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Unser Landsturm im Hennegau — 1.März 1916 - Februar 1917

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Hefte 23-26, August 1916
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i. Achv»»»._Aikser Lanbsturm jm Ke^aesa» Nuurmer ss

schitßtn. Nnn zrisfen tzi« D«tsch«n an d»r Nethc z«ischen Licr n»>
Dussel an. Lm Dienttaz drn 6. 18. ßlütkte et den Deutschen, «argent
4 Uhr, nördlich der Rethe F»ß p» faflen. A« «. 18. verlirtz die belgische
Regiernng Antsarprn nnd Aegab sich nach Ostend«. Am 6. und 7. 10.
»nrd« der starke, «ngestaute, 488 m. breite Nethe-Abschmtt von der dent-
schen Jnfantrrie und Artillerie üher«unden. G««Lß Artikel 28«-,«
Haager AbkammenS, betreffend die Gesetz« deS LandkriegeS, ließ Vrneral
». Beseler, drr BefehlShaber der BelagerllngSarmee »on Antwrrpen, die
Behörden AntwrrpenS v»n dem Bevvrstehen der Beschießnng der Stadt
verstjtndigen.

R»ch am 7. 18. Lberschritten die Deutschen die Schelde bei Termonde
und Wettrren. Um Mitternacht a« 8. 10. begann di« Beschießung der
vtadt und dauert« die ganze Racht hindurch. Di« Stadt branntr bald
«ir alle» vier Ecken. Eine Paaik entstand unter den irre gefLhrten Ein-
»ohnern. Eng Zepprlin bombardierte die Petroleumtank» bei Haboken
und schoß fi« in Brand, »»rauf maa daS Oel auSlausen lirß. Granaten
fielen auf den Südbahnhos und züitdeten, auch der Borort Brrchrm wurd«
in Brand geschoffen »nd d«S Fort Beerendonck genommen. Holland
»urde oon brlgischen Mchtlingen geradezu überflutet. An der Grenz-
station Rosrndaal zogen «ttva 88808 Flüchtlinge durch. Der König und
die Königin verließen in einem Luto die Stadt; fie begaben fich über die
SchiffSbrücke auf die andcre Srite dcr Schelde. Drr Angrisi der
Deutsch^p auf die inner« Fortlinie machte bedeutende Fortschritte. Am
S. 10. wurden die Stadt und dic FortS von den Deutschen besehr. Tie
Besatzung hatte den Fall der Festung nicht abgewartet, sonderu zog sich
Mstwärt« zurück. 4—5800 Watzgene. grwaltige Borräte alUr Art,
darunter 508 Äeschütze und znhlreich« anderc Beute fielcn >n unserc
Hiinde. Am 18. 18. warrn allr FortS in drutschen Hiinden. Bvn
Dendrrmonde au« zwangen die Deutichen Teile dcr abziehcndeu FcstuugS-
»erteidiger züm Uebcrtritt nach Holland. 20000 Belgier und 2000 Eng-
länder überschritten am 11. 10. die hdÜSndisch« Grrnze Und wurden ent-
»affnet. Di« fliehenden Trümmer de» feindlichen HecreS wurden »on
den Drutschen in Richtung Gent und Brügge verfolg». Nicht nur m
Deutschland, sondrrn auch in dcr ganzcn Weli wax der Fall Antwcrpen«
gebührend cingeschützt worden. Es fiel das lctzte Pollwcrk der belgischen
HeereSmacht und itzvnit ganz Belgien in deutsche Händc. Die deutschen
Angriffltruppen haben cmc außerordentliche Leifuuig vollbrachl, dic oon
Eeiner Majestät damit belohnt wurde, daß ihrem stührcr, dem General
der Jnfanteric v. Bcseler, der Orden Pvur le meritc vrrlichen wurdc.

