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Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0240
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Abb. 3a: Ascaris-Ei im Durchlicht, Innenraum mit diffus
strukturierter Füllung (920fach); Herkunft wie 1


Abb. 3b: Ascaris-Ei nach Azetolyse (920fach); Herkunft
wie 1

Infektionswege mancher Parasiten setzen Zwischen-
wirte voraus, die im Biotop vertreten sein müssen. An-
dere Parasiten werden von Mensch zu Mensch übertra-
gen, z. B. auf dem Umweg über das kopfgedüngte Ge-
müse oder sonstige hygienische Mängel.

Besteht die Absicht, Fäkal- und Kloakenproben einer
parasitologischen Untersuchung zuzuführen, sollten
diese etwa in 20 cm Abstand in einer Probensäule über
die gesamte Höhe des Längsprofiles und mindestens ei-
nes Querprofiles entnommen werden. Die Proben sind
in luftdicht abschließende Plastikbeutel zu sammeln.
Eine ausreichende Probengröße ist mit 5 cm3 gegeben.
Derartige systematische Probenaufsammlungen fehlen
bislang, ebenso die entsprechenden Auswertungen.
Grundlage dieser kurzen Mitteilung sind Ergebnisse,
die an 1978 auch nur vorsorglich sichergestellten Pro-
ben einer Braunschweiger Fäkaliengrube7 gewonnen
wurden.
Die parasitologische Auswertung dieser Fäkalienpro-
ben erbrachte einen erheblichen Befall von Spulwür-
mern (Ascaris lumbricoides) und Peitschenwürmern
(Trichuris trichiura; vgl. Abb.).

Tabelle
Eizahlen je 0,1 ml Suspension

Probennummer
Ascaris
Trichuris
Bi
18.8 ± 4.6
84 ± 15.5
b2
29.8 ± 13.3
77.6 ± 4.6
b3
88.0 ± 13.3
61.8 ± 17.4
b4
90.8 ± 28.3
83.8 ± 18.3
Bs
48.7 ± 13.0
95.7 ± 42.0

In Anlehnung an A spöck et al. ergeben sich die Eizahlen pro Gramm
Einwaage nach Multiplikation mit dem Faktor 100.

Die Eikonzentrationen (Tabelle) beziehen sich auf rest-
feuchte Proben. Insofern ist eine Standardisierung
nicht gegeben; die gefundenen Werte liegen damit unter
Gramm-Trockensubstanzangaben. Auf je 10ml Lö-
sungsmittel wurde 1 g Probensubstanz eingewogen, die
Probe anschließend 1 Std. aufgeschüttelt. Ausgewertet
wurden je Probe 5 X 0,1 ml Aufschwemmung unter
der vereinfachenden Annahme, die Aufschwemmung
weise eine homogene Verteilung auf8.
Die Eizahlen sind also für Trichuris im großen und
ganzen recht konstant, während sie für Ascaris deut-
liche Schwankungen zeigen. Die Durchseuchungsrate
erreicht Werte, die über den Hallstätter Befunden lie-
gen. Die Osloer Kloake enthielt Eizahlen, die um den
Faktor 10 bis 15(!) niedriger liegen als die Braun-
schweiger.
Die gefundenen, vergleichsweise hohen Zahlen der
Braunschweiger Proben sind allerdings zu relativieren.
Im Laufe des Zeitraumes, über den eine Fäkaliengrube
gefüllt wird, kommt es wegen des mikrobiologischen
Abbaues nicht zu einer linearen Akkumulation. Viel-
mehr kondensieren die einzelnen Straten zunehmend
mit steigendem Alter9. Zwangsläufig müssen damit bei
gleichbleibender Füllrate die Wurmeikonzentrationen
gegen den Boden der Fäkaliengrube ansteigen. Dieses
durch „stratigraphische Kondensation“ erzeugte Kon-
zentrationsgefälle müßte, trotz komplexer Abhängig-
keiten, geschätzt werden. Weiterhin ist für die Bewer-
tung der Durchseuchungsrate die Anzahl der Benutzer
einer Fäkaliengrube wesentlich. Denkbar sind archäo-
logisch bestimmbare Parameter, die Hochrechnungen
auf die Anzahl der Benutzer erlauben, so daß eine mitt-
lere Durchseuchungsrate pro Benutzer als epidemiolo-
gische Vergleichsgröße eingeführt werden könnte.

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