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.V'" 200».

Bhyr. (Nachdruck verbot™.)

Altbabyloinjche Cullur-Novelle in 5 Stücken.

(Fortsetzung.)

III. StüL.

Ein Rendezvous im Parterre des Babylonische»

Am andern Nachmittage
stand Thväsa, des Ober-
priesters Gandaral Töchter-
lein, vor der riesigen Silber-
platte, ihren schönen Leib
zu bespiegeln, während die
Sklavin ihr die Gewänder
anlegtc. „Ihr seid schön,
wie Jstar," rief die Sklavin,
als sie um die schlanke
Taille den langen, bis zur
Halbwade reichenden, am
Saume bunt gestreiften Rock
gürtete. Dann legte sie das
Obergewand an und be-
festigte es über der rechten
Schulter und unter der linken
Achsel, so daß beide Arme
völlig, und oberhalb des-
linken Armes auch die Schul-
ter frei blieben. Während
die Sklavin dann den reichen
Troddelschmuck des Ober-
gewandes zurecht rückte, ord-
nete Thväsa ihr dunkles,
kurzes Haar unter einen flachen, niützenartigcn Kopfputz und ließ
die aufwärtsgebogene Hinterhauptzier befestigen. „Ist der Vater
schon opfern gegangen?" fragte sie die Sklavin. „Jawohl,

Herrin!" „So gehe jetzt und erhole Dich, bis er zurückkommt."
„Bis er zurückkommt", lächelte die Sklavin und dachte bei sich:
„Unterdeß wird er kommen, der hübsche Offizier von der kgl.
Leibwache. Aber I ch werde mich auch unterhalten, und der nette
Offiziersbursche des Massagetenosfiziers Bhyr wird meiner be-
reits harren. Er soll heute etwas Gutes aus der Küche erhalten.
Wir babylonischen Sklavinnen kennen unsere Verpflichtungen
gegen die Krieger, die uns schützen, sehr wohl."

Nicht lange währte es, so vernahm man im Gemache Thväsa's
ein eigenthümliches Geräusch. „Er kommt", flüsterte sie. Der
dritte große weiße Stein in der schwarzen Untcrmauer drehte
sich auf gchcimnißvolle Weise, und herein schlüpfte Dakid.

Nach der ersten merkwürdigen Begrüßung, wie sie unter
babylonischen Liebenden üblich war, nämlich die Arme um-
einander zu schlingen und Mund aus Mund zu drücken, und
das letztere sogar zu wiederholten Malen, sagte Thväsa, indem
sie ihren Dakid nicht etwa zum Sitzen einlud, sondern nach
Sitte babylonischer Liebender auf seinem Schooße Platz nahm:
„Du siehst heute so freudig aus. Ist Dir etwas recht Gutes
widerfahren?"

„Ja", sagte Dakid, „ich war heute beim Könige. Ich
werde ihm seinen Lieblingsivunsch erfüllen, und Kurus hat nur
dafür den Majorsrang außer der Tour, sowie eine Dienstwoh-
nung mit Harem versprochen." „Harem? Wirst Du's denn
gleich so eilig mit mehreren Frauen haben?" „Nein, der Harem
ist ganz allein für Dich! Aber Kurus hat mir vor allem auch
ein königliches Fürwort bei Deinem Vater zugesagt, und das
ist die Hauptsache."

Den Liebenden verginge» die Stunden, wie das in Babylon
nicht selten vorkam, wie Minuten, und sie konnten es kaum
glaube», als die Sklavin eintrat und meldete, die Opserzeit
sei gleich vorüber.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bhyr"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum
um 1884
Entstehungsdatum (normiert)
1879 - 1889
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Babylon
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 80.1884, Nr. 2009, S. 25

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