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Eine lustige Gerichtsverhandlung.

Und was thust mit dein Geld, Narr,

Wenns d' allewei sparst.

Mit schallendem Jubel fiel der Chor der Mitangeschuldigten
ein und kaum, daß er fertig war, sang der Zweite:

Bal' d' gar a so geizi
Willst Alles derspar'n,

Waarst g'scheiter a lederna
Geldbeutel wor'n.

Wieder fiel der Chor ein und der Feldncrtoni fuhr mit
noch lauterer Stimme fort:

A lederna Geldbeutel
Geht do no auf —

Aus dir bringt der Teufel
Koan Heller nit raus.

„Ja", rief jetzt der Oederbauer triumphirend dazwischen,
„so haben s' g'sungen. So war's Herr Präsident! Aber
das war nur der Anfang."

Der Präsident wollte Einhalt thun, aber ehe er das Wort
aussprach, hatte ein Dritter der Beklagten sich erhoben und
schrie mit johlender Stimme:

Und wenns d' ihm nit z'schmutzi lvaarst
Und waars d' ihm nit z'fad,

Hütt' scho lang dir der Teufel
's Cravattel umdraaht.

Der Chor wollte eben wieder einfallen, daß die Fenster
zitterten, als der Präsident sich erhob und mit der Glocke hef-
tig läutend Ruhe gebot.

„Genug! genug — die Sache ist genügend aufgeklärt!"
sprach der ernste Richter, obwohl er kaum das Lachen zu unter-
drücken vermochte, „der Anwalt des Klägers hat das Wort!"

Der Advokat des Oederbauern räusperte sich heftig, aber
er konnte kaum sprechen, ohne in Helles Gelächter auszuplatzen
und erst nach wiederholtem Räuspern gelang es ihm, sich so-
weit zu fassen, um auf Grund des Geständnisses der Beklagten
deren Verurtheilung zu einer Geldstrafe zu beantragen.

Diese erfolgte auch, aber froher und heiterer war noch
keine Sitzung in den heiligen Hallen der Themis verlaufen, als
diese, denn die Beklagten hatten ja nochmal ihren Jux gehabt
und der Kläger war nicht minder vergnügt, denn er hatte ja
gewonnen.

„Nicht wahr, Herr Doktor", sagte er zu seinem Anwalt,

! als sic den Gerichtssaal verließen —, „ich hatte doch Recht!
Jetzt haben Sie's selbst g'hört!" Die Richter lachten noch
manchen Tag beim Frühschoppen über diese lustige Verhandlnug,
i der Oederbauer aber wird von nun an wohl öfter sich beim
unteren Wirthc sehen lassen, denn nichts erfüllt mit gerechterem
j Stolze, als ein gewonnener Jnjurienproceß. ^ «iris_
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Eine lustige Gerichtsverhandlung"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Kläger
Angeklagter
Gericht <Motiv>
Tanz <Motiv>
Richter <Motiv>
Gerichtsverhandlung <Motiv>
Karikatur
Singen <Motiv>
Schnaderhüpferl
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
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Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 58.1873, Nr. 1455, S. 183
 
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