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27

Von Achten

fröhlichen Kindergewimmel, dos sic nmgibt, das Elend ihres
verfehlten Lebens doppelt fühlt.

Vor allen leidenden Menschenkindern die Thränen des
Mitleids Dir, unglückliches Mädchen, mit dem Herzen voll
Liebe, dessen Sehnsucht ungestillt geblieben, weil Du nicht den
Mnth hattest, dem Drange der Seele zu folgen. Wenn auch der
Stolz es Dich nicht sagen läßt, wenn Deine Züge auch kalt und ernst
und schroff — schlag' Deine Augen nicht ans, sie verrathen
Dich, verrathen den unsäglichen Schmerz, mit dem Du Dein
elendes Leben fortschlcppst bis an das Grab. —

Eine Woche mochte vergangen sein, als ich folgenden Brief
erhielt:

Hochgeehrter Herr Doctor!

Haben Sie die Novelle schon geschrieben? Sie hat einen
Schluß gefunden, ich und Netti sind Verlobte. Wie glücklich
sind wir! Wie schön ist sie — was war Amalie dagegen!
Und was für ein Herz hat sie! Alles ist jetzt Freude und
Frohsinn bei mir geworden, sic nennen mich überall den
lustigen Lemaitre. Meine Gedichte hat sic auch gelesen — wie
die ihr gefallen haben! Freilich hat sie nicht so schöne Worte
gesagt wie Amalie — aber um den Hals ist sie mir gefallen,
Herr Doctor, und hat mich abgeküßt wie einen Pudel und ist
mit mir durch's Zimmer getanzt, daß es mir wild vor den
Augen wurde und hat gesungen und gelacht und — Herr
Doctor, das ist ein Leben! Die Wand zwischen meinem

der Siebente,
verdanken wir alles. Wann kommen Sie? Essen Sie gern
Acpfelstrudel? Netti kocht wunderbar, sie ist ein Mädchen,
wie man sich's nicht prächtiger wünschen kann. Am meisten
frcut's mich nur, daß sic auch Gefühl hat, wenn sie auch nicht
redet davon. Was mich betrifft, zieh' ich übrigens ihre Küsse
jetzt allem Gefühle der Welt vor. Das schmeckt! Herr
Doctor, sie muß Sic küssen und dann beschreiben Sic's genau
in Ihrer Novelle, wie die Jeanette Lemaitre küßt. — Wann
kommen Sie, Herr Doctor? Sie werden doch Ihren Bart
nicht wieder wachsen lassen? Am Mittwoch ist Hochzeit. Ich
bin ein ganz anderer Mensch geworden. Kommen Sic recht
bald, indessen ich verbleibe mit der ausgezeichnetsten Hochachtung

'Ihr unterthänigstcr Diener
Honorü Lemaitre, Coiffeur.

Alte Bekannte.

Untersuchungsrichter (zu einem Jnquisiten, der bereits
öfter abgestraft worden): „Ich glaube, wir haben in diesem Hause
mit einander schon zu thun gehabt?" — Angeklagter:
„Ja — ich weiß nicht — aber Herr Richter kommen mir
auch so bekannt vor!" _

Maßstaü der Devotion.

Besuchst dit einen Vorgesetzten,

Poch' an die Thüre dli am letzten,

Der Schwelle nächsten Brette an,

Dann wird dir freundlich aufgethan.
Ein feines Ohr erkennt am Ton
Sofort ■— wie tief die Devotion.

Zimmer und ihrer Wohnung wird heute durchbrochen; — meine
Brüder haben sie durchaus nicht genirt, im Gegcnthcil, sie hat
sie so lieb, daß ich beinahe eifersüchtig geworden bin. Ich
habe immer geglaubt, der Siebente kann kein Glück haben,
nun ist cs doch anders geworden und Ihnen, Herr Doctor,

4*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Von Achten der Siebente" "Maßstab der Devotion"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Signatur

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Watter, Joseph
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Schutt
Liebespaar <Motiv>
Untergebener
Kuss <Motiv>
Ehrfurcht <Motiv>
Klopfen
Tür <Motiv>
Glück <Motiv>
Arbeitsgerät
Hacke
Schaufel <Arbeitsgerät>
Karikatur
Demut <Motiv>
Wand <Motiv>
Loch <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Verneigung <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 69.1878, Nr. 1722, S. 27
 
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