Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0257
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
. hening papenborger vorb(e)n(omt) syn husfruwe
vn hans or Soene Schulten un willen sek gebruke de
dage ores leuendes der Bouwde vp der Joddestrate
sampt dem houe Na dem Meymershofe wordt... wan
auer de vorbenomede dre p(er)sone alle dodeshalue
vorfalle sin alsedenne schal sodan bouwde wedderkome
to dem huse dar lambert cleyne itzunt Inne wonet“13.
Offensichtlich stellten Haus und Bude seit 1477 zwei
getrennte und als solche auch verschieden bezeichnete
Baulichkeiten dar, die, wenn sie auch ursprünglich aus
einem Haus und damit unter einem Dach entstanden
sind, mit einer vorübergehenden Teilung des Grund-
stücks einhergingen.
Zwischenzeitliche Grundstücks- und Gebäudeteilun-
gen dieser Art liegen - auch wenn die Quellen hierüber
weithin schweigen - für alle Parzellen an der Jödden-
straße im Bereich des Möglichen14.

II. Die Besitzverhältnisse an Häusern und Grund-
stücken

Im Rechtsbuch der Neustadt von 1320 wird die Jöd-
denstraße erstmals in den Quellen erwähnt; zweiund-
zwanzig jüdische Familien erscheinen dort im Ab-
schnitt ,,uppe der Jodhen strate“ als zinspflichtige Bür-
ger der Neustadt15. Offen bleiben muß allerdings, ob
diese zweiundzwanzig jüdischen Familien tatsächlich
Eigentümer der von ihnen bewohnten Häuser und
Grundstücke waren, wie es ihr gleichberechtigtes Auf-
treten neben den Zinspflichtigen der anderen Neustäd-
ter Straßenzüge nahelegt — oder ob 1320 noch ein allge-
meinerer Begriff des Zinses den der Miete unter der ge-
meinsamen Überschrift „Van des Rades tinsse“ umfaß-
te16: 1401 jedenfalls (in den Zinsbüchern der Neustadt)
werden Zins und Miete begrifflich deutlich voneinan-
der geschieden; sämtliche Anwohner der Jöddenstraße,
Juden wie Christen17, werden in den Zinsbüchern in
einem besonderen Abschnitt mit dem Titel ,,Dit is hure
in der burscop vor der haghebrucghe“ aufgeführt18.
Spätestens mit Beginn des 15. Jhs. tritt also der Neu-
städter Rat als Eigentümer der Häuser und Grund-
stücke in der Jöddenstraße auf. Was die im Mittelpunkt
dieser Arbeit stehenden Parzellen ass. 1362-64 und
1371-73 anbetrifft, behält der Rat dieses Weichbildes
seine Besitzrechte während des gesamten 15. Jhs. auf-
recht19.
Erstmals 1401 geben die Zinsbücher der Neustadt ge-
naue Auskunft über die Besitzverhältnisse an der Jöd-
denstraße: In der Südreihe der Straße werden von der
„Judenschule“, der Synagoge, die die ass. Nr. 1357
trägt, zunächst vier Häuser und Buden gezählt; dann
heißt es:

„Item achteyn sol. van dem hus dar negest in der sulven
reghe. leneke
Ite(m) twe punt va de hus dar negest. manno
Ite(m) verde halue ferding van dem hus dar negest in der
sulven reghe“20.
Angesprochen sind hier die Parzellen ass. Nr. 1362-64.
Die beiden erwähnten Mieter Leneke und Manno wer-
den bereits im Neustädter Zinsbuch von 1398 genannt;
möglicherweise haben beide zu der Zeit schon die
1401 ausgewiesenen Parzellen bewohnt203. Haus und
Grundstück ass. Nr. 1364 scheinen nicht bewohnt ge-
wesen zu sein.
In der ebenfalls im Jahr 1401 entstandenen zweiten Fas-
sung des Neustädter Zinsbuches, die jedoch offenbar
einen aktuelleren Zustand widerspiegelt als die erste
Niederschrift21, findet man dieselben drei Parzellen be-
treffend folgende Eintragung.
„Item Twe mark va deme huse dar negest. Manasse va
nuwenborch
Item Twe mark va deme huse dar by. Jacob sume-
ken“22.
Die Eintragung, die die Parzelle ass. Nr. 1364 hätte be-
rühren müssen, ist durch Rasur getilgt; da an anderer
Stelle dieses Zinsbuches lediglich unbewohnte Ge-
bäude mit der von ihnen geforderten Mietlast notiert
werden und nur der Name eines Mieters fortgelassen
ist23, muß man annehmen, daß die Parzelle zu Anfang
des 15. Jhs. entweder nicht bebaut oder aus anderen
Gründen nicht bewohnbar gewesen ist.
Für die an der Nordseite der Jöddenstraße gelegenen
Parzellen ass. Nr. 1371-73 weisen die Zinsbücher von
1401 übereinstimmend und nahezu gleichlautend fol-
gende drei Bewohner als Mieter aus:
„Item J-m(a)rk van dem orthuse in der norderen reghe
to dem meynbernshoue wort. Grete bademoder
Item J'm(a)rk van dem hus dar by in der sulue reghe.
hintze van dem ryne
Item x sol. van der bode dar negest. henig grünte“24.
Hintze van dem Ryne wird bereits 1397 im Schoßregi-
ster der Neustadt erwähnt25, 13 99 wird Hening Grünte
als Neubürger in das Neustädter Weichbild aufge-
nommen26. Es ist denkbar, daß diese beiden Neustäd-
ter Bürger bereits 1397 bzw. 1399 die in den Zinsbü-
chern von 1401 bezeichneten Liegenschaften bewohnt
haben.

239
 
Annotationen