32 deutsch« Handclsdampfer, sowie übcr 20 Ikheiiischiffc waren «uf
Brtseibrn der Engländer im Hafen von Autwechen unbrauchbar gemachi
worden, da die Niederlande dcm Dcrlangen, die Dampfer zum Abtrans-
porr von Flächtlingrn nach England durchzulaffeu nicht nachgaben.

Die BerMgruig der Antwerpener Besatzung mußtc zunächst energisch
durchgeführt werdkn. Dsc deutjchcn Triixxcn nähcrtcn sich au? drci

port war inde» i» drrttschen Htnden.

Ein hestiger Kampf «ntspann stch «n der Mer und an drr Küst«. Am
30. 10. überschritten die Deutschen drn Nserkanatz, am 10. it. besetzten fi«
Dixnmiben. Um dem Dordringrn der Deutschen astf Dünkivchan «ine»
Damm entgegenzusetzen, wurde eine write Streck« Lande« «M Aserkanal
»nter Waßer gesetzt. Der Kampf auf der ganzrn Westfront gelanzte nun
in b>« Phase deS StellungSkriegrS. Die Schlachtlinie hatte stchbi; zur Rord-
see anSgedehnt und darüber hinaus; denn auch die englischc Flotte griff
m de» Kampf rin. Am 23.11. »urde Secbrüggc burch englische Schiffc
mit Bombe» drlegt. Bei den KSmpsrn «n der Westfront handelt es fich
nunmehr nicht «ehr um ein Nmsaffe», sondern »m DurchbruchSvcrsuche,
sowohl bei den Feinden al« «uch dei unsern Armeen.

Bon Belgien haien unsere Feinbe nur noch einige hunbert qkm. i«
Bffi».

Zu den »»rdringeudtn Deutschen, die nach der Einnahme Antwerpen»
fich nach Wrstrn vorgekSmpft hatten, gehörte auch ein MarinekorpS, daß
au« dem reichen MannschaftSübcrschuß gebildet wordcn war. Sie
habcn FlandernS Küstc von der holländischcn Grenze bis Nieuport zu
einer einzigen Festung umgestaltek, die man aher oon Sec «uS nicht sehen
kann, und käme man ihr auch n»ch so nahc. Jmmer dichter ist die Be-
stückung der flandrischen Küste geworden, immer solider ihr Einbau, immer
moderncr da» verwcndele Gcschützmaterial; die EnglSnder haben c« nicht
hindcrn können; ein paar Fliegcrbombcn, hie und da ganz schwere Gra-
nitten auS ben Moniroren gcgen dic ArbciiSstättcn; dqS >»ar «lle?, womit
ftr nns schädigen fviinieii.

Bis auf cinen kleinen Rest ift Belgicn fest in unsere» Händcn.
Belgien stehi untcr deutscher Bcrwaltrrng; sie hat aus diesem Bebict ein
RrulMiü AcjchLÜcii fü.r dcgrschen Flriß, lür.deutschp.Kultur und Sitte.
Mögcn die Mühcn und Arbeiren cinst die schönstcn Früchtc zeitizen !

Als Gcneralgouvcrncur waren tätig.Feldmarschall v. d. Golz vom
25. 8. bis 28. 12. 1914 und seither Generaloberst Dr. Freiherr
v. Bissrng. ' .' '

KMunaen Osteiche, vop Wern durch Dixuwiden, von Kortrpk (CWrstÄ)
burch Thoüroüt, von Eeclso durch Brügge. Am 12. 10. ivürbi die^Stavt
Gent von den Deutschen besetzt. Di« belgische Regierung ver-
ließ am 13. 10. Ostende und schiug in Le Havrc in Frankrcich ihrcn Sitz
auf. Rachdcm am 14. 10. Brügge und Seebrügge von uns bcsetzt
Mren,erreichtcn dieSpitzen unserer HeereSabteilunge» am 15. lO.dreStadl
Ostende. Leider war nicht zu verhindern, daß die 'flichenden Belgier
hen linken HeereSflSgel der Franzosen erreichten. Die vereinkgten bel-
gischen, sranzöfischen ünd enzlischen KrSstr nahmen Siellung hinter der

