Der Ideal-Realismus.
da steht 'n Stuhl! Setzeu Sie sich in 'n Sessel..
seh'n Sie, das is was! Setzen Sie sich auf's
Sopha! Seh'n Sie, das is Sensation! Wie
viel Vorschuß wollen Sie haben?"
Es begann nun ein eifriges Hin- und Her-
handeln, aber es verging nicht viel mehr als
eine Stunde, da hatten die beiden Herren sich
schon geeinigt. —
Am nächsten Tage stand an den Litfaß-
säulen und in den hervorragendsten Zeitungen
der Residenz eine Bekanntmachung, daß das
neueste Bild des Malers Jeremias Piesemeier
in den Ausstellungsräumen von Miesmacher
& Co. gegen ein Eintrittsgeld von 50 Pfennig
ä Person zu besichtigen sei. —
Die jetzt hier folgenden statistischen Mit-
theilnngen sind nach den Notizen des Herrn
Procuristen der Firma Miesmacher & Co.
wiedergegeben und ihre Zuverlässigkeit ist über
jeden Zweifel erhaben.
Also: Das Bild wurde in den ersten vier-
zehn Tagen besichtigt von 11671 Personen,
davon 6782 Herren und 5967'/s Damen (zwei
Kinder — 1 erwachsene Person).
Es wurden von den Besichtigern des Bildes
an Ausrufungen laut:
4542 Mal: Großartig!
1967 Mal: Pfui!
2229 Mal: Entzückend!
3171 Mal: Scheußlich!
In Weinkrämpfe verfielen: 11 Personen
(9 Damen, 3 Herren), in Lachkrämpfe: 9 Per-
sonen (7 Damen, 1 Herr).
Ohnmächtig wurden im Ausstellungslokale
14 Damen und 2 Herren; wie Viele außer-
halb des Ausstellungslokales erst ohnmächtig
wurden, läßt sich nicht konstatiren.
Es sind innerhalb vier Wochen in 167 ver-
schiedenen Zeitungen 84 begeisterte Artikel für
das Bild und seine Tendenz, und 83 Artikel
mit den heftigsten und wüthendsten Ausfällen
dagegen geschrieben worden.
In der fünften Woche nach seiner ersten
Ausstellung wurde das Bild für 72900 Dollars
nach Amerika verkauft.
Der Maler des Bildes, zu dessen treuen
Freunden auch ich gehöre, seitdem es ihm so
gut geht, hat mir selbst diese Geschichte erzählt
und mir gestattet, sie weiterzuverbreiten. Er
hat aber die Bedingung gestellt, daß ich von
dem Bilde, das ihn berühmt und reich gemacht
hat, nichts weiter bekannt machen darf als de»
Titel, der selbst ohne Zweifel sehr viel bei-
getragen hat zu seinem glänzenden Siege; dieser
Titel nnn war: Die verwesende Venus!
_Albert Koderich.
Aus einem Manöverbrief.
„.. . Am dritten Tage bekamen wir Fühl-
ung mit dem Feinde und Speck!"
Im Colleg.
„. . . Also,-meine Herren, eine Magnet-
nadel kann durch sehr verschiedene Ursachen
abgelenkt werden, z. B. wenn ein Gewitter,
ein Nordlicht oder ein Erdbeben am
Himmel steht!"
Unvorsichtig.
„Gott über die Welt, den Kopf möcht'
ich mir herunterreißen! Da les' ich eben
in der Zeitung, daß der Aron Veigelstock
ist durchgebrannt!" — „Kommen Sie um
viel Geld bei ihm?" — „Um volle fünf-
hundert Mark, die ich dem schlechten Kerl
leider Gottes vorgestern ge—zahlt Hab'!"
Bcdi
Das Höchste. 103
Student Süffle: „Höre, welch phä-
nomenales Schwein! Soeben Telegramm
erhalten, Erbtante gestorben. 200,000 Mark
hinterlassen! Ich Universalerbe!"
Student Kniffle: „Ja,Glücksmensch,
da können wir uns ja ein eigenes Wirths-
haus kaufen. Eintritt für Gäste verboten!"
Schnell errathen.
A: „Schon gehört? Der Commerzien-
rath verheirathet nächstens eine Tochter!" —
B: „Welche?" — „Jene, die von seiner
ersten Frau eine halbe Million Thaler ge-
erbt hat." — B: „Ah, also die Hübschere!"
cngt.
