Abb. 1: Säulendiagramm zur Kindersterblichkeit
knochen, die auf eine kräftige Muskularisierung deu-
ten. Die Schädel sind in ihren Variationen sehr vielfäl-
tig. Neben schmalen hohen Gesichtern kommen auch
niedrig-breite vor (Abb. 2 und 3); die männlichen Ge-
sichtsprofile sind stets außerordentlich markant. Die
Frauen sind eher zart und klein, schmalgesichtig, wobei
die Werte der absoluten Schädelbreiten niedrig bleiben.
Es scheint, daß diese zufällige Stichprobe die sicher
auch im Laufe von 7 Jahrhunderten durch den geneti-
schen Einfluß von außen mitbedingte Variabilität der
Schädelformen gut widerspiegelt (vgl. Abb.2-6).
Die 40 meßbaren Schädel der Braunschweiger Serie
weisen insgesamt einen mittleren Längen-Breiten-In-
dex von 77,9 auf, d.h. sie liegen im Mittel im mesokra-
nen Bereich. Im ganzen gesehen ist die Gruppe sehr he-
terogen; die Extreme schwanken zwischen einem ul-
tradolichokranen Schädel mit einem Index von 61,2
und zwei ultrabrachykranen Schädeln mit Indices von
90,6 und 91,8.
Die Schädel der damaligen Braunschweiger Bevölke-
rung (d.h. der Weichbilde Sack und teilweise der Alt-
stadt) waren augenscheinlich noch nicht in besonderem
Maße dem Brachykephalisierungsprozeß, wie er für
das Hochmittelalter postuliert wird (u.a. Schwidetzky,
1979), unterworfen.
Mortalitätsrate in den folgenden 2 Lebensjahren (1 bis 3
Jahre) dürften die in diesem Alter gehäuft auftretenden
Kinderkrankheiten sein, denen damals noch sehr viele
zum Opfer fielen.
Von allen erwachsen Verstorbenen waren ungefähr
dreiviertel adult, d.h. zwischen 20 und 40 Jahre alt. Das
restliche Viertel verteilt sich auf die nächsten 20 bis 25
Jahre. Während die Sterblichkeit der heutigen Bevölke-
rung erst ab dem 60. Lebensjahr gravierend ansteigt
{Statistisches Jahrbuch 1980), wurden nur sehr wenige
der „alten Braunschweiger“ über 60 Jahre alt.
3. Die Trennung der Geschlechter erfolgte nach den
allgemein üblichen Methoden. Bei einer großen Zahl
von Streufunden war das Geschlecht aufgrund des Er-
haltungszustands der Skelettelemente oder aus Mangel
an diagnostisch relevanten Merkmalen nicht eindeutig
zu bestimmen. Von den identifizierbaren Erwachsenen
waren 41,8% Frauen und 58,2% Männer.
4. Die Männer zeigen eine auffällig robuste und
hochwüchsige Konstitution mit derben Extremitäten-
III
1. Von den bislang datierten Gräbern stammt die
größte Gruppe aus dem Zeitraum von der zweiten
Hälfte des 9. bis zum ausgehenden 10. Jahrhundert
(vgl. Tabelle und Gräberpläne der Perioden Kirchen-
bau I u. II im Beitrag Rötting Kurzberichte: Stadtgra-
bung 21, in diesem Band). Eine weitere Unterteilung,
die von archäologischer Seite sicher vorgenommen
werden konnte, ist in anthropologischer Hinsicht zu-
nächst irrelevant, könnte aber zur Klärung von Ver-
wandtschaftsverhältnissen sehr dienlich sein; die Un-
tersuchungen dazu stehen noch aus.
In diesen 63 Gräbern aus dem frühen Mittelalter befan-
den sich Skelette von 19 Männern, 29 Frauen und 15
Kindern. Die durchschnittliche Körperhöhe der Män-
ner betrug 174,75 ± 2,993 cm(P = 0,05), mit Schwan-
kungen zwischen etwa 166 und 183 cm; die Frauen wa-
ren durchschnittlich 161,54 ± 1,653 cm (P = 0,05)
groß, ihre Körperhöhe schwankte zwischen ca. 153
und ca. 167 cm.
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