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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0261
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Gero Canzler

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Die Nutzungsplanung durch den Architekten

Bauform und Geschichte
Das Rathaus Duderstadt ist wegen seiner langen
Geschichte ein Gebäudekomplex von großer archi-
tektonischer Vielfalt. Besonders einprägsam stellt
sich das Rathaus in der Ansicht aus Nordwesten
dar: vor die Längsseite eines hinter die Marktstra-
ßenflucht zurückgesetzten Baukörpers schiebt sich
in breiter Front ein mit Giebeln und Erkertürmen
reich gegliederter Vorbau. Beide Baukörper bilden
einen Winkel, in welchen eine überdachte Frei-
treppe mit geschnitzten Figuren eingefügt ist. Die
beiden Untergeschosse sind aus Sandstein errich-
tet, wobei auch hier der Vorbau durch eine doppel-
stöckige Laube besonders gegliedert ist. Die Auf-
bauten bestehen aus Fachwerk, und die Dächer
sind mit Ziegeln gedeckt, wobei der Vorbau die für
das Rathaus so kennzeichnende Komposition aus
Giebeln und schiefergedeckten Türmen hat. Mit
dem Vorbau reicht das Rathaus bis ins Blickfeld der
in der Stadt dominierenden Marktstraße, an deren
Enden die beiden Kirchen stehen und mit dem Rat-
haus zusammen ein eindrucksvolles mittelalterli-
ches Stadtbild ergeben.
Sein heutiges Aussehen erhielt das Rathaus im
16. Jahrhundert. Kurz nach 1300 stand hier ein Ge-
bäude, das man sich heute noch vorstellen kann,
denn seine Umfassungsmauern sind überwiegend
erhalten. Es handelt sich um einen zweigeschossi-
gen Saalbau mit Satteldach und Treppengiebeln.
Die gesamte Rathauskonzeption richtet sich nach
diesem zentralen Gebäudeteil, und so war es nahe-
liegend, daß das konsequente Herausarbeiten des
Saalbaues der Hauptgedanke bei dem Umbau
wurde.
Planungsablauf und Durchführung
Vom Rathaus gab es aus verschiedenen Zeiten
Teilpläne, aber diese entsprachen nicht dem neue-
sten Stand und waren nicht vollständig. Daher be-

auftragte die Stadt Duderstadt den Fachbereich Ar-
chitektur Hildesheim der Fachhochschule Hildes-
heim/Holzminden, ein Aufmaß zu fertigen und
daraus einen Plansatz im Maßstab 1:100 als Planungs-
grundlage zu erstellen. Der nächste Schritt war die
Erstellung eines Nutzungskonzeptes, welches dem
„Antrag auf Gewährung von Bundes- und Landes-
zuwendungen aus der nichtwirtschaftlichen Zonen-
randhilfe . . an den Niedersächsischen Minister
für Wissenschaft und Kunst eingefügt wurde. Der
Arbeitstitel lautete: „Kommunikationszentrum für
den Fremdenverkehr im Rathaus der Stadt Duder-
stadt“. In diesem Arbeitstitel sind die Anforderun-
gen an die Planung enthalten. Von der Planung bis
zur Durchführung arbeiteten Bauherren, Denk-
malpfleger und Architekten nach Maßgabe ihrer
Zielsetzungen eng zusammen:
Die Bauherren, vertreten durch Hauptamt und
Bauamt, verfolgen die Erhaltung und Pflege des hi-
storischen Stadtbildes und insbesondere der reprä-
sentativen Gebäude als Anlaß und Garant für den
Fremdenverkehr, den wichtigsten Erwerbszweig
der Stadt.
Die staatliche Denkmalpflege, vertreten durch
das Institut für Denkmalpflege in Hannover, hat
die Aufgabe, bei Baudenkmalen dafür zu sorgen,
daß der Nachwelt Dokumente als bauliche Beweis-
stücke für Epochen oder Ereignisse erhalten blei-
ben. Bei der Planung werden Bauherren und Archi-
tekten beraten, freigelegte Bauteile vor Ort beur-
teilt und durch dokumentarische Erfassung gesi-
chert.
Die Architekten, jeweils zuständig für Planung
bzw. Bauleitung, müssen die vom Bauherrn ge-
wünschte Funktion unter Wahrung der Auflagen
der Zuwendungsgeber nach Erfordernissen der
Baugesetze, der Denkmalpflege und architektoni-
scher Belange im wirtschaftlich vorgesehenen Rah-
men termingerecht umsetzen.
Da bauarchäologische Untersuchungen und Bau-

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