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Aus dem Leben eines Künstlers.

(Schluß.)

Kaum hatte er diese Arbeit beendet, so hörte er draußen ein lautes
Krachen, und gleich darauf ein Poltern gegen die eigene Thür. Nr. 2222
war durch die Entreethüre gebrochen. Nur eine dünne Wand trennte Emil
von der Wuth des Rasenden; und kein Ausweg! Da hörte er von draußen
den Ruf „Emil!" Er stürzte an das Fenster und lauschte. Nochmals tönte
es „Emil!" und jetzt entdeckte er gerade gegenüber sie. die Angebete, und
Neumann, den Freund, im Fenster liegen. Sie hatten von oben Alles mit
angesehen, die Verfolgung, die Verzweiflung. „Hilfe!" ries Emil; „er er-
mordet mich!" — „Es kommt Hilfe!" antwortete die Jungfrau; „paß' auf
und fange!"

Nur mühsam verstand Emil bei dem Lärm, den der stürmende
Schutzmann verursachte, die Worte. Eine Wäscheleine kam geflogen, einmal,
zweimal, ohne daß er sie erhaschen konnte. Endlich bei dem dritten Male
war er so glücklich. Er schlang sie eilig um das Fcnsterkrcuz, schwang sich
zum Fenster hinaus, und, Hand uni Hand vorwärts greifend, schwebte er
über die Straße den ausgestreckten Armen der Freunde entgegen. Schon
hatte er den halben Weg zurückgelegt, da verkündete ein furchtbarer Knall,
daß die Thüre erbrochen war. Eine dichte Staubwolke quoll aus dem Fenster,
und bald darauf zeigte sich das glühende Antlitz von Nr. 2222, dessen
Augen wie feurige Kohlen brannten. Schrecklich blitzte der Säbel im Abend-
licht. Wie er gar Neumann's und seiner Braut ansichtig wurde, stieß er
ein Wuthgebrüll aus, daß die Herzen der drei Freunde zitterten wie
ebenso viele Magnetnadeln. Dann schien es, als wollte Nr. 2222 Emil
auch auf diese», schwanken Pfade verfolgen; er besann sich aber eines
Besseren, oder besser gesagt Schlimmeren. Mit teuflischem Lachen zerhieb
er den dünnen Strick, an dem Emil sich hielt. Es war um ihn geschehen.
Gleichzeitig ertönten drei gellende Schreie und ein scheußliches Hohngelächtcr,
dann folgte ein lautes Klirren und ein dumpfer Schlag. Emil war verloren.
Reumann hielt, selbst halbtodt. die ohnmächtige Geliebte in zitternden
Armen.

Wie im Schwünge einer Schaukel war Emil mit der Schnelligkeit
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aus dem Leben eines Künstlers"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum
um 1884
Entstehungsdatum (normiert)
1879 - 1889
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 80.1884, Nr. 2015, S. 73
 
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