„. . . So, hier haben Sie ein Stück Brod!" — „Vergelt's Gott wenn'»
der Wind nicht wegnimmt!" _
12*
da steht 'n Stuhl! Setzeu Sie sich in 'n Sessel..
seh'n Sie, das is was! Setzen Sie sich auf's
Sopha! Seh'n Sie, das is Sensation! Wie
viel Vorschuß wollen Sie haben?"
Es begann nun ein eifriges Hin- und Her-
handeln, aber es verging nicht viel mehr als
eine Stunde, da hatten die beiden Herren sich
schon geeinigt. —
Am nächsten Tage stand an den Litfaß-
säulen und in den hervorragendsten Zeitungen
der Residenz eine Bekanntmachung, daß das
neueste Bild des Malers Jeremias Piesemeier
in den Ausstellungsräumen von Miesmacher
& Co. gegen ein Eintrittsgeld von 50 Pfennig
ä Person zu besichtigen sei. —
Die jetzt hier folgenden statistischen Mit-
theilnngen sind nach den Notizen des Herrn
Procuristen der Firma Miesmacher & Co.
wiedergegeben und ihre Zuverlässigkeit ist über
jeden Zweifel erhaben.
Also: Das Bild wurde in den ersten vier-
zehn Tagen besichtigt von 11671 Personen,
davon 6782 Herren und 5967'/s Damen (zwei
Kinder — 1 erwachsene Person).
Es wurden von den Besichtigern des Bildes
an Ausrufungen laut:
4542 Mal: Großartig!
1967 Mal: Pfui!
2229 Mal: Entzückend!
3171 Mal: Scheußlich!
In Weinkrämpfe verfielen: 11 Personen
(9 Damen, 3 Herren), in Lachkrämpfe: 9 Per-
sonen (7 Damen, 1 Herr).
Ohnmächtig wurden im Ausstellungslokale
14 Damen und 2 Herren; wie Viele außer-
halb des Ausstellungslokales erst ohnmächtig
wurden, läßt sich nicht konstatiren.
Es sind innerhalb vier Wochen in 167 ver-
schiedenen Zeitungen 84 begeisterte Artikel für
das Bild und seine Tendenz, und 83 Artikel
mit den heftigsten und wüthendsten Ausfällen
dagegen geschrieben worden.
In der fünften Woche nach seiner ersten
Ausstellung wurde das Bild für 72900 Dollars
nach Amerika verkauft.
Der Maler des Bildes, zu dessen treuen
Freunden auch ich gehöre, seitdem es ihm so
gut geht, hat mir selbst diese Geschichte erzählt
und mir gestattet, sie weiterzuverbreiten. Er
hat aber die Bedingung gestellt, daß ich von
dem Bilde, das ihn berühmt und reich gemacht
hat, nichts weiter bekannt machen darf als de»
Titel, der selbst ohne Zweifel sehr viel bei-
getragen hat zu seinem glänzenden Siege; dieser
Titel nnn war: Die verwesende Venus!
_Albert Koderich.
Aus einem Manöverbrief.
„.. . Am dritten Tage bekamen wir Fühl-
ung mit dem Feinde und Speck!"
Im Colleg.
„. . . Also,-meine Herren, eine Magnet-
nadel kann durch sehr verschiedene Ursachen
abgelenkt werden, z. B. wenn ein Gewitter,
ein Nordlicht oder ein Erdbeben am
Himmel steht!"
Unvorsichtig.
„Gott über die Welt, den Kopf möcht'
ich mir herunterreißen! Da les' ich eben
in der Zeitung, daß der Aron Veigelstock
ist durchgebrannt!" — „Kommen Sie um
viel Geld bei ihm?" — „Um volle fünf-
hundert Mark, die ich dem schlechten Kerl
leider Gottes vorgestern ge—zahlt Hab'!"
Bcdi
Das Höchste. 103
Student Süffle: „Höre, welch phä-
nomenales Schwein! Soeben Telegramm
erhalten, Erbtante gestorben. 200,000 Mark
hinterlassen! Ich Universalerbe!"
Student Kniffle: „Ja,Glücksmensch,
da können wir uns ja ein eigenes Wirths-
haus kaufen. Eintritt für Gäste verboten!"
Schnell errathen.
A: „Schon gehört? Der Commerzien-
rath verheirathet nächstens eine Tochter!" —
B: „Welche?" — „Jene, die von seiner
ersten Frau eine halbe Million Thaler ge-
erbt hat." — B: „Ah, also die Hübschere!"
cngt.
„. . . So, hier haben Sie ein Stück Brod!" — „Vergelt's Gott wenn'»
der Wind nicht wegnimmt!" _
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bedingt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1892
Entstehungsdatum (normiert)
1887 - 1897
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 97.1892, Nr. 2460, S. 103
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg