171
Mißtrauisch.
Commerzienräthin Seite
(deren Mann früher Zettel es ge-
heißen): „Lieber Moritz, hier schenk'
ich Dir zu Deinem Namenstag den
Hermes des Praxiteles!"
Jeite: „Fraa, willst De mer
uze?!"
' Auch riu College.
„Erlaube mir, mich vorzustellen,
Herr Lieutenant: Schauspieler Brüll
vom Hoftheater hier — Helden-
darsteller!"
„Ah, sehr angenehm, also gewisser-
maßen College von mir!"
Berliner: „. . . Sagen Sie 'mal. Sie waren wohl schon oft in
Berlin?"
Fremder „Nein — ich bin heute zum ersten Mal hier!"
Berliner (verwundert): „Wie kann man nur zum ersten Mal in
Berlin sein??!!"
In Gedanken.
„Das ist eine recht dumme Geschichte", sagte der
Professor, wie er es von jeher gewöhnt war, wenn ihm
etwas gegen den Willen ging. Gleichzeitig warf er das
parfümirte Briefchen in eine Ecke des Schreibtisches, über-
legte ein wenig, dann sagte er abermals: „Das ist eine
recht dumme Geschichte." - Jeder Andere'wäre geschmeichelt
gewesen, hätte die Hand der liebreizenden Fürstin einige
Zeilen an ihn gerichtet, der Professor dagegen war zornig.
Um acht Uhr sollte er einen Vortrag halten, den er
bereits vor Wochen angekündigt hatte — ein Bortrag, zu
welchem die Eintrittskarten sammt und sonders ausver-
kaust waren. Und nun erhielt er soeben die Einladung
der Fürstin, um sieben Uhr den Thee bei ihr einzu-
nehmen — eine Einladung, der er Folge leisten mußte,
wollte er nicht für unhöflich gelten.
„Das ist eine recht dumme Geschichte", sagte der
Professor noch dann, als er die weiße Halsbinde und den
schwarzen Frack anlegte und dann noch, als sein Wagen
bereits vor dem Schlosse anlangte. Die Fürstin war
heute besonders liebenswürdig und herablassend. Sie
dankte dem guten Professor für sein Erscheinen, erkundigte
sich um sein Befinden angelegentlichst und verrieth so viel
Interesse an den literarischen Arbeiten des Professors, daß
sie dieselben alsbald zum Gegenstände des Gesprächs-
stoffes machte. Die Zeit verging rasch, und kaum daß
das Gespräch erst in rechten Fluß kam, schlug die Uhr
die achte Stunde.
Der Professor wurde ungeduldig. Unruhig rückte er
auf seinem Stuhle hin und her, indeß die Fürstin, auf
ein anderes Thema übergehend, von ihren eigenen literari-
schen Erzeugnissen zu sprechen begann. „Da habe ich
gestern abermals eine Novelle beendigt", sagte die Fürstin,
indem sie ein bereit gehaltenes Manuskript dem erbleichen-
den Professor in die zitternden Hände legte. „Sie müssen
die kleine Arbeit sofort lesen und mir Ihr Urtheil sagen,
mein lieber Profeffor." — „Hm, hm", meinte dieser und
verneigte sich. Dann fuhr er fort: „Es wäre vielleicht
besser, wenn ich das Manuskript mit nach Hause nähme
und es mit jener Muße lese, welche die hochgeschätzte
Mißtrauisch.
Commerzienräthin Seite
(deren Mann früher Zettel es ge-
heißen): „Lieber Moritz, hier schenk'
ich Dir zu Deinem Namenstag den
Hermes des Praxiteles!"
Jeite: „Fraa, willst De mer
uze?!"
' Auch riu College.
„Erlaube mir, mich vorzustellen,
Herr Lieutenant: Schauspieler Brüll
vom Hoftheater hier — Helden-
darsteller!"
„Ah, sehr angenehm, also gewisser-
maßen College von mir!"
Berliner: „. . . Sagen Sie 'mal. Sie waren wohl schon oft in
Berlin?"
Fremder „Nein — ich bin heute zum ersten Mal hier!"
Berliner (verwundert): „Wie kann man nur zum ersten Mal in
Berlin sein??!!"
In Gedanken.
„Das ist eine recht dumme Geschichte", sagte der
Professor, wie er es von jeher gewöhnt war, wenn ihm
etwas gegen den Willen ging. Gleichzeitig warf er das
parfümirte Briefchen in eine Ecke des Schreibtisches, über-
legte ein wenig, dann sagte er abermals: „Das ist eine
recht dumme Geschichte." - Jeder Andere'wäre geschmeichelt
gewesen, hätte die Hand der liebreizenden Fürstin einige
Zeilen an ihn gerichtet, der Professor dagegen war zornig.
Um acht Uhr sollte er einen Vortrag halten, den er
bereits vor Wochen angekündigt hatte — ein Bortrag, zu
welchem die Eintrittskarten sammt und sonders ausver-
kaust waren. Und nun erhielt er soeben die Einladung
der Fürstin, um sieben Uhr den Thee bei ihr einzu-
nehmen — eine Einladung, der er Folge leisten mußte,
wollte er nicht für unhöflich gelten.
„Das ist eine recht dumme Geschichte", sagte der
Professor noch dann, als er die weiße Halsbinde und den
schwarzen Frack anlegte und dann noch, als sein Wagen
bereits vor dem Schlosse anlangte. Die Fürstin war
heute besonders liebenswürdig und herablassend. Sie
dankte dem guten Professor für sein Erscheinen, erkundigte
sich um sein Befinden angelegentlichst und verrieth so viel
Interesse an den literarischen Arbeiten des Professors, daß
sie dieselben alsbald zum Gegenstände des Gesprächs-
stoffes machte. Die Zeit verging rasch, und kaum daß
das Gespräch erst in rechten Fluß kam, schlug die Uhr
die achte Stunde.
Der Professor wurde ungeduldig. Unruhig rückte er
auf seinem Stuhle hin und her, indeß die Fürstin, auf
ein anderes Thema übergehend, von ihren eigenen literari-
schen Erzeugnissen zu sprechen begann. „Da habe ich
gestern abermals eine Novelle beendigt", sagte die Fürstin,
indem sie ein bereit gehaltenes Manuskript dem erbleichen-
den Professor in die zitternden Hände legte. „Sie müssen
die kleine Arbeit sofort lesen und mir Ihr Urtheil sagen,
mein lieber Profeffor." — „Hm, hm", meinte dieser und
verneigte sich. Dann fuhr er fort: „Es wäre vielleicht
besser, wenn ich das Manuskript mit nach Hause nähme
und es mit jener Muße lese, welche die hochgeschätzte
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Metamorphose, oder: Die gefoppten Droschkenkutscher" "Unbegreiflich!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 95.1891, Nr. 2415, S. 171
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg