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! 42 Bhy

i wahren Riesenarmee. Für die „Allg. Babylonische Zeitung"

! nahm der Jude Mardochai*) als Spezialberichterstatter vom
i Kriegsschauplätze im Anschlüsse an den großen Generalstab Theil.

Endlich lagerten die Heere einander gegenüber. Die Vor- i
Posten standen nur auf Gesichtsweite von einander entfenit.
Im Zeltlager der Mastageten-Borhut ging es sehr lustig zu,
und die persischen Vorposten ärgerten sich doppelt, weil wegen
schlechter Verproviantirung die Truppen des Kurus oft genug
. sich mit einer aus Gersten- und Bohnenmehl hergestellten Wurst
begnügen mußten. So beschlossen die persischen Truppen, das :
masjagetische Vorpostenlager anzugreisen. Allein sie fanden das- z
! selbe verlassen, wohl aber Vorräthe genug, besonders an trink-
; baren Flüssigkeiten, was bei der schlechten Wasserversorgung der
Perser doppelt willkommen war. Man aß und trank sich satt
! und zog sich vor Morgengrauen zurück. Dieß wiederholte sich
j noch zweimal, und au dem Vorstoße der Vorposten bcthciligten
! sich immer mehr Freiwillige. Auch dem Könige war die Sache
| zu Ohren gekommen. Er beschloß an der nächsten Recognos-
j cirung persönlich theilzunehmen und befahl seinem Generalstabs-
Chef, zu welchem untcrdeß Dakid avancirt >var, sich gleichfalls
bereit zu halten. Der Zug in's feindliche Vorpostenlager be-
gann. Leider aber war gerade diese Nacht von den Mässägeten
zur Ausführung eines heimlichen Ueberfallcs der die Lagervor-
räthe sorglos vertilgenden Feinde abgesehen.

Die Perser kamen in's Lager. Die Zelte bargen wieder !
genug Vorräthe, alle Massageten waren geflohen — wie es \
listiger Weise geplant war — und man konnte wie gewöhnlich !
ungestört essen. Im Osfizierszelte befanden sich mehrere Fässer
mit trinkbarer, herrlich erfrischender Flüsiigkeit, welche der König
sogleich als die Bhyr-Flüjsigkeit erkannte. Er beschloß, die-
selbe für sich in Beschlag zu nehmen, und nur für die ihn ;
begleitenden Offiziere ward eine kurze Erfrischung zugestanden.
Allein, als man im besten Trinken war, erscholl Kriegsgeschrei.
Die für feige gehaltenen Massageten kamen, und im Kampfe
wurden sie bald Herr der Perser. Grausam genug war gerade
für diese Nacht von der Königin Tomyris der Befehl ertheilt >
worden, keinen Pardon zu geben. Auch im Zelte, wo der
König mit seinen Offizieren gezecht hatte, war es bereits schreck- i
lich hergegangen, als plötzlich die Königin in Begleitung eines !
blonden Offiziers eintrat. Die Königin, welche auch am Kampsc :
theilnahm, hieb mit eigener Hand einem der vornehmsten Perser-
krieger den Kopf ab, der in ein mit dem beliebten Tranke
gefülltes, großes Gefäß rollte, diese Flüssigkeit mit dunklem !
Blute trübend. Da ries Bhyr plötzlich : „Halt' ein, o Königin!
Du hast Kurus mit eigener Hand erschlagen. Laß den Kampf *
einstellen, ich bitte Dich, schon um meines Freundes Dakid !
willen, den ich soeben hier erkannt habe, und der mich um
Einstellung des Kampfes fleht!"

Es war ein traurig-freudiges Erkennen. Mit Entsetzen
sah Dakid das Haupt seines Königs aus dem Bhyre ziehen,
wie Kurus noch im letzten Momente die endlich wiedergefundcne,
Leib und Seele kräftigende Flüssigkeit zu Ehren seines Bereiters !