Mr- - . ' > ,

^ Hic rechle Flanke dqs deutsche» GesLMlheer.eS w»r,bei ihrem Hrr-
dnngxn bis m di« Gofahrzone von Paris gelaugl. Da omrdyz ä»f depr
H«Mcn Flüzel die Deutschen von übcrlegenen Kräitcn angegrifzcn, ver-
MMen aher am, 9. uich 10. Srpr. zwischcn Mcaup und Moiumirail in
schw«en KäMlen den chiegner ariszuhalrenerst als neue starke feiichfiche
Hiiopnen Wneldet wurdcn, nahm man den ganzcu.rechtcu Flügpl zurück ;
KeiM »ad LiUc mußieu aufgegehkiz qcrdeu. . - . ..... s. . ,

. >Die deutsche-a Nardheerc nahmen zunächst BerreidizuugSstellungen cin.
Memainsam handelnd «ckren dic Belgier aus Antwerpcn, die.Kranzoscn
chu» Berdun und südlich Noyon vorgestoßeu und abgewie'en warden. Doch
dtieben dir deutschen Heere nicht uütätig. Am 13. 10. wurde Lille
wsrdererobert und besetzt, dabei würden 4508 Gef«pgene gcmachr.

" Die Fränzosen hatten dir znrückstnreüdrn Büzier zwiichen Dstmoiden
M» Rcküflelaere tn befestigter Slttisng anfzenominr« und Dpern be-
fützt. Der A-oß« BerbindungSweg von Brügge über Osteüde nach Riev-

. r-

r ^' Seichenp«rck»e. ^ ->.>>'

Von MuSketirr Thormann, z. Zk. Chdrleroi.

Nicht weit ron unscrer Kascrnc, draußen vor ber Stadt Chaileroi,
liegt der Friddhok leicht an einen HAgel gelehnl. Esttfache, schlichte Grab-
steine und großartige küiistlcrische Monumentc dcurcn das Plätzchen Erde
an, Ivo Hofsnung, Glüik, höchstcs Gut, Lic lctztcn zu Staub zerfallendcn
Ueberreste licber Menschcn, Pätcr, Müttcr und Kinder bestdttet und dem
Schoße der Allmutrer Erdc zurückgegebeu sivd. Wekter untcn von
Kastanienbäumen beschallct. fällr cine stcreothpisch gkeichmißigc lange, langc
Gräbcrrcihe, mit cinfachen wcißcn Holzkreuzen geschmückt, besonders ins
Augc. T orr ruhcn viele hunderr blutjunger und gereifter Männer, Freund
und Feind bcieinandcr, dst ihr Lebcn suf dcm Lpferaltar hes grausamcn,
furchkbaren Cnropäischcn Völkerkriegks hingegcbeii haben. Jhr KSrper,
von Srahl- und Eüscnsplitrcrn zcrfctzt,-konnte dic inrsagbarcn Lciden und
Schmerzen der brenilendp» Wunden nichr ertragcn. So wurden fic hier
ins ehrlichc Soldarengrab gebekttt. Wie schon so ofi, haben wir auch heute
abermals cinen Kameradrn, dcn einzigen Sohn ciner Mutter, das Gcleit
gegebcn. Ganz besonders ernst. ergreifend und feierlich ist-solcher Leichcn-
zug, dcr von schwcrmütiger Trauermusik gelragcn wird. Alt nnd Jung
der Bcvölkerung bleibt bcim Darübertragcn'dek Sarges entblößten Hauptek
stehen, Stumm und ernfirn Blickes bezruzen sie dadurch ihre Ehrer-
bieiung »or dcm tolen Feindc. An d«r offeneü Gruft hält der Feldgeistlichc
eine tieigehende, schöiie Grabrcde, dir harte Männerherzen erweicht, Un-
 
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