Aufopfernd.
35
Grillen und Pillen.
„Der Gescheitere gibt nach", pflegt man gewöhn-
lich zum Dümmeren zweier sich Streitenden zn sagen.
__ E. M.
Der Ehestand heißt wohl deßhalb der „heilige",
weil er so viele Märtyrer zählt. $x.
Schnupfende Gelehrte sind Gassenbuben der Wissenschaft.
*
* *
Ein Redner spricht leichter für Viele, als für Wenige.
*
* *
Es ist schwerer, eine Thräne zu stillen, als
tausend zu vergießen. «5. W.
Kasernhofblüthc.
Feldwebel: „Stehen Sie doch nicht da wie ein
Statist im Theater — Sie haben ohnehin von der
Statistik keinen Dunst!"
Vater (der, in einer Anwandlung von Humanität, seine Kinder mit in's
Wirthshaus genommen): „Das ist doch schrecklich, wie viel man Wärst'
essen muß, bis die Kinder amal von de Haut' satt wer'n!"
Durch die Blume.
Sonderbare Neugierde.
Herr (zu einer Dame, in die er sich während der Reise verliebt hat, auf
dem Weg vom Bahnhof zur Stadt): „ . . . Mein Fräulein, so möchte ich mit
Ihnen durchs Leben wandeln!" - Sie: „Ich nicht — ich möcht'
mein Gepäck nicht iinmer selber trag'n!"
Weinreisender (in einem Restaurant, dessen
Besitzer Kunde von ihm ist): „Jetzt muß ich doch auch
einmal von unserem Wein trinken, damit ich seh', ob
er wirklich so gut ist, wie ich immer sag'!"
Trinkerweisheit.
Thu' deinen Mund nicht unnütz auf, —
Red' 'was Gescheidtes oder sauf!
Ein Ausweg.
Dumpf und abgemessen verkündeten die Glocken-
schläge der Thurmuhr die Tageszeit. Auf der schwach
belebten Straße keuchte ein wohlbeleibter Herr mit
einer schweren Reisetasche im eiligen Trabe. „Herrjott
von Strambach!" entfuhr es ihm jetzt fluchend, indem
er tief ausathmend stehen blieb und den verhallenden
Glockenschlägen horchte, „wenn mer nor heut' uich'
wieder der Zug vor die Nas' abdampft — nor noch
zwanzig Minuten!" Seufzend fuhr er sich mit einen:
riesigen, rothgeblümten Taschentuche über das schweiß-
triefende Antlitz ui:d setzte seinen unterbrochenen Trab
fort.. . Krach! Krach! erklang es jetzt. Was war's?
Der arme, mit dem Geschicke kämpfende Wanderer
übersah in seiner Hast, daß die Straße eben eine
Biegung machte und gerade an dieser Biegung eine
Kunsthandlung sich befand, welche durch zwei Auslage-
fenster der staunenden Welt das Neueste vor Augen
führte. Er jedoch beachtete diese Herrlichkeiten nicht,
und mit leichtem Schwünge flog die schwere Reise-
tasche in eines dieser Auslagefenster. Erschrocken fuhr
er zurück, doch gleich daraus besann er sich und, indem
ein bitteres Lächeln über seine Züge flog, brummte er:
„Js bat Unjlück 'mal jescheh'n,
Broochste uich' dabei zu steh'n!"
Diesen Worten gemäß hatte er die Absicht weiter
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Grillen und Pillen.
„Der Gescheitere gibt nach", pflegt man gewöhn-
lich zum Dümmeren zweier sich Streitenden zn sagen.
__ E. M.
Der Ehestand heißt wohl deßhalb der „heilige",
weil er so viele Märtyrer zählt. $x.
Schnupfende Gelehrte sind Gassenbuben der Wissenschaft.
*
* *
Ein Redner spricht leichter für Viele, als für Wenige.
*
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Es ist schwerer, eine Thräne zu stillen, als
tausend zu vergießen. «5. W.
Kasernhofblüthc.
Feldwebel: „Stehen Sie doch nicht da wie ein
Statist im Theater — Sie haben ohnehin von der
Statistik keinen Dunst!"
Vater (der, in einer Anwandlung von Humanität, seine Kinder mit in's
Wirthshaus genommen): „Das ist doch schrecklich, wie viel man Wärst'
essen muß, bis die Kinder amal von de Haut' satt wer'n!"
Durch die Blume.
Sonderbare Neugierde.
Herr (zu einer Dame, in die er sich während der Reise verliebt hat, auf
dem Weg vom Bahnhof zur Stadt): „ . . . Mein Fräulein, so möchte ich mit
Ihnen durchs Leben wandeln!" - Sie: „Ich nicht — ich möcht'
mein Gepäck nicht iinmer selber trag'n!"
Weinreisender (in einem Restaurant, dessen
Besitzer Kunde von ihm ist): „Jetzt muß ich doch auch
einmal von unserem Wein trinken, damit ich seh', ob
er wirklich so gut ist, wie ich immer sag'!"
Trinkerweisheit.
Thu' deinen Mund nicht unnütz auf, —
Red' 'was Gescheidtes oder sauf!
Ein Ausweg.
Dumpf und abgemessen verkündeten die Glocken-
schläge der Thurmuhr die Tageszeit. Auf der schwach
belebten Straße keuchte ein wohlbeleibter Herr mit
einer schweren Reisetasche im eiligen Trabe. „Herrjott
von Strambach!" entfuhr es ihm jetzt fluchend, indem
er tief ausathmend stehen blieb und den verhallenden
Glockenschlägen horchte, „wenn mer nor heut' uich'
wieder der Zug vor die Nas' abdampft — nor noch
zwanzig Minuten!" Seufzend fuhr er sich mit einen:
riesigen, rothgeblümten Taschentuche über das schweiß-
triefende Antlitz ui:d setzte seinen unterbrochenen Trab
fort.. . Krach! Krach! erklang es jetzt. Was war's?
Der arme, mit dem Geschicke kämpfende Wanderer
übersah in seiner Hast, daß die Straße eben eine
Biegung machte und gerade an dieser Biegung eine
Kunsthandlung sich befand, welche durch zwei Auslage-
fenster der staunenden Welt das Neueste vor Augen
führte. Er jedoch beachtete diese Herrlichkeiten nicht,
und mit leichtem Schwünge flog die schwere Reise-
tasche in eines dieser Auslagefenster. Erschrocken fuhr
er zurück, doch gleich daraus besann er sich und, indem
ein bitteres Lächeln über seine Züge flog, brummte er:
„Js bat Unjlück 'mal jescheh'n,
Broochste uich' dabei zu steh'n!"
Diesen Worten gemäß hatte er die Absicht weiter
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aufopfernd" "Durch die Blume"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 92.1890, Nr. 2322, S. 35
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg