Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fenger, Ludvig Peter
Dorische Polychromie: Untersuchungen über die Anwendung der Farbe auf dem dorischen Tempel (Text) — Berlin, 1886

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3957#0006
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Dekorationen für die grossen Hoffeste und erbten so zu sagen sein Amt. Aber scbon vorher bekam Hittorff
1823 —1826 die Gelegenheit, mit königlicher Unterstützung und Empfehlung eine Reise nach Italien zu
machen. Er kam nach Sicilien, wo im vergangenen Jahre die beiden Engländer Harris und Angell
unter den Ruinen Selinunts die drei merkwürdigen alterthümlichen Metopen von dem mittleren Tempel
auf dem westlichen Hügel gefunden hatten. Hittorff, der von zwei Schülern, Zanth und Stier,
begleitet war, unternahm jetzt auch umfassende "Vermessungen in Segeste und Selinunt, und obschon die
Eifersucht auf den Fremden seiner Arbeit etwas Eintrag that, erreichte er doch sehr schöne Ergebnisse und
fand theils in Selinunt, theils in Agrigent an den Tempelruinen nicht wehige Spuren von gefärbter Deko-
ration. Durch Quatremere-de-Quincy war seine Phantasie angeregt worden, und obschon nicht preis-
gekrönt, sann der reife und in dekorativen Arbeiten gewandte Künstler jetzt doch darauf, einen nicht gemeinen
„renvoi de Borne" zu machen, indem er die gefundenen Earbenspuren für eine Restauration eines Tempelchens
verwendete, dessen Ruinen er in der Nähe des obenangeführten grossen Tempels gefunden hatte.

In Rom wurde sein Vorhaben vielfach kritisirt, aber Thorvaldsen, welcher 1817 die Aegineten
restaurirt hatte, interessirte sich lebhaft für seine Arbeit und ermunterte ihn aufs Beste, ebenso Guerin,
der damalige Direktor der französischen Akademie. 1830 konnte Hittorff seine Zeichnungen und eine
Abhandlung an das Institut einsenden. Ein Auszug derselben findet sich in den Annali dell' instituto
dt eorrespondenza archeologica für 1830 S. 263 und in der Seance publique de la societe libre des beaux arts,
le 25. Decemhre 1831 S. 20, wo auch über die Diskussion berichtet wird, zu welcher die Lesung der
Memoiren im Institute Veranlassung gab. Im folgenden Jahre wurden die Zeichnungen trotz des Wider-
standes etlicher Farbenfeinde im Salon ausgestellt.

Durch die Julirevolution hatte Hittorff indessen seine Stellung verloren und war deshalb
genöthigt, sich eine andere als ausübender Architekt zu schaffen. Wie ihm dies gelang, und wie er bei
der Kirche St. Vincent de Paul, die er seinem Schwiegervater Lepere bauen half, für die Anwendung
der Farbe kämpfte, aussen durch die auf Lava eingebrannten Gemälde der Vorhalle, innen durch
Flandrin's lieblichen, mit Wachsfarben ausgeführten Fries, kann hier nur eine vorübergehende
Erwähnung finden. Aber diese Wirksamkeit machte auf seine Zeit und Kräfte so grosse Ansprüche,
dass er die Herausgabe einer Reihe Vermessungen von sicilischen Denkmälern, die er in Verein mit
Zanth 1827 unter dem Titel Architecture antique de la Sicile angefangen hatte, einstellen musste, ohne mit
Selinunt fertig zu sein, und ohne anderen Text als ein kurzes Verzeichniss am Umschlage der Lieferungen.
Nach seinem Tode 1868 hat sein Sohn eine neue abgeschlossene Ausgabe mit Text unter dem Titel Recueil
des monuments de Segeste et de Selinonte, Paris 1870, veröffentlicht. Es finden sich aber in beiden Ausgaben
nur vereinzelt zuverlässige polychrome Einzelheiten. Während das Werk über die antike sicilische
Architektur ruhte, arbeitete Hittorff an einer mit Farbendrucken illustrirten Ausgabe seiner ersten
Abhandlung über den Empedoklestempel. Sie erschien in 1851 unter dem Titel Restitution du Temple
d'Empedocle ou l'Architecture Polychrome chez les Orecs. Der Text war mit einer Recapitulation des ganzen
bis dahin geführten polychromen Streites vermehrt und ist dadurch zwar etwas weitschweifig geworden,
aber man bewundert doch den Fleiss und die Energie des Verfassers.

Obgleich es nun ein gewissermassen sehr glücklicher Gedanke Hittorff's war, den Versuch mit
einer vollständigen in- und auswendigen Tempelrestitution an das kleine Gebäude, das er sich rühmen
konnte gefunden zu haben, anzuknüpfen, indem er dadurch die Schwierigkeiten vermieden hat, die jedem
in den Weg treten müssen, welcher diesen Versuch mit einem sechs- oder achtsäuligen, vielleicht hypä-
thralen Tempel hätte wagen wollen, so lässt es sich doch auf der andern Seite nicht leugnen, dass der
sogenannte Empedoklestempel für den erzielten Zweck Mängel hatte, und dass Hittorff's Theilnahme
 
Annotationen