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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0052
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HORST MASUCH


18 Rekonstruierte Nordansicht des gotischen Saalbaues. Bemerkenswert ist die strenge symmetrische Anordnung der Tür- und
Fensteröffnungen und die Differenzierung der Fenstergrößen nach der Bedeutung der Geschosse; kleine Fenster für die Kauf-
halle im Erdgeschoß, große Saalfenster im Obergeschoß. Für die Ausbildung der Treppe zu den Portalen im Obergeschoß gab
es keine Anhaltspunkte.

überliegenden Tür aber um eine Türbreite nach
Osten verschoben ist. Überraschend ist, daß die
Gewände beider Türen zum Raum hin angeordnet
sind und ihre Nischen nach außen zeigen. Das östli-
12 ehe Portal ist zugemauert, und es scheint auch nie
14 als Durchgang benutzt worden zu sein.
Zwischen der östlichen Tür und der östlichen
Raumabschlußwand gab es in der Südwand eine
15 Störung in dem sonst regelmäßigen Quadermauer-
13 werk, die auf eine ehemalige Türöffnung schließen
ließ. Nachdem das Flickmauerwerk entfernt wor-
den war, zeigte sich eine offene Türnische , die sich
trichterartig nach Süden weitet. Im westlichen Ge-
wände ist eine Leuchternische eingelassen. Das
Türgewände auf der Rauminnenseite ist nicht mehr
vorhanden, doch waren auf der Schwelle die Stand-
flächen dafür noch erkennbar. Eine funktionelle
Verbindung dieser und der benachbarten Tür zum
südlichen Anbau ist nicht gegeben, da im Anbau
eine Geschoßdecke genau auf halber Türhöhe liegt.
Ursprünglich sollte die Südwand wohl keine
Fenster erhalten. Doch als das Mauerwerk dieser
Wand etwa bis zum Scheitel der Spitzbogentüren
hochgeführt worden war, wurde genau in der Mitte
23 zwischen beiden Türen ein Fenster angelegt, dessen
Fensternische zur Kaufhalle zeigt. Auf der Außen-
seite ist der Gewändesturz noch vorhanden. Er ist
für zwei gekuppelte Spitzbogenfenster ausgebildet,
entsprechend den erhaltenen Fenstern in der Nord-

wand. Ob dieses Fenster gleich vollständig nach
unten in das bereits fertiggestellte Mauerwerk ein-
gestemmt und später erst zu einem Türdurchbruch
zur Salzkammer hin vergrößert wurde, ist nicht zu
erkennen.
In der westlichen Querwand waren ursprünglich
keine Öffnungen vorhanden. Außen ist mitten am
Giebel im Sockelmauerwerk eine große vermauerte
Öffnung erkennbar, die auf ein ehemaliges Fenster
schließen ließ. Da sich über dieser Öffnung aber
kein Sturz oder Entlastungsbogen befindet, auf der 22
Innenseite der Wand gerade an dieser Stelle ein
Konsolstein als Auflager für den Längsunterzug
eingelassen ist und auch hier keine Fugen für einen
Mauereinschnitt zu finden sind, kann diese Öff-
nung kein Fenster gewesen sein. Möglicherweise
war an dieser Stelle in jüngster Zeit ein Schaukasten
oder schon früher eine Steintafel eingelassen. Die
senkrechten Fugen der vermauerten Öffnung ver-
springen unten zueinander. Als die Fugen freige-
stemmt worden waren, stellte sich heraus, daß die
Breite der ‘ Öffnung dem engeren Abstand der
Fugen entsprach. Im oberen Teil war die Öffnung
nur im vorderen Bereich etwas verbreitert. In diese
Verbreiterung könnte ein Wasserschlagprofil einge-
lassen gewesen sein, dessen horizontaler Teil die
Abschrägung des vorspringenden Sockels auf-
nahm. Auf zwei Steinquadern — links und rechts
der Öffnung — sind zwei identische Steinmetzzei-

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