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V- 3007.

S!?. LXXX. Bö.

Altbabylostische Cultur-Novelle ii

Bhyr.

f> Stücken. Nach keilschristlichen Ilcbcrliefeningcn erzählt v
Im Casino der Unsterblichen.

Es war gegen Abend, zur Zeit, da die seine Welt Babylons
aus der Dämmerung ihrer ziemlich fensterlosen Kuppelhäuser,
welche sie vor der Mittags- und Nachmittagshitze nothdürftig
geschützt hatte, nach und nach hervorkam, um aus dem neuen

*) Nicht nur die Eayplcr, auch die B'abyl o»icr, Assyrcr,

Perser u. s. w. waren Cultiirvölker. Die Gerechtigkeit verlangt, dag

die Thaten auch dieser braven Kleinasiaten zu Erzählungen verarbeitet
werden. Der Versager hat nicht länger gezögert, diese cuitnrellc Ehren-
pflicht zu crfütlen. Hosscntlich wird das gütige Publicum weder
Genialität der Composition noch des Stils von dieser ersten
meiner babylonischen Cullurnovcllen fordern. Dagegen kann ich
versprechen, dag sich wahrhaft verblüffende Cnltur-Osfen-
barungen in dieser Schrift finde» werden.

Ncbukadnezar-Ouai am Euphrat zu promcnircn. Was Wunder,
wenn das Casino der Unsterblichen, welche, seit sich Kurus*)
in Babylon aufhielt, zum persönlichen Schutze ihres Königs
vollzählig im Wohnsitze des Bel**) in Garnison lagen, und
als Cavaliere nach dem Muster zu Susa ein Club-Local ein-
gerichtet hatten, wenn dies Casino jetzt leer war. Denn die
Herren persischen Officiere hatten Sinn für die babylonische»
Schönheiten und waren selbst elegante Erscheinungen, besonders
die jungen Lieutenants vom Corps der Unsterblichen. Wenn
so ein prächtiger Krieger im goldgestickten, mit Edelsteinen
besetzten Waffenrocke einherging, als Untcrlieutenant mit e i n-
sacher, als Oberlieutenant mit doppelter Goldkctte um den
Hals geschmückt, so schauten die schwarzäugigen Babylonierinncn
sehnsüchtig diesen Männern nach und vergaßen, daß sie ihnen,
als den Haupthelsern bei der Vernichtung der babylonischen
Selbständigkeit, eigentlich grollen sollten.

Also, wie gesagt, das Casino der Unsterblichen war leer.
Doch nein, nicht ganz. Eben rief den unter der Thür stehenden
Kellner ein einsamer Gast und verlangte die Abendtasel der
babylonischen „Allgemeinen Zeitung". „Bedaure", sagte der
Kellner, „sie ist vor dem Brennen consiscirt worden***), wegen
eines etivas unhöflichen Artikels gegen den König, weil er
Amytis, seine Tante, die Wittwe des ehemaligen Kronprinzen
Spitamas, als Gemahlin in seinen Harem genommen hat.
Aber die heutige Morgentafcl der „Allgemeinen Zeitung" ist da;

**) Ba—Bel (Babylon) — Wohnsitz deS Bet.

***) Die babyloiuichc» Zeitungen wurden, wie alle babylonischen
gewöhnlichen Schriftwerke, mit einem scharfen Instrument in Thon
cingcritzt; dies Eingeritzte wurde mit Farbe auSgcsüllt, und dann
das Ganze nach Art der Töpferwaaren gebrannt.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bhyr"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum
um 1884
Entstehungsdatum (normiert)
1879 - 1889
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Keilschrift
Babylon
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 80.1884, Nr. 2007, S. 9

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