ZUR BAUGESCHICHTE
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28 Verformungsgerechtes Aufmaß der Kaufhalle vor Beginn der Instandsetzungsarbeiten (1983). Oben: Längsschnitt mit Ansicht
des Unterzuges und der Steinsäulen. Unten: Nordwand.
Hinweis. Der eigentliche Saalzugang erfolgte über
die beiden Portale in der Nordwand von außen. Ob
aber die beiden Portale im Obergeschoß durch
jeweils eine eigene Treppe zugänglich waren oder
ob sie durch eine Galerie verbunden waren, die nur
eine Treppe erfordert hätte, kann nicht erschlossen
werden. Eine einläufige, mit Rücksicht auf die Erd-
geschoßfenster senkrecht auf das Gebäude füh-
rende Treppe hätte weiter in die Marktstraße hin-
eingereicht als eine mehrläufige, gebrochene
Treppe. Sicher scheint zu sein, daß von der Treppe
nicht direkt auf ein Portal zugegangen werden
konnte. Schwertschleifspuren in den Wandfeldern
zwischen Mittelfenster und beiden Portalen nahe
den Gewänden machen wahrscheinlich, daß der
Zugang aus der Richtung des mittleren Fensters auf
die Türen zu erfolgte. Für den Bau der Laube im
Jahre 1533 mußte vorher eine Vorlaube durch Zim-
merleute entfernt werden. Das könnte ein Hinweis
auf eine ehemals hölzerne Galerie und Treppenkon-
struktion sein. Jetzt wurden beim Erdaushub für
einen Keller unter der Laube außen an der Nord-
seite vor dem östlichen Kaufhausportal aus Bruch-
stein gemauerte Treppenwangen gefunden. Die
Stufen, die ehemals zur Kaufhalle hinunterführten,
waren jedoch nicht mehr vorhanden.
Paul Lehmgrübner hatte als Entstehungszeit des
Saalbaues, den er weder in seiner ganzen Ausdeh-
nung noch in seiner Durchbildung vollständig er-
kannt hat, die Spätromantik oder die Übergangs-
zeit zur Gotik um das Jahr 1225 angenommen. Die
dendrochronologische Untersuchung des Unter-
zuges und der Deckenbalken aus der Kaufhalle er-
gab jedoch für das dafür verwendete Eichenholz
die Fälldaten 1302 für den östlichen Teil des Unter-
zuges und 1303 für den anderen Unterzugteil und
die Deckenbalken. Diese Jahreszahlen nennen Bau-
zeiten des Saalbaues, wenngleich Vorbehalte ge-
macht werden müssen, ob in diese Bauzeit der jetzt
faßbare Baukörper fällt.
Durch die archäologischen Sondierungen konnte
auf der Grundfläche des Saalbaues keine ältere
Bebauung nachgewiesen werden. Aber bei der
Betrachtung der Saalbausüdwand fällt auf, daß sie
in ihrer Durchbildung Rücksicht nimmt auf einen
Anbau in ihrem östlichen Bereich. Das Fehlen der
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28 Verformungsgerechtes Aufmaß der Kaufhalle vor Beginn der Instandsetzungsarbeiten (1983). Oben: Längsschnitt mit Ansicht
des Unterzuges und der Steinsäulen. Unten: Nordwand.
Hinweis. Der eigentliche Saalzugang erfolgte über
die beiden Portale in der Nordwand von außen. Ob
aber die beiden Portale im Obergeschoß durch
jeweils eine eigene Treppe zugänglich waren oder
ob sie durch eine Galerie verbunden waren, die nur
eine Treppe erfordert hätte, kann nicht erschlossen
werden. Eine einläufige, mit Rücksicht auf die Erd-
geschoßfenster senkrecht auf das Gebäude füh-
rende Treppe hätte weiter in die Marktstraße hin-
eingereicht als eine mehrläufige, gebrochene
Treppe. Sicher scheint zu sein, daß von der Treppe
nicht direkt auf ein Portal zugegangen werden
konnte. Schwertschleifspuren in den Wandfeldern
zwischen Mittelfenster und beiden Portalen nahe
den Gewänden machen wahrscheinlich, daß der
Zugang aus der Richtung des mittleren Fensters auf
die Türen zu erfolgte. Für den Bau der Laube im
Jahre 1533 mußte vorher eine Vorlaube durch Zim-
merleute entfernt werden. Das könnte ein Hinweis
auf eine ehemals hölzerne Galerie und Treppenkon-
struktion sein. Jetzt wurden beim Erdaushub für
einen Keller unter der Laube außen an der Nord-
seite vor dem östlichen Kaufhausportal aus Bruch-
stein gemauerte Treppenwangen gefunden. Die
Stufen, die ehemals zur Kaufhalle hinunterführten,
waren jedoch nicht mehr vorhanden.
Paul Lehmgrübner hatte als Entstehungszeit des
Saalbaues, den er weder in seiner ganzen Ausdeh-
nung noch in seiner Durchbildung vollständig er-
kannt hat, die Spätromantik oder die Übergangs-
zeit zur Gotik um das Jahr 1225 angenommen. Die
dendrochronologische Untersuchung des Unter-
zuges und der Deckenbalken aus der Kaufhalle er-
gab jedoch für das dafür verwendete Eichenholz
die Fälldaten 1302 für den östlichen Teil des Unter-
zuges und 1303 für den anderen Unterzugteil und
die Deckenbalken. Diese Jahreszahlen nennen Bau-
zeiten des Saalbaues, wenngleich Vorbehalte ge-
macht werden müssen, ob in diese Bauzeit der jetzt
faßbare Baukörper fällt.
Durch die archäologischen Sondierungen konnte
auf der Grundfläche des Saalbaues keine ältere
Bebauung nachgewiesen werden. Aber bei der
Betrachtung der Saalbausüdwand fällt auf, daß sie
in ihrer Durchbildung Rücksicht nimmt auf einen
Anbau in ihrem östlichen Bereich. Das Fehlen der
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