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Unser Landsturm im Hennegau — 1.März 1916 - Februar 1917

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Hefte 18-22, Juli 1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.2809#0081
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L. Jahrgang.

Ansicht von Mons der Hauptstadt des Hennegaues

Nnmmer 18.

vlr Xrlegrreitung „llnser LonäNurm Im fiennegau"
erscheint wöchentiich elnmui rum Lerugsrreis von
Zü sslennig lür llen Monut. V

Mons, Sonntag, ven 2. Jnli 1SI8.

6elchZl<»nerdIeten wercken rusgenommen rum Nrell«
von IS NlennIg ftlr cklc tgespsltene lelle, bel Vauer-
Inlcraten rum Nreise oon 10 plennig.

Unsere Erfolge.

AllmShlich zieht sich der eiserne Gürtel uni Verdun immer fester, und
die Lust fängt den Franzosen an etwas knapp zu werden, was ihre ver-
zweifcltcn AngriffSvcrsuchc verraten. Die Feste Thiaumont und an-
nähemd 3000 Gefangene darunter 62 Offiziere blieben in unsercr
Hand.

Auch im Osten schreiten die Unsern rüstig vorwärts. Die Angriffslust
der Ruffen scheint nachgclaffen zu haben, hoffen wir, daß unsere Bundes-
genoffen von den Karpatenhängen aus zu einer erfolgreichcn Offenstve vor-
gehen werden.

Zum Tode Jmmelmanus.

Jn lichten Höhen n»ar Dcin Reich.

Machtvollen FlugeS, cinem Adler gleich

Mit schnödem Feind im Kampf zu meffen Dich —

Errangst Du stürzend Sicg auf Siez.

Laut priesen VolkeSzungen Deinen Ruhm
Manch' Ordensbanb zu tcil ward Deinem Heldentum.
Allein, »on de» Geschickes rohcr Faust erfaßt
Nun bist auch Du gefallen und erblaßt.

Noch klagen um Dich kühnc, tapfere Gesellen
Tatendurstig fich erhebend. Zu zerschellcn
Ohnmächt'ger Fcknde Fahrzeug', und vernichtend,
Todbringend ihr« Reihen lichtend.

Gefr. Al»pS Brück.

Fahrt des 2. mob. Laudsturm-Jnfanterie-Bataillous l! Eöl«,
VIlI/15 in Feindesland.

Don Gefreiter Aloys Brück.

(Fortsehung.)

Groß« Enttäuschung herrscht, als der Zug nach 10 Minuten im Bahn-
hof Eifeltor einläuft und bekannt wird, daß vorläufig die Fahrt nicht fort-
geseht wird. Allerlci „Latrinen-Parolen" wie man so beim Kommiß zu
sagen pflegt, werden laut. Obschon es jcht feststand, daß das
Bataillon nach Braine lc comte, gelezen im schönen Hennegau in Belgien,
bcfördert werden sollte, hieß es nun: Weitere Befehle sind noch abzuwartcn.

So senkt sich denn langfam die Nacht auf die ausgedehnten Geleisan-
lagen dcs Eifelbahnhofs. Kaltc, herbstliche Mondscheinnacht. Elektrischr
Bogenlampen flammen auf.

Fröstelnd ziehc ich meinen Mantel an und suche meinen Platz wieder
auf. Um dahin zu gelangen, muß ich vorsichtig schreiken. Jn unserm
durchgehendcn Wagcn ein wirres Durcheinander. Manche Kameraden
haben's sich schon bequcm gemacht, liegen ausgestreckt auf den Bänken, oder
sogar auf dem Boden und schnarchen, schnarchen. — DerDauertalgbrenner
in der Glasampel der Decke verbreitet ein kläglicheS Licht. Jch verspüre
Hunger, oerzehre meine Butterbrote und nehmc einige Cognaks.

Dann dusele ich cin, schlafe auch mitunter, nicke mit dem Kopf vornüber,
richte mich wieder cmpor, schlummere wieder.

So sitze ich bit zum Morgen. Draußen wirds lebendig. Jch HSre
renncn, jagen. Stimmen wcrden laut. Kameraden kommen mit Kaffee.
Sie haben ihn in eincr Eisenbahner-Kochbude geholt. Nun aber schnell
hin. Jch schlürfe den hcißen Mokka. Er wirkt erfrischend, macht munter.
Dann zurück zum Wagen. Auch dic andern Kameraden sind uoterdesse»
aufgewacht und laufen Kaffee trinken. Wenn's noch welchen gibt?

Dann zünden wir unsere Pfeifen an, tauschen Gedanken aus, Ber-
mutungen über das neue Ziel der Fahrt. Ob's nicht doch noch nach dem
Osten geht?

BiS zur Abfahrt werden die Wagen noch von kunsttefliffenen Ka-
meraden mit Schmuck versehen. FSHnchen werden hinausgesteckt, die «it-
gebrachten Blumensträuß« frstgemacht, Verse auf die Wagen geschrieben,
Karikaturrn dazu gezeichnet. Ein VerS auf unserm Wagcn lautete:

" Wer uns von Weib unb Kind geholt
Der kriegt jrtzt schwer das Fcll vcrsohlt.

Da stellt sich die Kapelle vor dem Wagen des Bataillon-States auf
und spielt ein Morgcnständchen. Angenehaee Abwechselung.

Der Zeiger rückt gegen die 10. Morgenstund« und noch immer liege»
wir feft. Di« Ungeduld »ächst. Da endlich heißt's: Einsteigen.
 
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