihrer
Rückkunft harrten.

Bleich und kaum ihrer Sinne mächtig, hing Elsbeth in
der bebenden Mutter Armen und sank mit herzerreißendem

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