*) Ob derselbe nut dem Minister gleichen Namens, dem Vor- ?
munde Esthers, identisch ist, muß wohl bezweifelt werden.

genannt hatte. Da trat der Spezialberichterstatter der „Baby- !
Ionischen Allgemeinen" in's Zelt und sagte: „Ich bitte, was
soll ich angesichts unserer Niederlage heimberichten, zumal über
den Tod des Kurus, von dem ich soeben allerlei gehört habe?"

Da trat. Tomyris auf den Berichterstatter zu und sagte:
„Schreiben Sie, ivas Ihnen die Königin Tomyris diktirt:
„Im ruhmvollen Gefechte bei einem Vorstoße der gesammten !
Vorhut fiel der König an der Spitze seiner Truppen. Als der j
erbitterten Königin Tomyris das Haupt des Königs überbracht
wurde, tauchte sie es in ein Gefäß mit Blut und ries: „Da
trinke Dich satt. Blutdürstiger!"

Bhyr wagte die bescheidene Einwendung, daß diese Nach- j
richt ja nicht der Wirklichkeit entspreche.

„Willst Du denn niemals klug werden, lieber General-
Adjutant ! Dieses offizielle Bulletin wird wirken, ja noch mehr,
es wird geglaubt werden und noch in späten Tagen in jeder
Weltgeschichte der Schulbuben zu lesen sein."

„Und die wahre Thatsache?" bemerkte Bhyr fragend.

„Die nehmen wir mit in's Grab", antwortete die Königin
erhaben.

Allein sie hatte gut reden. Dakid notirte die ivahre That-
sache in sein thönerncs Kriegstagebuch. Dies kam später in
die Bibliothek zu Erech, und bei der letzten großen Suche fand
cs sich unter den 10 000 Blättchen, die Layard entdeckte. Bei'm
Transporte nach England kam das Kriegstagebuch Dakids ab-
handen. Durch einen günstigen Zufall, über den ich nähere
Details verschweigen muß, gelangte es in die Hand des Vcrfasiers.

Derselbe hat die wunderbaren Resultate der Vorgefundenen
Auszeichnungen zu veröffentlichen nicht gezaudert. Er glaubt,
dadurch zugleich den Nutzen und die Nothwendigkeit der „Baby-
Ionischen Kulturnovellen" und die Zweckmäßigkeit ihrer Ver-
öffentlichung in den „Fliegenden Blättern" dargethan zu haben,
und empfiehlt sich hiermit dem geneigten Lcsepublikuni, zu dessen
Orienlirmig er hinzufügt, daß später die Familie der Bojovaren,
aus deren Stamme Bhyr war, sich zu einem germanischen j
Volksstamme erweiterte, der seine Wohnsitze an der oberen Donau !
nahm, und daß diese Bojovaren nach Bhyr auch Bhyrcn oder
Bairen, später Baiern genannt wurden, und daß ihr National- j
Getränk zu Ehren Bhyrs, der die Hopfenwürze zuerst hinzu-
gegeben, noch heute als Bier, speziell als Bairisches Bier
bekannt und überall hoch beliebt ist.

Möge cs allen Lesern besser bekommen, als einst dem armen :

Schlechte Weihnachten.

1. Commis (seinem Freunde am Wcihnachtstage begegnend):
„Run, sag' 'mal, wie ist denn Dein Christkindl ausgcsallcn?" — !

2. CommiS: „Dicßmal, mein lieber Freund, ganz."

Ent abgeführt.

In einem Concerisalon trägt eine Sängerin einige Lieder vor. !
Nach der ersten Piöce steht ein vorlauter Jüngling ans und ruft:
„Ich finde aber, daß die Dame sehr schlecht singt!" — Daraus !
hört nian ans dem Hintergrund die Antwort: „lind ich bitte den j
redlichen Finder, daS Gefundene für sich zu behalten!"
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