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Unser Landsturm im Hennegau — 1.März 1916 - Februar 1917

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Hefte 36-39, November 1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.2809#0187
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1. Jahrgang.

vi« Ikrlegrreltmig „llnser Qmcisturm Im stennegsu"
erschelnt wSchentlich elnmsl rum Lerug5pre>L oon
« N stfennlg sllr clen Monst. «

Ansicht von Mons der Hauptstadt des Hennegaues

Nnmmer z«.

Mons, Sonnlag de« S. Rovember 1VLS.

SelchZstLinerdleten wersten ausgenommrn rumstrestr
oon IS sttennlg stlr ckle »gespaltene relle, dei lUmee-
inleraten rum strelse oon 10 sttennig.

Unsere Erfolge.

Elsaß und Frankreich.

Auch diese Woche brachtc uns ein zähes Festhalten unserer Linien
durch unsere wackeren Brüder in Wcst und Ost. Bergeblich rannten über-
«ll die Gegner gegen unsere stählernen Mauern und holten sich nur blutige
Köpfc. Das von uns in die Luft gesprengte Fort Vaux wurde planmäßig
aufgegeben, dagegen hatten wir an der Ostfront einen schönen Erfolg zu
verzeichnen. Russische Vorstellungen mit 22 Osfiziereu, 1303 Mannschaften,
10 Maschinengewehren und 3 Minenwerfer fielen in die Hände unserer tapfern
Kameraden. — Jn Rumänien blieben wir in stetem Forlschreiten. Hart
auf den Fersen folgen den sich in aller Hast zurückzichenden Russen und
Rumänen in der Nord-Dobrudscha die verbündeten Truppen. — U 83
ist glücklich aus Amerika zurückgekehrt nach crfolgreichem Kreuzen gegen
feindliche Handelsschiffe an der amerikanischen Küstc.

Abschied.

Nicht weinen Lieb' nicht trauern und klagen
Deine Tränen schmerzen, und tun mir weh'

Und werden Kuunncr und Sehnen schaffen
Wenn ich nun geh'.

Jch will ocrsuchen, mein Leid verbergcn,

Nur inncrlich da zuckt' cs leis,

Und krankt, uud sehnt sich nach fernen Zeiten
Das brennt so heiß ....

Sei tapfer Liebling, denk an die Stundcn
Die wir zusammen in höchster Lust,

Jch küßt' Deine Augen, Du schmiegstest Dein Köpfchcn
An meine Brust.

Und kommt dann nach bangen und einsamen Tagen

Ein Wicdersehen, und einstmalig' Glück-

Dann sing ich und küff' Dich, und jauchzend umfang' Dich:
,Jch bin zurück!«.

W. E. K., Gent.

Von einem Franzosen.

(Schluß).

Herr Aulard und scine Gcsinnungsgcnoffen stoßen auch in Frankreich
auf einc starke, doppelte Opposition. Jhre Theorie blcibt natürlich leerer
Wind für alle diejenigen, immer zahlreicher wcrdenden, die die große Re-
volution nicht als alleinseligmachend anerkenncn, und die frech behaupten,
Frankreich HLtte vor 1789 existiert. Jm Lager der Sozialdemokraten,
für die, wie es scheint, Herr Aulard schricb, hatte er nicht den gewünschte»
hinreißenden Erfolg. Diesc Leutc, dic die Selbstbestimmung der Völker
verlangen, antworteten mit ziemlicher Folgerichtigkeit: Ja, es ist alles sehr
schön und gut, aber wollen dic Elsäffcr hcutzutage wieder Franzose»
werden? Wir haben ein unfehlbares Mittel, es zu erfahren, fragen wir
sie selbcr, vorausgesetzt natürlich, daß unsere Armeen das Land wieder
crobert haben. Wir wollen auch bei diesem Verfahren kcincrkei Drnck
ausübcn, kurzum, das Volk durchaus frei laffen, seine Meinung zu äußer».
Welcher Lärm, welch' Getöse herrschte bei diescm Vorschlag unter de»
Söhnen der großen Ahnen! Denn das Endresultat einer solchen Ab-
stimmung war ihnen von oornherein nicht zweifelhaft. Es war vo»
einer unwiderstehlichcn Komik, wie diese Herren sich auf dic Brust
schlugen, dic Augen gen Himmcl warfen, und Herr Professor Aulard
pathetisch sagtc: „Welche Beleidigung wärc es für die Elsäffcr, wenn wir
sie im Augenblick, wo dic Trikolore wieder die Spitze des Straßburgrr
Münstcrs schmücktc, befragten, ob sie nicht Unrertanen des KaiscrS bleibr»
wolltcn!"

Die Gründe des Herrn Aulard wirken wieder auf dic Maffe; fie
sind abcr zu grotesk und voll von Widersprüchen, um bei Gebildelen stich-
haltig zu sein. Bis jetzt ist durch keinen Gelehrtcn die Frage beant-
wordet worden : „Worauf stützt Frankreich scin angeblichcs Recht, daS
Elsaß zu besitzcn ?" Wie wir sahen, haben alle Versuche, dieses Recht
durch das Nationalitätenprinzip, durch die natürlichen Grenzen, durch dir
Geschichte dcr altcn Gallier, und cndlich durch den Volkswillcn, der fich
am Anfang der Revolution kundgab, zu begründcn, zu keinem be-
friedigenden Ende gcführt. Alle diese Gründc haben zwar auf die Bil-
dung der öffentlichen Meinung, auf das Urtcil der breitercn Schichtcn de«
Volkes einen großen Einfiuß ausgeübt; daß fie sich untercinander wider-
sprechen und daß ihre Verkünder nicht logisch bleiben und nicht alle Folge»
ziehen, bleibt für die Menge der Gedankenarmen unbewußt; jedoch hat
sich immer eine Minderheit gegen jeden einzelnen dieser Gründe erhobe»,
sei es aus partcilichem Jntereffe, sei es aus Ehrlichkeit, sei es auS Un-

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