Auf der Heimkehr von der Red oute.
„Alte, mach' auf!" — „Alte, mach' auf!"
„Alte, laß Dich küssen! ... No, warum laufen S' denn
davon?.. Gelt, das machen S' mir doch nicht nach?!"
Bertelegraphirt.
Ein gemüthlicher Wiener, der Alles thun darf, was seine Gattin
haben will, erhält eines schönen Herbsttages von derselben die Er-
laubniß, einen Freund in Stockerau zu besuchen. Natürlich muß xr
feierlich versprechen, nicht zu tief in's Glas zu gucken und pünktlich
mit dem letzten Zuge heimzukommen. Aber was verspricht nicht
Alles ein guter Ehemann, wenn's ein Vergnügen gilt! Es war
ihm auch ernst mit seinem Versprechen, aber der Heurige, den ihm
Vertelegraphirl. 6?
sein Freund in der Freude des Wiedersehens auftischte, war stärker
als sein Vorsatz, und ehe man sich's versah, war es 8 Uhr Abends.
Um halb 9 Uhr geht der letzte Zug. Aus dem einen Freund waren
drei und aus drei Flaschen war ein Dutzend geworden, und jetzt soll
unser gemüthlicher Wiener sich losreißen von seinen Freunden,
gerade jetzt, wo es am Schönsten wird!
Leicht gelingt es dem Zureden der Zechbrüder, den etwas An-
geheiterten festzuhalten, und nach kurzer Berathung kamen die vier
Lustigen überein, der sehnsüchtig harrenden Gattin nach Wien zu
telegraphiren: „Habe den letzten Zug versäumt, komme morgen mit
dem ersten!" - Jetzt, wo Alles in schönster Ordnung ist — denn einen
Zug zu versäumen, das kann auch dem solidesten Ehemann passiren
- jetzt geht die rechte Hetz erst los und war es eine wahre Gaudi
bis spät nach Mitternacht.
Wie nun der gemüthliche Wiener am anderen Tage bei'm Morgen-
grauen mit dem ersten Zuge und einem riesigen Brummer heim-
kommt, empfängt ihn seine Gattin ziemlich kühl. „Sag' einmal,
Joseph, wann geht der letzte Zug, den Du versäumt hast, von
Stockerau ab?" — „„Der letzte Zug? Punkt halb 9 Uhr, lieb's
Weiberl"", stammelte der Gemüthliche — „„er is mir g'rad' vor der
Nas'n wegg'fahr'n!"" Aber nun bricht's los: „So! Punkt halb
9 Uhr! Und Punkt 8 Uhr telegraphirst Du mir, daß Du den Zug
versäumt hast — Du Generalschwindler!" — Umsonst versucht sich der
Gemüthliche damit hinauszureden, daß in Stockerau das Telegraphen-
bureau schon um 8 Uhr geschlossen werde — er hatte sich ver-
telegraphirt und sah ein, daß, wenn man seinen guten Freunden
folgt, nicht immer 'was Gescheidtes dabei herauskommt.
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„Alte, mach' auf!" — „Alte, mach' auf!"
„Alte, laß Dich küssen! ... No, warum laufen S' denn
davon?.. Gelt, das machen S' mir doch nicht nach?!"
Bertelegraphirt.
Ein gemüthlicher Wiener, der Alles thun darf, was seine Gattin
haben will, erhält eines schönen Herbsttages von derselben die Er-
laubniß, einen Freund in Stockerau zu besuchen. Natürlich muß xr
feierlich versprechen, nicht zu tief in's Glas zu gucken und pünktlich
mit dem letzten Zuge heimzukommen. Aber was verspricht nicht
Alles ein guter Ehemann, wenn's ein Vergnügen gilt! Es war
ihm auch ernst mit seinem Versprechen, aber der Heurige, den ihm
Vertelegraphirl. 6?
sein Freund in der Freude des Wiedersehens auftischte, war stärker
als sein Vorsatz, und ehe man sich's versah, war es 8 Uhr Abends.
Um halb 9 Uhr geht der letzte Zug. Aus dem einen Freund waren
drei und aus drei Flaschen war ein Dutzend geworden, und jetzt soll
unser gemüthlicher Wiener sich losreißen von seinen Freunden,
gerade jetzt, wo es am Schönsten wird!
Leicht gelingt es dem Zureden der Zechbrüder, den etwas An-
geheiterten festzuhalten, und nach kurzer Berathung kamen die vier
Lustigen überein, der sehnsüchtig harrenden Gattin nach Wien zu
telegraphiren: „Habe den letzten Zug versäumt, komme morgen mit
dem ersten!" - Jetzt, wo Alles in schönster Ordnung ist — denn einen
Zug zu versäumen, das kann auch dem solidesten Ehemann passiren
- jetzt geht die rechte Hetz erst los und war es eine wahre Gaudi
bis spät nach Mitternacht.
Wie nun der gemüthliche Wiener am anderen Tage bei'm Morgen-
grauen mit dem ersten Zuge und einem riesigen Brummer heim-
kommt, empfängt ihn seine Gattin ziemlich kühl. „Sag' einmal,
Joseph, wann geht der letzte Zug, den Du versäumt hast, von
Stockerau ab?" — „„Der letzte Zug? Punkt halb 9 Uhr, lieb's
Weiberl"", stammelte der Gemüthliche — „„er is mir g'rad' vor der
Nas'n wegg'fahr'n!"" Aber nun bricht's los: „So! Punkt halb
9 Uhr! Und Punkt 8 Uhr telegraphirst Du mir, daß Du den Zug
versäumt hast — Du Generalschwindler!" — Umsonst versucht sich der
Gemüthliche damit hinauszureden, daß in Stockerau das Telegraphen-
bureau schon um 8 Uhr geschlossen werde — er hatte sich ver-
telegraphirt und sah ein, daß, wenn man seinen guten Freunden
folgt, nicht immer 'was Gescheidtes dabei herauskommt.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auf der Heimkehr von der Redoute" "Vertelegraphirt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 92.1890, Nr. 2326, S. 67
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg